Der Kanzler-Wahl-Krimi: Habemus Merz!

Weiden/Berlin. Uff, auch der Weidener Bundestagsabgeordneter Albert Rupprecht ist nach dem ersten, gescheiterten Wahlgang erleichtert: „Ich bin heilfroh!“ Mit JA stimmten: 325. Mit NEIN stimmten: 289. Enthaltungen: 1. Ungültig: 3. 618 Stimmen wurden abgegeben. Habemus Kanzler!

Happy End: Habemus Kanzler Friedrich Merz! Grafik: jrh/Gipi

Damit ist Friedrich Merz der nächste Bundeskanzler – und kann, anders als es heute Morgen noch aussah, ab morgen schon seine Pflichten als Regierungschef antreten. „Frau Präsidentin, ich nehme die Wahl an“, sagt Merz. Merz fehlten in der ersten Wahl zur Mehrheit sechs Stimmen. Eine historische Schlappe! Und nun das Happy End.

Albert Rupprecht (CSU) atmet im Echo-Austausch auf: „Deutschland und Europa brauchen eine handlungsfähige Regierung“, teilt der Weidener Bundestagsabgeordnete auf Anfrage unserer Redaktion mit. „Die nächsten Monate werden sehr, sehr wichtig!“

Die Regensburger Bundestagsabgeordnete Carolin Wagner (SPD) hätte nicht im Traum gedacht, dass Merz im ersten Wahlgang durchfallen könnte: „Ich muss wirklich sagen“, klingt sie am Telefon ehrlich überrascht, „bei uns in der Fraktion gab es überhaupt keine gefühlte Stimmung, dass ein zweiter Wahlgang nötig werden könnte.“ Jetzt gehe es darum, den Frust hinter sich zu lassen: „Wir haben eine handlungsfähige Regierung und machen uns an die Arbeit!“

Kapitel 1: Der Durchmarsch, der keiner war

Dienstagmorgen, 6. Mai 2025, ein historischer Tag. Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der schwarz-roten Koalition, betritt mit gemessenem Schritt den Bundestag. Er weiß: 328 Stimmen stehen hinter ihm. Theoretisch. Praktisch beginnt ein Drama, wie es das bundesrepublikanische Parlament noch nicht gesehen hat.

10:07 Uhr. Die Stimmen werden gezählt. Merz erhält nur 310 Ja-Stimmen. Sechs fehlen zur Kanzlermehrheit. Die Nachricht schlägt ein wie ein Blitz. Börsen rauschen ab, Reporter taumeln durchs Regierungsviertel, die AfD feixt, die Demokratie schwankt. Friedrich Merz verlässt den Plenarsaal. Der designierte Kanzler ist gefallen. Noch nicht Kanzler!

Kapitel 2: Empörung, Entsetzen, Erschöpfung

Die Koalition tobt. CDU-Hinterbänkler fluchen. SPD-Abgeordnete bestreiten jede Mitschuld. Lars Klingbeil, allumfassender SPD-Chef, schweigt eisig. Noch geschäftsführender Kanzler Olaf Scholz zuckt mit den Schultern und zeigt einem Reporter den Vogel, der ihn fragte, ob er sich freue.

Im Schloss Bellevue herrscht Leere. Die Urkunde bleibt unberührt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wartet umsonst. Deutschland wartet mit.

Kanzler-Wahlkrimi: Da wetzten nach dem ersten Wahlgang offenbar einige Abgeordnete bereits die Messer. Grafik: jrh/Gipi

Kapitel 3: Krisenstimmung und kalkulierte Kaltschnäuzigkeit

In den Büros wird getuschelt, in den Fraktionen gegrummelt. Die Linke zeigt sich gesprächsoffen. Ein Tabubruch bahnt sich an. Alexander Dobrindt, CSU-Verhandlungstalent, gibt sich staatsmännisch.

Unions-Fraktionschef Jens Spahn übernimmt. Stabilität sei jetzt wichtiger als Unvereinbarkeitsbeschlüsse, sagt er. Die Linke jetzt also auch ein demokratischer Gesprächspartner für die CDU. In der Union regiert das Prinzip Zweck vor Stolz. Das Ziel: ein zweiter Wahlgang noch heute.

Kapitel 4: Ein Nachmittag in Alarmrot

Der Antrag zur Geschäftsordnung wird angenommen. Die Wahl ist wieder eröffnet. Friedrich Merz tritt ein zweites Mal an. Wieder wird gewählt. Wieder werden Stimmen gesucht, gezählt und gefunden.

