Das sind zwei der ältesten Kirchen Weidens

Weiden. Die Kirchen St. Michael und St. Josef sind die größten Kirchenbauten in Weiden – und haben auch die beiden größten Orgeln. Was die St. Josef und St. Michael Kirchen ausmacht.

Von Jürgen Wilke 

St. Michael Kirche Weiden 1

In Weiden gab es von März 1656 bis zum 31. Juli 1899 das Simultaneum. Egal, ob evangelischer oder katholischer Bürger – die St. Michael Kirche nutzten alle Weidener. Dabei gab es aber auch immer mehr Schwierigkeiten: Der sprunghafte Anstieg der Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlangte eine Lösung dieser Probleme. Im Jahr 1870 zählte die Stadt noch 3.670 Einwohner, Jahr 1900 gab es schon 9.959 Einwohner in Weiden – darunter immer mehr Katholiken. Deshalb beschloss man sich zum Neubau einer Kirche. Am 11. November 1900 konnte die neue Kirche St. Josef eingeweiht werden.

St. Josef und die Eisenbarth-Orgel

St. Josef Weiden 12

Die klangmächtige „Eisenbarth-Orgel“ gliedert sich in hervorragender Weise sowohl optisch als auch akustisch in den imposanten Raum der Josefskirche ein. Der Orgelprospekt von 1901 beruht auf einem Entwurf des Architekten der Kirche Johann Baptist Schott. Münchener Maler Franz Hofstötter setzte die vier überschlank geformten musizierenden Engel nachträglich auf den Orgelprospekt. Ursprünglich beherbergte das Orgelgehäuse ein zweimanualiges Orgelwerk der Firma J. B. Maerz aus München, das die Firma G. F. Steinmeyer & Co in Oettingen, grundlegend umbaute und um ein drittes Manual erweiterte. Wegen Abnützung und Umwelteinflüsse war das elektropneumatische Instrument später unspielbar. Der Passauer Orgelbaufirma L. u. W. Eisenbarth hat es 1983 durch einen Neubau ersetzt. Daher der Name „Eisenbarth-Orgel“.

St. Josef Weiden 11

Im Jahr 2009 nahm sich Fa. Thomas Jann aus Laberweinting die Generalsanierung der Orgel vor. Lothar Banzhaf  intonierte die Orgel grundlegend neu. Das Instrument verfügt über drei Manuale, ein Pedal, 52 Register und eine mechanische Spieltraktur. Die ausgewogen intonierten Register und die einzigartige Akustik des Raumes vereinen barocke Klarheit mit romantischer Klangverschmelzung, so dass Orgelmusik vieler Stilepochen und insbesondere die Max Regers vorzüglich dargestellt werden kann. Ebenso erfüllt das Instrument alle liturgischen Aufgaben. Die Klangfarben reichen von zarten Streicherstimmen, lieblichen Flöten, lyrischen und schmetternden Zungenstimmen, kraftvollen Prinzipalen und Mixturen bis hin zum Tutti, das den Raum beeindruckend erfüllt, ohne den Zuhörer zu erschlagen. Eine Besonderheit ist die Celesta, eine Art Glockenspiel, das aus der Vorgängerorgel übernommen wurde. Die Orgel ist zu hören bei Gottesdiensten, in Konzerten und bei den Sommermatineen in den Monaten Juli, August und September, jeden Samstag unmittelbar nach dem Zwölf-Uhr-Läuten.

Bewegte Orgelgeschichte: Blick zurück auf wichtige frühere Musik

St. Michael Kirche Weiden 2

„Im Jahr 1480 fertigt der Orgelmacher Hans Rebel von Pirk für St. Michael in Weiden eine neue Orgel. Diese Orgel befand sich an der linken Seite des Chors über der Sakristei.“ So steht es im Stadtarchiv von Weiden. Seither blickt St. Michael auf eine bewegte Orgelgeschichte zurück. 1565 baute der Niederländer Hermann Raphael Rottensteen eine zweimanualige Chororgel mit Rückpositiv. Diese Orgel wurde später auf die Westempore versetzt und mehrmals umgebaut. Das Rückpositiv wurde aufgegeben und durch ein Oberwerk mit vier Registern ersetzt. An dieser noch mechanischen Orgel spielte Max Reger regelmäßig von 1886 bis 1889.

Im Jahr 1902 baute Johannes Strebel in das alte Gehäuse einen Neubau mit 24 Registern, pneumatischer Kegellade und diversen Druckknöpfen zur Regulierung der Dynamik. Diese Orgel hat Reger im März 1903 geprüft und auch öffentlich vorgeführt. Firma Walcker baute 1969 eine neue Orgel mit 41 Registern. Wegen der Beibehaltung des alten und viel zu kleinen Gehäuses ergaben sich hierbei architektonische Probleme: Nachteile in der Aufstellung und Begrenzungen in der Disposition. Die „Max-Reger-Gedächtnisorgel“ löste 2007 die Walcker-Orgel ab. Sie ist besonders für die Orgelmusik Max Regers geeignet, ermöglicht aber auch die Wiedergabe der Musik anderer Epochen.

Erbaut wurde sie von der Orgelbaufirma Weimbs aus Hellenthal in der Eifel. In der Stilistik knüpft das Instrument dabei an der deutsch-romantischen Orgel an, bleibt aber nicht bei einer reinen Kopie stehen. Dies zeigt sich auch im Äußeren am neugestalteten Prospekt. Die neue Orgel hat 53 Register auf drei Manuale und Pedal verteilt, wobei zwei Manualwerke als Schwellwerke gebaut wurden. Die neue Orgel versucht im Geist Max Regers zu stehen. Das heißt: Blick zurück auf wichtige frühere Musik – insbesondere das Werk von Johann Sebastian Bach, Blick auf Orgelwerk von Max Reger und Blick in die Gegenwart. Trotz Bezugnahme auf die Vergangenheit soll hier Geschichte weitergeschrieben werden – so wie es Max Reger in seinen Kompositionen auch getan hat.

Bilder: Jürgen Wilke

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