Die Neustädter und ihr Marktplatz: Chronik einer unendlichen Geschichte

Neustadt/Kulm. Seit 2011 wird die Marktplatzsanierung in Neustadt am Kulm diskutiert, geplant und immer wieder verschoben. Ein Rück- und Ausblick. 

Von Udo Fürst

NeustadtKulm, Stadtrat, Marktplatz2
Zwei, die unbedingt wollen, dass es in ihrer Stadt endlich vorangeht: Tim Preißinger (rechts) und Michael Walter von „Pro Neustadt“ sind für die Marktplatzsanierung. „Das betrifft schließlich die ganze Stadt und nicht nur die Anlieger“, sagt Preißinger. Fotos: Udo Fürst

Kaum schien man einer Lösung näher, folgt der nächste Rückschlag bei der „unendlichen Geschichte“ Marktplatzsanierung. Weil die Stadt einen neuen Haushalt aufstellen musste, verzögert sich das so heiß umkämpfte und umstrittene Millionenprojekt erneut auf unbestimmte Zeit.

Eine Chronik:

2011: Der Stadtrat diskutierte erstmals über eine Auffrischung des wunderschönen, aber deutlich in die Jahre gekommenen historischen Marktplatzes. Es folgen viele Diskussionen, Vorschläge und Streitereien um das Vorhaben.

2014: In fast komplett neuer Besetzung beschließt der Stadtrat, das Projekt voranzutreiben und die Bürger mit ins Boot zu holen. Eine Umfrage wird gestartet, in Gesprächsrunden diskutieren viele Neustädter über das Vorhaben und was ihnen am wichtigsten ist.

2015: In einem Architektenwettbewerb setzt sich die Arbeitsgemeinschaft „Landschaftsarchitektur+“ aus Hamburg und „P+ Architekten & Ingenieure“ aus Bayreuth durch und holt den ersten Preis.

2016: Bürger erarbeiten in Workshops unter Begleitung von sogenannten Mediatoren Themen und konkrete Vorschläge für die Marktplatzsanierung. Nach fünf Jahren Diskussion und Vorbereitung beauftragt der Stadtrat im Juli das Planungsbüro „Landschaftsarchitektur+“ aus Hamburg mit dem Projekt Marktplatzsanierung. Bürgermeister Wolfgang Haberberger bezeichnet den Beschluss als „großartigen Meilenstein“: Ende des Jahres formiert sich der Widerstand von mehreren Marktplatzanliegern gegen die Pläne. In lautstarken Protestaktionen vor und während der Stadtratssitzungen formulieren sie ihre Bedenken. Der Protest reicht bis ins Landratsamt und zur Bezirksregierung.

Protest Neustadt, Kulm (1)
Seit Ende vergangenen Jahres protestieren die Mitglieder der Interessengemeinschaft der Marktplatzanlieger gegen die Umgestaltung der Innenstadt.

2017: Anfang des Jahres gründet sich „Pro Neustadt“ als Gegenbewegung zu den Kritikern der Marktplatzsanierung. Sie wollen die zügige Umsetzung der Pläne und damit ihre Stadt voranbringen. Ungeachtet dessen setzt sich der Protest der Marktplatzanrainer fort, Landrat Andreas Meier lehnt überraschend die geplante Verlegung der durch den Ort führenden Kreisstraße als „zu teuer“ ab. Es folgt eine Auseinandersetzung zwischen Landrat und Bürgermeister Wolfgang Haberberger mit gegenseitigen Vorwürfen. Der Architekt erarbeitet neue Pläne, in zwei Stadtratssitzungen mit Dutzenden Bürgern stellen Gegner und Befürworter des Projekts ihre Vorstellungen und Pläne vor. Nachdem die Stadt bei den neuen Plänen auf einige Forderungen der Anlieger eingeht, scheint eine Annäherung möglich.

Mittlerweile sind die Fronten zwischen Stadtrat und Sanierungsgegnern wieder verhärtet. Daran ändert auch eine Ortsbegehung von Behördenvertretern nichts. Das bestätigt die Aussage von Georg Doreth, einer der Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) der Marktplatzanlieger: „Ich bin nicht zufrieden mit dem, was da kundgetan wurde.“ Die IG habe das Treffen als wenig hilfreich empfunden und keinen Schritt nach vorne erkennen lassen. „Wir wollen den Marktplatz in dieser Form nicht und wir werden weiter für unsere Vorstellungen kämpfen.“

Ausblick: Nachdem die Stadt ihren Haushalt neu verabschieden und die Marktplatzsanierung deshalb wieder verschoben werden musste, scheint die Realisierung des Projekts weiter entfernt denn je. Auch wenn Bürgermeister Wolfgang Haberberger und die Mehrzahl der Stadträte am Stadtumbau festhalten wollen, ist der Ausgang dieser unendlichen Geschichte offen. Fortsetzung garantiert.

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