Der verschworene Haufen Blue Devils hat den Karren aus dem Dreck gezogen
Weiden. Eitel Sonnenschein bei den Blue Devils. Neben den überragenden sportlichen Leistungen der vergangenen Wochen tut sich scheinbar auch Entscheidendes bei der Investorensuche.

Kurz vor Weihnachten sah es noch zappenduster aus rund um den Eishockeysport in Weiden. Die Insolvenz des größten Geldgebers drohte, den gesamten Verein in den Abgrund zu reißen. Doch dann machten einige Leute das, was man von „gstandenen“ Oberpfälzern erwartet: Sie krempelten die Ärmel hoch und packten an.
Bewundernswerter Kraftakt
Jetzt, zwei Monate später, kann man das von vielen Skeptikern nicht für möglich gehaltene Resultat dieses bewundernswerten Kraftakts bestaunen: sportlicher Klassenerhalt in der DEL 2 geschafft, Stammverein gerettet, Spielbetriebs GmbH und damit die Zukunft des Profi-Eishockeysports in Weiden gesichert.
Die beste Nachricht nach der Rettungsmeldung des Stammvereins vor wenigen Wochen ist die: Laut Blue Devils steht der Deal mit einem US-amerikanischen Investor kurz vor dem Abschluss und soll noch im Februar notariell fixiert werden. Kurz zuvor war der Einstieg eines interessierten Hauptgesellschafters, unbestätigten Meldungen zufolge ein Spielbankbetreiber aus Tschechien, am Veto der ESBG (Eishockeyspielbetriebsgesellschaft mbH) der DEL 2 gescheitert.
Zwei neue Spieler aus Übersee
Sozusagen als i-Tüpfelchen verkündeten die Blue Devils am Sonntag die Verpflichtung zweiter neuer Spieler aus Nordamerika. Das war auch dringend notwendig. Seit Wochen kommt der Aufsteiger personell buchstäblich auf dem Zahnfleisch daher, beklagt eine geradezu beängstigende Ausfallliste verletzter oder kranker Spieler. Kurz vor dem Ende der Transferperiode haben die Blue Devils noch einmal nachgelegt: Verteidiger Matthew Sredl und Stürmer James Hardie werden den Kader quantitativ und hoffentlich auf qualitativ verstärken.
In der Pressemitteilung schreibt der Verein: „Mit Matthew Sredl kommt ein 22-jähriger Verteidiger, der bereits internationale Erfahrung mitbringt. Der gebürtige US-Amerikaner aus Grosse Pointe Farms (Michigan), spielte in seiner Juniorenzeit in der OHL (Ontario Hockey League) bei den Barrie Colts und sammelte bereits früh Erfahrung im Herreneishockey in Schwedens dritthöchster Liga. In der ECHL (East Coast Hockey League) lief Sredl für die Worcester Railers, Orlando Solar Bears, Wichita Thunder und die Allen Americans auf, wo er auch mit James Hardie zusammenspielte. Im Januar 2024 führte ihn sein Weg zum zweiten Mal nach Europa: Nach einer Station beim slowakischen Erstligisten HC 19 Humenné spielte er für Lillehammer IK in Norwegens höchster Liga und erhielt zuletzt einen Tryout-Vertrag beim HC Vítkovice in Tschechien.
Rumrich ist überzeugt
Hardie stammt aus Barrie in Ontario und blickt auf eine erfolgreiche Juniorenkarriere
zurück. In der OHL spielte er mehrere Jahre für die Mississauga Steelheads, wo er in seiner letzten Saison 2022/23 als Kapitän und Topscorer mit 90 Punkten glänzte. Sein Talent ebnete ihm den Weg in die ECHL, wo er für die Cincinnati Cyclones, Rapid City Rush, Allen Americans und zuletzt die Wheeling Nailers spielte. Die Blue Devils sind die erste europäische Station für den Kanadier, der im Januar 23 Jahre alt wurde.
Jürgen Rumrich, der sportliche Leiter der Blue Devils, ist überzeugt von dem Neuen: „James ist ein junger Spieler mit viel Potenzial, der in Deutschland einen weiteren Schritt in seiner Karriere machen möchte. Er brennt für die neue Aufgabe und freut sich auf Weiden. Er ist ein Spieler, der durchaus scoren kann, wie man aus seinen Zahlen im Nachwuchsbereich sieht. Matthew hat mit seinen jungen Jahren schon viel Erfahrung in verschiedenen Ligen gesammelt. Er überzeugt läuferisch und spielt einen guten ersten Pass. Zudem kann er uns als Rechtsschütze in der angespannten Lage in der Verteidigung sicher gut helfen.“
Verschworene Gemeinschaft
„Die Neuverpflichtungen wurden durch das großzügige Engagement unserer bisherigen Gesellschafter sowie weiterer Gönner ermöglicht“, heißt es in der Meldung des Vereins weiter. „Unser Dank gilt zudem den Sponsoren und Fans, die den Blue Devils in den letzten Wochen und Monaten den Rücken gestärkt haben. Ein besonderer Dank geht auch an die Spieler und das Trainer- und Betreuerteam, die als Einheit zusammengewachsen sind und Woche für Woche alles geben.“
Am Sonntag machten die Blue Devils mit dem 3:0-Sieg gegen den Mitkonkurrenten um die Pre-Playoff-Plätze, die Lausitzer Füchse, den vorzeitigen Klassenerhalt in Deutschlands zweithöchster Eishockeyliga perfekt. Ein erstaunlicher Kraftakt von Spielern, Trainer- und Betreuerteam, die in einer existenzbedrohenden Situation zusammenrückten und ihr letztes Hemd auf dem Eis und in der Kabine gaben. Eine verschworene Gemeinschaft, der noch einiges zuzutrauen ist und auf die jeder Fan stolz sein kann.
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