Das Mirakelbuch von St. Felix

Neustadt/WN. 325 Gebetserhörungen sind in dem Buch aus dem 18. Jahrhundert verzeichnet. Aufbewahrt wird es im Kloster St. Felix.

Das Mirakelbuch von St. Felix. Bilder: Hans Prem
Bilder: Hans Prem
Bilder: Hans Prem
Bilder: Hans Prem

Der Anfang der Wallfahrt zum heiligen Felix in die gleichnamige Wallfahrtskirche in Neustadt liegt Jahrhunderte zurück. Sie ist in das beginnende 18. Jahrhundert eingebettet, nachdem die Stürme der Reformation und die Leiden des 30-jährigen Krieges vorbei waren. Doch wie kommt es, dass damals in der Oberpfalz ein italienischer Heiliger verehrt worden ist?

Wunder des Heiligen

Im Jahre 1710 berief Fürst Ferdinand von Lobkowitz auf Bitten der Bürger drei Kapuziner nach Neustadt, damit diese neben dem Pfarrer in Altenstadt in der Stadt die Seelsorge mit übernahmen. Zwei Jahre walteten die Kapuziner ihres Amtes, als man in Rom den Bettelbruder Felix von Cantalicio heiliggesprochen hatte. Er war der erste Heilige des Kapuzinerordens. Die Wunder, die auf Fürbitte des Heiligen geschahen, sind bald in der ganzen katholischen Welt bekannt worden und gelangten so auch zu den Patres ins kleine Kloster auf dem Schulbühl, das sich St. Felix als neuen Schutzpatron erkoren hatte. In alten Urkunden ist damals schon vom Kloster des heiligen Felix in Neustadt die Rede.

Im Jahr der Heiligsprechung 1712 befiel den fürstlichen Stadtrichter Christof Ulrich von Weinzierl ein tückisches Fieber, das ihn lange auf das Krankenbett zwang. Der Klosterchronist schreibt: „…, dass vom Herrn Doktor keine Medizin helfen wollte“. Eines Tages bekam der Stadtrichter von einem Kapuziner, der ihn öfter besuchte, ein Lebensbuch des heiligen Felix, das zahlreiche Wunder des Heiligen beschrieb. Weinzierl gelobte, aus Andacht eine Statue des Heiligen fertigen zu lassen, falls ihm Hilfe in seinem Leiden zuteilwerden sollte. „So als ein Martersäul gesetzt werden soll“, versprach er.

Als den Ort, an dem die Säule aufgerichtet werden sollte, beschrieb er „allwo man Neustadt und die Stadt Weiden sehen kann“. Auf sein Gelübde hat St. Felix geholfen. „Sogleich verließ den Schwerkranken das Fieber“, berichtet Pater Castus und fügt gewissermaßen als Bestätigung hinzu: „alles aus dessen eigenen Mund, welcher dieses heilige Bild St. Felicis gleich nach gethanen gelibt 1712 hat machen und aufsetzen lassen“.

Gebetserhörungen

Auf dem sogenannten Doktorleiten-Berg, der im Besitz des Stadtrichters war, ist die von Adolphus Grieger geschnitzte Statue auf einer hohen eichenen Säule aufgesetzt worden. Diese Stelle ist jene, an welcher heute der Hochaltar der Wallfahrtskirche steht. Die Statue wurde Gegenstand stiller, frommer Verehrung. Der Wallfahrt zum heiligen Felix bei Neustadt war der Grundstein gelegt. Die niedergelegten Opfergaben sind im Altenstädter Pfarrhof gesammelt worden, die Gebetserhörungen, 325 an der Zahl, hatte man im Mirakelbuch aufgeschrieben.

Darin verzeichnet ist zum Beispiel, dass sich im Jahre 1726 der Ziegler Meierhöfer vom nahen Hammerharlesberg, der stark an Gicht litt, auf Anrufen des Heiligen von seinem Leiden befreit worden war und zwar in dem Monat, als er sich zur Felixsäule geschleppt hat. Er bestätigt dies selbst im Wunderbuch Nr. 2. Die Begebenheit ist heute noch teilweise im Bild oberhalb der nördlichen Kirchenpforte festgehalten.

Der Eintrag lautet: „Anno 1726 war Johannes Mayerhoffer verheurateter junger Zieglmeister aufn fürstl. Hammer schon 8 month geferrlich krankh, daß alle angewandte medizin und pflaster nichts geholfen, wol er forcht der Dothsgefahr; endlich traumbte ihm, er hätt mit seinen Leuthen und arbeithern auf der Doctor Leuthen bei St. Felix graben und gearbeithet, nach diesem Traum nimmt er sein stecken, macht sich auf den Weg, wie woll ganz schwach und Kraftlos, also daß man ihm diesen geferrlichen gang mißraten. Er geht doch, ja schier halb krichendt, kommt an zu St. Felix: fangt gleich an, den hl. Rosenkranz zu betten, nach Vollendung desselben gebeths steht er ganz frisch und gesundt auf, geht in die Statt Neustatt, ißt und trinkt mit Verwunderung aller, so sein Krankheit gewußt: er thuet auch die Pflaster vom Leib und sagt St. Felix seie sein Doctor gewesen“.

Beispiele wunderbarer Begebenheiten

Weitere Beispiele wunderbarer Begebenheiten im Mirakelbuch sind die ledige Wirtstochter Margaretha Sibilla Beimblerin aus Altenstadt, die ihre Stimme wiedererlangte, der Student und Maurerssohn Joannes Georgius Wettengel aus Eger, der sieben Jahre gehörlos war und in der St.-Felix-Kapelle wieder hören konnte, oder der Kornbauer aus Roßßbiehl nahe Konnersreuth, der sich mit einem Brotmesser in das rechte Auge geschnitten hat, „daß der Augenstern ist herausgerunen“ und durch die Anrufung des Heiligen wieder sehen konnte.

Ganz dem Unwetter preisgegeben stand die Felixstatue 17 Jahre, bevor sie 1729 ein Gewitter beschädigte. Nach Renovierung sind auch die Mittel zum Bau einer hölzernen Kapelle zusammengebracht worden, um die Heiligenfigur in Zukunft besser zu schützen. Im Türbogen zur südlichen Kirchentür der Wallfahrtskirche ist diese Kapelle abgebildet.

Bittende Wallfahrer

Die bittenden Wallfahrer zu St. Felix wurden immer mehr. Wenn sie im Kloster zu Neustadt vorsprachen und dort ihre eidlichen Angaben machten, erhielten sie immer ein Andachtsbild des Heiligen. Das erste Bild wird heute noch im Kloster St. Felix aufbewahrt. Bald hatte man anstelle der hölzernen Kapelle eine Kapelle aus Stein gebaut und 1746 vergrößert in dem Umfang, wie sich die Wallfahrtskirche heute präsentiert.

Pater Castus hat die Gebetserhörungen 1731 in dem Buch niedergeschrieben. Es reicht zurück bis ins Jahr 1712, als die erste Statue des Heiligen auf dem Weinzierlberg aufgestellt worden war und endet im Jahr 1734. Heute ist es im Archiv der Stadt Neustadt zu finden.

* Diese Felder sind erforderlich.