16:05 Uhr. Das Ergebnis: 325 Ja, 289 Nein. Der Kanzler ist gewählt. Ein Raunen geht durch den Plenarsaal. Gattin Charlotte Merz hat Tränen in den Augen, Dobrindt umarmt, Spahn nickt staatstragend. Die CDU atmet auf. Selbst die AfD gratuliert mit gespielter Ironie. Merz sagt: „Frau Präsidentin, ich nehme die Wahl an.“

Die Regensburger Bundestagsabgeordnete Carolin Wagner (SPD) freut sich, die Oberpfalz auch im neuen Bundestag zu vertreten. Foto: P. Marsi

Kapitel 5: Kanzler, Kater, Konsequenzen

16:28 Uhr. Steinmeier überreicht die Urkunde. „Bitte einmal aufklappen für die Fotografen.“ Merz verlässt Schloss Bellevue. Keine Zeit für Feierabend. Zurück in den Bundestag. Vereidigung. Noch heute. Ministerernennung. Noch heute.

Und unser Weidener Abgeordneter Albert Rupprecht freut sich mit: „Ich bin heilfroh.“ Und meint damit mehr als den Koalitionsvertrag. Ein Parlament hat seinen Kanzler gewählt. Mit Müh’, mit Not, mit Schluckauf. Aber gewählt.

Und Friedrich Merz? Ist Kanzler. Endlich. Wirklich. Mit Urkunde und Eid. Was bleibt, ist ein schwarzer Vormittag, der in ein historisches Happy End mündet. Und eine Republik, die tief durchatmet – für einen Moment. ENDE, vorerst.

Der Weidener Bundestagsabgeordnete Albert Rupprecht gratuliert Friedrich Merz zur Kanzler-Wahl. Foto: Büro Rupprecht

Stimmen aus der Oberpfalz

Albert Rupprecht (CSU) atmet im Echo-Austausch auf: „Deutschland und Europa brauchen eine handlungsfähige Regierung“, teilt der Weidener Bundestagsabgeordnete auf Anfrage unserer Redaktion mit. „Die nächsten Monate werden sehr, sehr wichtig!“

Rupprecht gratuliert Friedrich Merz zur Wahl als Bundeskanzler heute im Deutschen Bundestag. „Ich habe Friedrich Merz meine besten Wünsche und eine glückliche Hand zur Wahl als Bundeskanzler überbracht. Jetzt gilt es, Verantwortung für Deutschland zu übernehmen und die Umsetzung des Koalitionsvertrags zu starten.“

Die Regensburger Bundestagsabgeordnete Carolin Wagner (SPD) hätte nicht im Traum gedacht, dass Merz im ersten Wahlgang durchfallen könnte: „Ich muss wirklich sagen“, klingt sie am Telefon ehrlich überrascht, „bei uns in der Fraktion gab es überhaupt keine gefühlte Stimmung, dass es ein zweiter Wahlgang nötig werden könnte.“ Sie habe mit maximal zwei bis drei Gegenstimmen aus der eigenen Truppe gerechnet. „Bei 18 Abweichlern muss die Baustelle definitiv woanders sein“, ist sie überzeugt.  

„Ich bin in der linken Gruppe“, erklärt die Oberpfälzerin, „wir sind ja kritisch mit vielen Vorhaben, aber das war überhaupt kein Thema.“ In den vergangenen Wochen seien eben Entscheidungen gefällt worden, die manchen Landesverbänden und Abgeordneten nicht geschmeckt hätten. „Da ist offenbar Frust abgeflossen.“ Sie sei aber auch überzeugt gewesen, dass im zweiten Wahlgang alles glatt laufen würde. „Jetzt fehlten noch drei Stimmen“, kommentiert sie, „damit kann man leben.“

Dass die AfD-Abgeordneten über den Wahl-Krimi gefeixt hätten, hätte sie nicht überrascht: „Meiner Meinung nach verwendet die AfD alles dazu, um uns lächerlich zu machen.“ Jetzt würden sie eben behaupten, „die schaffen es nicht einmal, ihren Kanzler-Kandidaten zu wählen“. Die AfD nutze jedes Narrativ, um das politische System als dysfunktional darzustellen. „Es ist außerhalb meiner Wahrnehmung, was die gesichert Rechtsextremen und Demokratiefeinde daraus machen.“ Jetzt gehe es darum, den Frust hinter sich zu lassen: „Wir haben eine handlungsfähige Regierung und machen uns an die Arbeit!“

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1 Kommentare

REALO - 07.05.2025

… hat H. Merz, wie vollmundig versprochen, am ersten Tag seiner Amtszeit denn schon die Anweisung per Richtlinienkompetenz umgesetzt? Habe nirgends etwas gelesen oder gehört. 😉 Eine echte Luftpumpe ist im Vergleich zu der politischen Luftpumpe zumindest zu gebrauchen und somit nützlich.