Das Geheimnis der Königs

Neusorg. So viele geballte SPD-Politprominenz hat man in Neusorg wohl noch nicht gesehen: Von Abordnungen zahlreicher Ortsvereine über Kreisvorsitzenden Rainer Fischer, Bürgermeister Peter König, Ex-MdL und Ex-MdB Werner Schieder, Bayern-SPD-Generalsekretär Uli Grötsch bis hin zur Landesvorsitzenden Natascha Kohnen – sie alle wollten den 70. Geburtstag der Neusorger Sozialdemokraten mitfeiern. Dass sich sogar Pfarrer Hans Riedl das Ereignis nicht entgehen ließ beweist, wie fest verwurzelt der Ortsverein in Neusorg ist.

Von Udo Fürst

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Diese Mitglieder wurden für ihre Treue zum SPD-Ortsverein geehrt. Mit auf dem Foto (vorne, von rechts) Ortsvorsitzender Robert König, Generalsekretär Uli Grötsch und Landesvorsitzende Natascha Kohnen.

Es war ein beeindruckender und perfekt organisierter Festakt im brechend vollen Pfarrsaal mit der Festrede der Landesvorsitzenden und den Ehrungen verdienter Mitglieder als Höhepunkt. Der Ortsvereinsvorsitzende Robert König und sein Team hatten ganze Arbeit geleistet und sie durften sich dafür auch das gesammelte Lob der deutlich mehr als hundert Gäste abholen. „Wir haben immer mit Standhaftigkeit, Ehrgeiz, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit das Beste für die Bürger unserer Gemeinde zu erreichen versucht“, sagte König in seiner Begrüßung. Die SPD habe als älteste Partei viel zur Entwicklung im Ort beigetragen und man besonders stolz auf die 39 Jahre, in denen SPD-Bürgermeister die Geschicke von Neusorg gelenkt hätten. „Von Valentin Kuhbandner über Ludwig und Günther bis zu Peter König standen stets gestandene Sozialdemokraten an der Spitze des Ortes.“

Die Geschichte des SPD-Ortsvereins erzählte stellvertretender Vorsitzender Anton Buschette in seinem Vortrag der Chronik. Demnach gründeten acht Männer auf Initiative von Valentin Kuhbandner genau am 1. Juli 1947 den SPD-Ortsverein. Erster Vorsitzender war damals Georg Gründler, ihm folgte Valentin Kuhbandner, dem anschließend eine beispiellose Politkarriere gelang: Vom Bürgermeister zum Landrat, Bezirksrat bis zum Landtagsabgeordneten. Danach folgte die Ära der Königs mit 39 Jahren Bürgermeistertätigkeit: Von Ludwig (1966 bis 1978) über Günther (1990 bis 2008) und Peter König (seit 2008). Dieses „Geheimnis der Könige“ sei neben der tollen Einladung für die damals noch als Generalsekretärin fungierende Landesvorsitzende gewesen, dem Ruf zur Jubelfeier zu folgen.

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Natürlich durfte der Eintrag Natascha Kohnens ins Goldene Buch der Gemeinde nicht fehlen. Aufmerksame Beobachter waren (von links): Dritter Bürgermeister Karl Lenhard, Uli Grötsch, Ehrenschirmherr Günther König, Schirmherr und Bürgermeister Peter König und Dieter König. Fotos: Udo Fürst

Beitrittswelle: Jugend im Mittelpunkt

Wer von Natascha Kohnen eine flammende Wahlkampfrede erwartet hatte, wurde sicher etwas enttäuscht an diesem Abend. Allerdings entschädigte die Landesvorsitzende mit einer sehr persönlichen, ruhigen und wohltuend besonnenen Ansprache die vielen Gäste. Sie wolle sich nicht am politischen Gegner abarbeiten, sondern eine vernünftige und respektvolle Politik machen. In Uli Grötsch habe sie einen Generalsekretär gefunden, der sich in nur vier Jahren mit seiner ungemein höflichen, sachlichen, kompetenten und sympathischen Art einen hervorragenden Ruf in der SPD-Bundestagsfraktion erarbeitet habe. „Ich glaube, dass ich eine wunderbare Wahl getroffen habe.“ In den Mittelpunkt ihrer Rede stellte Kohnen die Jugend. „Wir haben 70 Jahre Demokratie ohne Krieg erleben dürfen, das ist für die Menschen heute eine Selbstverständlichkeit.“ Sie sei froh über die weltoffene Gesellschaft, müsse aber erkennen, dass politische Parteien heutzutage bei den Jungen nicht mehr richtig ankämen. Allerdings habe die Entwicklung auf der Welt nach der Wahl von Donald Trump viele junge Menschen veranlasst, sich politisch zu engagieren.

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Die SPD-Landesvorsitzende schenkte Bürgermeister Peter König ihr strahlendstes Lächeln.

Dies habe Ende vergangenen Jahres zu einer ersten Beitrittswelle in die SPD geführt. Die zweite sei nach der Ernennung von Martin Schulz zum Kanzlerkandidaten im April gefolgt. „Die jungen Leute haben gemerkt, irgendetwas stimmt nicht mehr mit der Demokratie auf dieser Welt. Sie wissen, dass ein Facebook-Like allein nicht mehr genügt, um etwas zu verändern.“ Die Entwicklung in den USA, der Türkei oder Frankreich habe die Demokratie ins Schlingern gebracht. „Wir müssen gemeinsam gegen diese Entwicklung mit all seinen undemokratischen Tendenzen kämpfen. Hier will ich den Namen einer bestimmten Partei gar nicht mehr in den Mund nehmen“, wollte die SPD-Landesvorsitzende ihre Abneigung gegen die AfD nicht verhehlen.

Mut mache ihr, dass sich die Jugend von heute mehr Solidarität und sozialen Zusammenhalt wünsche. „Diesen Leuten kommt es nicht allein auf die Karriere an, sie wünschen sich laut einer Umfrage vor allem mehr Zeit.“ 80 Prozent hätten auch angegeben, dass sie gerne ehrenamtlich arbeiten würden. Kohnen dankte ausdrücklich Bürgermeister Peter König, dass er sich für die Aufnahme von Flüchtlingen eingesetzt und dies auch umgesetzt habe. „Du hast uns damit ein Gefühl der Solidarität gegeben.“

Heute beginnt die Zukunft

Grußworte sprachen Bürgermeister Peter König („Wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern weiter an der Gemeindepolitik mitwirken. Heute beginnt die Zukunft.“), Ehrenvorsitzender und Ehrenbürger Günther König („Ich habe dem SPD-Ortsverein und Valentin Kuhbandner viel zu verdanken“), Kreisvorsitzender Rainer Fischer („Der Ortsverein ist eine Säule im Kreisverband“), Generalsekretär Uli Grötsch („In Neusorg ist der erste gemeinsame Auftritt von Natascha und mir. Wir brauchen solche Menschen wie euch für die Demokratie. Ihr seid gut für dieses Land.“) und Pfarrer Hans Riedel, der an den Ortsverein und an Natascha Kohnen augenzwinkernd je ein Exemplar der katholischen Soziallehre überreichte. Musikalisch gestalteten die Blaskapelle Neusorg sowie Stefan Daubner (Klarinette) und Christopher Schützenmeier (Klavier) den Abend. Für das leibliche Wohl hatte die AsF ein kaltes Büffet vorbereitet.

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Einmarsch mit Applaus: Natascha Kohnen, Uli Grötsch, Anton Buschette, Peter König, Günther König (verdeckt) und Robert König.

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