Der 11.11. – Zwischen Volksfrömmigkeit und Frohsinn

Nordoberpfalz. Natürlich ist der 11.11. ein auffallendes Datum. Aber warum wird gerade an diesem Tag die närrische Zeit proklamiert? Und warum steht in der Oberpfalz ein ganz anderes Fest bei vielen Menschen im Vordergrund? OberpfalzEcho ist diesen Fragen nachgegangen.

20241111 Herz Jesu Foto Martin Stangl
Kirchenfenster in Weiden, Herz Jesu: St. Martin teilt den Mantel. Foto: Martin Stangl

Kaum ein Tag verkörpert den Unterschied zwischen Bayern, der Oberpfalz und dem Rest der Welt besser, als der 11. November. Während nördlich des Weißwurstäquators die Narren ausgelassen werden, feiert man in unserer Heimat den Martinstag mit festlichen Umzügen. Zugegeben: Auch in unseren Breitengraden wird die närrische Zeit um 11.11 Uhr in vielen Rathäusern ausgerufen. Aber im Vergleich zum Rheinland ist die Bedeutung überschaubar.

Warum ausgerechnet der 11.11.?

Die Wahl des Datums 11.11. um 11:11 Uhr ist symbolisch. Die Zahl elf wird oft mit Jux und Narretei assoziiert und gilt als „närrische Zahl“. Sie steht zwischen den biblisch bedeutenden Zahlen zehn (die Zehn Gebote) und zwölf (die Apostel) und wird daher als unvollständig oder profan betrachtet.

Seit wann gibt es den Rheinischen Karneval?

Der Rheinische Karneval hat eine lange Geschichte, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt. Karnevalsähnliche Bräuche lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Am 10. Februar 1823 fand in Köln der erste organisierte Rosenmontagszug statt. 1838 schlossen sich die Mainzer mit der „Fastnacht“ an. In Bayern wird seit dieser Zeit der sogenannte Fasching gefeiert.

Karneval, Fastnacht, Fasching und Alaaf

Die närrische Zeit beginnt traditionell am 11. November um 11:11 Uhr und endet mit dem Aschermittwoch, der den Beginn der 40-tägigen Fastenzeit markiert. Daher kommen auch die verschiedenen Begriffe für diese Zeit.

Karneval ist vor allem im Rheinland verbreitet, insbesondere in Städten wie Köln, Bonn und Düsseldorf. Der Begriff hat seine Wurzeln im lateinischen „carne vale“, was so viel bedeutet wie „Fleisch, lebe wohl“ und bezieht sich auf den Abschied vom Fleisch vor der Fastenzeit.
Fastnacht hingegen wird hauptsächlich in Süddeutschland, hauptsächlich in Baden-Württemberg und Hessen, verwendet. Der Ursprung des Begriffs liegt im schwäbisch-alemannischen Raum und bezieht sich ursprünglich auf die Nacht vor dem Aschermittwoch.
Zusätzlich gibt es den Begriff Fasching, der vor allem in Bayern und Österreich gebräuchlich ist. Der Name leitet sich vom althochdeutschen „Fastenschank“ ab, was den letzten Ausschank von alkoholischen Getränken vor der Fastenzeit bezeichnet.

„Alaaf“ stammt ursprünglich aus dem Kölschen und bedeutet so viel wie „über alles“ oder „alles andere weg“.

Oberpfalz, Land der Faschingsmuffel?

Wer so denkt, hat keinen Humor! In Amberg steigt am 11. November, 11:00 – 23:59 Uhr eine absolute Kultveranstaltung im Blauen Haus. Einlass ist ab 10 Uhr in der Früh. Die Band legt wie immer um 11.11. Uhr los.

In Weiden lässt man sich bis zum Samstag Zeit. Am 16. November werden um 11.11 Uhr auf der Freitreppe vor dem Alten Rathaus die Prinzenpaare vorgestellt. In zahlreichen Gemeinden erobern die Narren symbolisch das Rathaus und entmachten die Mandatsträger – auch in der Oberpfalz.

