Deutscher Buchpreis: Da warens nur noch sechs…
Nordoberpfalz. Heute war wieder ein ganz besonderer Termin für alle Freundinnen und Freunde des geschriebenen Wortes – es wurde die diesjährige Shortlist für den Deutschen Buchpreis veröffentlicht. Ein Kommentar von einem Bücherwurm.
Es ist das klassische Spiel im Feuilleton, die Auswahl eines Buchpreises genau zu analysieren, zu sezieren, Favoriten zu verorten und auch Nichtberücksichtigte in den Ring zu werfen. Sich mit diesen Überlegungen zu beschäftigen, ist für einen Bücherwurm spannend und interessant. Aber am Selbstlesen und sich eine eigene Meinung bilden, kommt man einfach nicht herum. Herrlich.
“Jedes Buch ist formal wie inhaltlich einzigartig”
„Für die Shortlist haben wir Romane ausgewählt, die auf neue Weise Licht und Dunkel unserer jüngeren Geschichte erkunden, die auch erzählerisch Grenzen überwinden und dabei große literarische Abenteuer sind”, so Jurysprecherin Natascha Freundel, “jedes Buch ist formal wie inhaltlich einzigartig: ‚Hey guten Morgen, wie geht es Dir? ‘ – so kann eine Handynachricht beginnen, die Afrika mit Europa verbindet. Ein Hase schlägt poetische Haken durch die Pop- und Kunstlandschaft; ein ‚Fragmentarist‘ reitet durch die europäische Gewaltgeschichte und spürt dabei Kinobilder auf. Welche Möglichkeiten hat das Erzählen heute, in einer sich selbst überholenden Gegenwart? Zumal, wenn es um einen Völkermord geht, der kaum bekannt ist: der Genozid an den Jesiden. Oder wenn Geister der deutschen Mordlust auf neue Rechte treffen, etwa in der norddeutschen Heide? Und gibt es trotz allem ‚so etwas wie Glück‘, wenn eine gegangen und einer geblieben ist?“
Eine solide Wahl
Generell war man sich heuer einig: Die Longlist zum Deutschen Buchpreis war zwar ohne Riesenüberraschungen, aber doch grundsolide. Die Edelfedern in den Redaktionen erwarten jetzt ein spannendes Duell zwischen Martina Hefters „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ und Clemens Meyers „Die Projektoren“.
Hefters Roman entspricht eher den Bedürfnissen des Buchhandels, Meyers Tausendseiter kommt da um ein Vielfaches wuchtiger daher. Genau dieses Feuerwerk an Ideen und Erzählkunst liegt bei mir gerade auf dem Nachtkästchen. Damit sehe ich mich schon jetzt bestätigt, dass ich mit meinem Faible für dicke Wälzer doch nicht ganz aus der Zeit gefallen bin.
D’ Katz’ frißt Meis’…
Aber ist doch auch wunderbar, über die Inhalte zu streiten. Lesen ist schließlich reine Geschmackssache und das ist auch gut so – schließlich ist auch das eine ganz besondere Facette der geistigen Freiheit. Auch ich habe mir nach Bekanntgabe der Longlist das eine oder andere Werk herausgepickt und kann nicht meckern:
In erster Linie ist so eine Long- und Shortlist doch hauptsächlich lediglich eine Inspiration und ein grober Kompass, was man denn vielleicht in näherer Zukunft lesen sollte. Der Titel “Roman des Jahres” ist dank der literarischen Vielfalt sowieso irreführend – die individuelle Meinung zählt. Nur eines geht überhaupt nicht – nämlich gar nicht zu lesen. Da halte ich es mit Dennis Scheck: “Lesen macht schön, schlank und sexy!” Auf jeden Fall glücklich. Das sollten wir uns wert sein.
Deutscher Buchpreis
Der Deutsche Buchpreis wird dieses Jahr zum 20. Mal verliehen. Damit zeichnet die Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels den deutschsprachigen “Roman des Jahres” aus. Der Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten jeweils 2500 Euro.
Die Preisverleihung findet am 14. Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.
Weitere Infos gibt es hier.
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