Das RS-Virus hält die Weidener Kinderklinik in Atem

Weiden. Das RS-Virus grassiert auch in der Region. In der Kinderklinik Weiden arbeitet man schon bis zum Anschlag.

14 kleine Patienten, die sich mit dem RS-Virus infiziert haben, werden aktuell in der Kinderklinik Weiden behandelt. Symbolbild: Pixabay

Das Respiratorische Synzytial (RS)-Virus grassiert in Bayern und macht besonders Babys und Kleinstkindern das Atmen schwer. Münchner Kinderkliniken haben keine Kapazitäten mehr frei, müssen ihre kleinen Patienten mittlerweile mit dem Rettungswagen nach Passau schicken. Oder, wie erst jetzt geschehen, nach Weiden. Doch auch in der Max-Reger-Stadt ist die Situation angespannt, wie der Leiter der Kinderklinik, Dr. Fritz Schneble betont. „Es gibt aber keinerlei Grund zur Panik“, beruhigt der Chefarzt. Jeder kleine Patient kann behandelt werden. Wird der Aufnahmedruck in Weiden zu groß, wird bei den Nachbarn in Bayreuth oder Amberg angeklopft.

Vier-Bett-Zimmer sind belegt

In der Max-Reger-Stadt wurden in der vergangenen Woche 14 kleine Patienten mit dem RS-Virus stationäre behandelt. In der neuen Woche sind es auch schon wieder so viele. Doch das Respiratorische Synzytial-Virus ist schließlich nicht der einzige Erreger, weswegen die Kinder hier behandelt werden müssen. Acht der kleinen RS-Patienten müssen mittlerweile sogar in Vier-Bett-Zimmern untergebracht werden. Die gibts noch, sind aber längst nicht mehr Standard.

Eine Station musste sogar schon geschlossen werden, wegen Personalmangels. Denn das RS-Virus, das Atemwegserkrankungen auslöst, kann auch bei Erwachsenen seine Infektionsspuren hinterlassen. Vor allem dann, wenn sie an Vorerkrankungen wie zum Beispiel Asthma leiden.

Kinder laufen „blau“ an

Doch besonders heftig schlägt das Virus bei Neugeborenen bis vier Wochen und drei bis vier Monate alten Säuglingen zu. Das hat zwei Gründe: die Wutzerl legen lange Atempausen ein. Das ist normal. Durch die Infektionen werden diese aber zusätzlich in eine gefährliche Länge gezogen. Die Sauerstoffsättigung im Blut nimmt ab, die Kleinen laufen blau an. Dann muss sehr schnell gehandelt werden.

Bronchien-Durchmesser zu klein

Bei Kleinstkindern ist zudem der Durchmesser der Bronchien noch klein. Eine Entzündung kann sie weiter verengen. Atemnot ist die Folge. Hält die Virus-Infektion zu lange an, können sich außerdem Bakterien einnisten. Eine Lungenentzündung könnte sich daraus entwickeln. Mit Inhalationen und einer Infusionstherapie, mit der die Flüssigkeitsaufnahme unterstützt wird, werden die kleinen Patienten behandelt. In schwereren Fällen wird noch mit Cortison gearbeitet. „Das hat sich als sehr effektiv erwiesen und eine Inkubation vermeiden lassen“, erzählt Dr. Schneble. Schwerste Krankheitsverläufe oder gar Todesfälle gab es, Gott sei Dank, in Weiden bislang noch nicht.

Impfung gibt es nicht

Zwischen vier und zehn Tagen müssen die Kleinen im Klinikbettchen zubringen. Eine Impfung gegen das RS-Virus gibt es nicht. Nur in Einzelfällen, bei extremen Frühchen bis zur 28. Woche, besteht die Möglichkeit der passiven Immunisierung. Die muss im vierwöchigen Rhythmus wiederholt werden. „Die ist sehr teuer und wird nur bei Hochrisikokindern angewandt, für die eine RS-Infektion lebensbedrohend sein könnte“, erläutert der Mediziner.

Dass das Virus wie eine Welle über das Land schwappt, könnte auch eine Spätfolge der Corona-Pandemie sein. Dr. Schneble vermutet einen gewissen Nachholeffekt. Nach zwei Jahren „Abstand halten“ sind jetzt die Masken weg, Horte und Kinderkrippen haben wieder geöffnet.

Zwei bis drei Monate wird das RS-Virus uns noch beschäftigen. Darum rät der Klinikleiter den Eltern von Säuglingen und Kleinstkindern dringend: „Unbedingt Orte vermeiden, an denen man mit vielen Menschen in Kontakt kommen kann.“

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