Umzüge zu Ehren von St. Martin

Während auf der einer Seite die ausgelassene Fröhlichkeit gefeiert wird, kommt auf der anderen Seite am 11. November die Volksfrömmigkeit zum Zug. Sehr überraschend ist, dass der Brauch der Martins-Umzüge wesentlich jünger ist, als die Faschingsumzüge. Außerdem ist die Tradition nicht im überwiegend katholischen Bayern entstanden ist. Die ersten dokumentierten katholischen Martinsumzüge fanden nämlich ab 1867 im Rheinland statt.
Ein besonders wichtiger Meilenstein war der Umzug in Düsseldorf im Jahr 1890. Dieser gilt als der erste überlieferte Umzug, der bereits Elemente enthielt, die wir heute mit Martinsumzügen verbinden. Darunter das Tragen von Laternen und die Darstellung von Szenen aus dem Leben des Hl. Martin.

Martinsumzüge für die ganze Familie

In den meisten Kindergärten wurden die Tage vor dem 11. November fleißig genutzt, die Kinder mit dem Leben des Hl. Martin vertraut zu machen. Im Vordergrund steht die Legende, dass Sankt Martin mit einem frierenden Bettler seinen Mantel teilte. Mit diesem eindringlichen Bild soll die Tugend des Teilens vermittelt werden. Es ist daher rätselhaft, warum in manchen „fortschrittlichen“ Kitas dieses Fest zu einem weltlichen „Laternenfest“ degradiert wird.

Ein wichtiger Bestandteil des Martinsumzugs ist das Entzünden eines Lichtes in einer selbstgebastelten Laterne. Das bekannteste Martinslied haben die Kinder in den vergangenen Tagen und Wochen eifrig einstudiert:

1. Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne,
hier unten da leuchten wir.
St. Martin hier, wir leuchten dir,
rabimmel, rabammel, rabumm.

2. Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne,
hier unten da leuchten wir.
Ein Lichtermeer zu Martins Ehr,
rabimmel, rabammel, rabumm.

3. Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne,
hier unten da leuchten wir.
Mein Licht ist schön, ihr könnt es sehn,
rabimmel, rabammel, rabumm.

4. Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne,
hier unten da leuchten wir.
Ich trag mein Licht, ich fürcht mich nicht,
rabimmel, rabammel, rabumm.

5. Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne,
hier unten da leuchten wir.
Wie schön das klingt, wenn jeder singt,
rabimmel, rabammel, rabumm.

6. Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne,
hier unten da leuchten wir.
Laternenlicht, verlösch mir nicht,
rabimmel, rabammel, rabumm.

7. Ich geh mit meiner Laterne
und meine Laterne mit mir.
Da oben leuchten die Sterne,
hier unten da leuchten wir.
Mein Licht ist aus, wir gehn nach Haus,
rabimmel, rabammel, rabumm.

Basilika St. Martin in Amberg feiert Patrozinium (Namenstag) 

Eine der größten Martinsfeiern in der Oberpfalz dürfte wohl am 11. November in Amberg stattfinden. Der Beginn der Feier des Patroziniums ist um 17 Uhr auf dem Marktplatz mit einem Martinsspiel mit „St. Martin auf einem echten Pferd“. Die Kinder dürfen gerne ihre Laternen mitbringen. Für alle anderen besteht die Möglichkeit, Kerzen auf dem Marktplatz zu erwerben. Nach dem Martinsspiel zieht die Lichterprozession durch die Stadt und wieder zur Basilika zurück.

Nach dem Abschluss des kindgerechten Teils auf dem Marktplatz findet im Anschluss um 18 Uhr der festliche Patroziniumsgottesdienst in der Basilika statt. Nach dem Festgottesdienst bieten der Pfarrgemeinderat, die KJG und die Ministranten im Pfarrgarten/Pfarrheim Bratwurstsemmeln, Glühwein, Kinderpunsch sowie frisch gebackene Waffeln an.


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