Damals wie heute? Theaterstück mit moralischen Wurzeln

Weiden. Die Theateraufführung des Projekts ReMember im JUZ Weiden birgt Fragen und Anregungen rund um das Thema Antisemitismus und die eigene Vergangenheit. Gesellschaftskritischer Diskussionsstoff kommt dabei nicht zu kurz.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler flechten ihre eigenen Erfahrungen in das Theaterstück “Damals wie heute?” ein. Bild: Ursula Soderer

„Merkt euch: In Deutschland ist Judenhass nicht erlaubt! Juden sind bei uns okay!“ In einer Theaterszene sind zwei jungen Geflüchteten diese Regeln eingebläut worden – sie nickten eifrig. “Antisemitismus ist hierzulande wohl ein rotes Tuch. Was das ist, und was man wirklich dagegen tun kann – da scheint sich die Gesellschaft nicht so sicher zu sein…” so eine Aussage der Verantwortlichen des Theaterstücks.

Kooperatives Theater über die eigene Geschichte

„Damals wie heute?“ heißt das Theaterstück, das 2021 im Rahmen des Projekts ReMember entstanden ist und im JUZ Weiden vor Schulklassen aufgeführt worden ist. Über den Sommer haben die 11 Schülerinnen und Schüler viel Freizeit geopfert, um so weit zu kommen.

Zusammen mit einem Team der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und der Berliner Initiative MIND prevention haben sie sich in Workshops, Gedenkstättenbesuchen und gemeinsamen Wochenenden mit ihrer eigenen und der deutschen Geschichte beschäftigt.

Gesellschaftskritische Diskussionen

Die Inszenierung zeigt, welche Reise sie zurückgelegt haben, und fordert die Zuschauer kritisch-provokant zum Streitgespräch auf. “Wie wirkt das, was im Nationalsozialismus geschehen ist, heute noch weiter? Und wie ehrlich sind wir uns als Gesellschaft in der Auseinandersetzung damit?” diese Fragen prägen unter anderem die Diskussion über die Aufführung.

Das Theater wirft auch Fragen über Zivilcourage damals und heute auf: “Wer schaut hin, wer mischt sich ein – und wer bleibt unbeteiligt und tut nichts, obwohl sich das Leid direkt vor den eigenen Augen abspielt?” Die Schauspielerinnen und Schauspieler greifen bei der Darbeitung auch auf ihre eigenen Erfahrungen zurück, was dem Theaterstück eine Extraportion Authentizität verleiht. Alle sind bereits mit Ausgrenzung und Diskriminierung in Berührung gekommen, gerade die Geflüchteten in der Projektgruppe haben Gewalt und Verfolgung hautnah erlebt.

Publikum zum Nachdenken anregen

Im Anschluss an die Aufführung geben die elf Darstellerinnen und Darsteller den Raum zum Gespräch über das Stück, ihre persönlichen Motivationen, Geschichten und Lernprozesse. Die Fragen aus dem Publikum der vergangenen Aufführungen zeigten, dass das Theater etwas bei ihnen ausgelöst hat. Die Neugier auf die Themen und die Auseinandersetzung mit Geschichte war spürbar.

Die Gruppe plant eine Tournee in Bayern und nächstes Jahr in ganz Deutschland mit ihrem Theaterstück und möchte die Zuschauer zum Nachdenken bringen. Mina Ahmadi aus dem Projekt sagt, was sie vermitteln will: „Wir müssen die Stimmen der anderen sein! Jeder von uns soll die Wahrheit wissen und immer gegen Hass, Diskriminierung und falsche Theorien kämpfen“.

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