Dackelrekord in Regensburg: Parade von 1175 Krummbeinern mit Zweibeinern

Regensburg. Seit Seppi Küblbeck und Oliver Storz mit ihrem Dackelmuseum aus Ärger über das Passauer Ordnungsamt in die Oberpfalz umzogen, ist Regensburg Welt-Hauptstadt der Krummbeiner. Diesen Anspruch unterstreicht der Dackelparade-Weltrekord mit 1175 Zamperln.

Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum

Dackel aller Himmelsrichtungen, vereinigt euch: Dem Aufruf des Dackelmuseums folgten am vergangenen Sonntag 1175 Dackel aller Varianten – Kurzhaar schwarz, Kurzhaar rot, Langhaar rot, Kurzhaar gescheckt, Langhaar rot – die mit Begleitung zweibeiniger Leinehalter und gesäumt von Zehntausenden Schaulustigen vom Dultplatz zum Domplatz paradierten.

Dackeltankstellen für die Zamperl

Auftanken durften die mit geschenkten Halstüchern geschmückten Zamperl entlang des Weges an Dackeltankstellen mit Wassernäpfen. Die Veranstalter wollten mit dem Wuffkonzert in der Welterbe-Stadt an der Donau ein Zeichen für Lebensfreude und Leichtigkeit in schwierigen Zeiten setzten: „Der Dackel ist nicht politisch“, erklärte Seppi Küblbeck. „Für den Dackel sind alle Menschen gleich, egal, welche Hautfarbe und woher sie kommen.“

Wittelsbacher-Nachfahrin Herzogin Elisabeth in Bayern, selbst eine rührige Dackelzüchterin, assistierte Küblbeck bei einer gemeinsamen Kutschfahrt. Die Dackelliebhaber wehrten sich außerdem gegen Kritik der Grünen Jugend Regensburg, der Jusos und der Tierrechtsorganisation PETA, die sich mit Verweis auf das Problem der Qualzucht gegen die Dackelparade ausgesprochen hatten. Dabei begrüßen viele Dackelbesitzer die geplante Reform, die verhindern soll, dass Dackel mit zu krummen Beinen oder zu langen Körpern gezüchtet werden.

Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dissident und Dackel-Liebhaber Pavel Kohout. Collage: jrh
Dissident und Dackel-Liebhaber Pavel Kohout. Collage: jrh
Historische Dackeldarstellung, Grafik: Fischer-Verlag
Historische Dackeldarstellung, Grafik: Fischer-Verlag
Historische Dackeldarstellung, Grafik: Mützel
Historische Dackeldarstellung, Grafik: Mützel
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dissident und Dackel-Liebhaber Pavel Kohout. Collage: jrh
Historische Dackeldarstellung, Grafik: Fischer-Verlag
Historische Dackeldarstellung, Grafik: Mützel
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum
Dackelparade in Regensburg. Foto: Dackelmuseum

Schon Kelten jagten mit Dackel-Urahnen

Die Dackel-Verächter müssen ihre Kritik wohl weit zurück in die Vergangenheit adressieren. Die Urväter der Krummbeiner sind vermutlich über zweitausend Jahre alt. So sollen bereits keltische Volksstämme eine Hunderasse namens „Bracken“ oder „Segusier“ für die Jagd gezüchtet haben. Der Keltenbracke gilt auch aus der Sicht heutiger Archäologen als Urvater der Dackel.

Im Mittelalter waren Hunde mit kurzen, krummen Beinen zur Jagd auf Füchse und Dachse gefragt, die Hühner rissen und die Ernte fraßen. Bis zum 18. Jahrhundert wurden die unterschiedlichen Züchtungen, die noch Steh-Ohren hatten und größer waren als heutige Dackel, Tachs-Krieger, Tachs-Kriecher und Tachs-Schlieffer genannt. 1560 werden die Hunde, die „speziell für die Jagd in Dachs- und Fuchsbauten gezüchtet wurden“, erstmals in einem Hundebuch erwähnt.

1879 wurden die ersten, allgemein akzeptierten Rassekennzeichen aufgestellt. Neun Jahre später gründeten Klaus Graf Hahn und Dr. Emil Illgner den „Deutschen Teckelclub“, der noch heute mehr als 25.000 Mitglieder zählt und die Zeitschrift „Der Dachshund“ verlegt. Im 19. Jahrhundert machte die englische Königin Victoria, die den Dackel ihres missratenen Enkels, den deutschen Kaiser Wilhelm II., ins Herz schloss, auch im britischen Weltreich bekannt.

Ein künstlerisches Denkmal setzte Picasso seinem Dackel Lump, dem er dem Fotografen David Douglas Duncan bei dessen Atelierbesuch 1957 ausspannte. Picasso verewigte Lump in einigen Zeichnungen und malte ihn sogar in einige seiner Interpretationen von „Las Meninas“. Im Originalbild von Velázquez ist ein spanischer Mastiff zu sehen. Picasso malte an seiner Stelle aber lieber seinen Dackel. Von 44 Interpretationen des Gemäldes kommt Lump in 15 davon vor.

Literarisch verewigte der tschechische Dissident und bekennende Dackel-Fan Pavel Kohout die auch im Nachbarland beliebte Hunderasse in „Wo der Hund begraben liegt“. Kohout erzählt vom Leben, das der Dackel Edison bei seiner Frau und ihm führt, und stellt es dem politischen Hundeleben der Verfemten und Geächteten gegenüber. Das Schicksal des Dackels verschmilzt mit dem seiner Herrschaften, die schließlich in eine atemberaubende Kriminalgeschichte verwickelt werden.

Deutschland erlebte nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal einen gewaltigen Dackel-Boom. Seit den 1960er Jahren stehen die Dackel in den deutschen Welpen-Statistiken stets auf einem der vorderen Plätze. 1972 wurde der Dackel Waldi deutsches Olympia-Maskottchen.

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