Dialektpreis 2024: Vergelts Gott für euer Engagement!

München/Oberpfalz. Der "Dialektpreis Bayern" würdigt außerordentliches Engagement zur Stärkung, Pflege und Erforschung regionaler Mundarten. Für die Oberpfalz wurde heuer Grete Pickl aus Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach ausgezeichnet.

Die Preisträger. Foto: StMFH/Christian Blaschka

“Unsere bayerischen Dialekte sind nicht nur Muttersprache in ihrer ursprünglichsten Form, sondern auch Ausdruck von Tradition, Heimatverbundenheit und Regionalität: Sie verbinden Menschen in ganz Bayern und schaffen ein Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit. Die beeindruckende Dialektvielfalt zählt zum kulturellen Erbe Bayerns und prägt die Art und Weise, wie wir miteinander kommunizieren – Dialekte tragen maßgeblich zur einzigartigen bayerischen Lebensart bei! Unsere heutigen Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich besonders für die Stärkung, Pflege und Erforschung der regionalen Mundarten ein. Dieses vorbildliche Engagement würdigen wir heute mit dem ‘Dialektpreis Bayern'”, freute sich Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bei der Preisverleihung am Dienstag in der Allerheiligen-Hofkirche in München.

Dialektpreis Bayern

Der vom Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat seit 2017 verliehene und mit je 1000 Euro dotierte Preis würdigt besondere regionale Verdienste im Bereich Dialektpflege und -forschung. Pro Regierungsbezirk ist grundsätzlich jährlich eine Auszeichnung vorgesehen, zusätzlich gibt es einen Preis für die sudetendeutsche Mundartpflege. Die Vorschläge für die Preisträgerinnen und Preisträger wurden im Vorfeld von den bayerischen Bezirksheimatpflegerinnen und Bezirksheimatpflegern eingereicht.

Erstmalig wurde 2024 zusätzlich der “Dialektpreis Jugend” an zwei junge Menschen verliehen, die Dialekt modern aufbereiten und dadurch andere junge Menschen motivieren, Dialekt zu sprechen und wertzuschätzen.

“Unsere Dialekte haben allerdings nur Zukunft, wenn sie auch von jungen Menschen gesprochen werden: Es freut mich deshalb sehr, dass dieses Jahr erstmalig der ‘Dialektpreis Jugend’ an zwei junge Menschen verliehen wird, die ihrem jeweiligen Dialekt ein modernes Gesicht verleihen”, so Füracker weiter.

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker zeichnet Barbara und Alfred Gleißner als Hauptgewinner des Dialektquiz aus. . Foto: StMFH/Christian Blaschka

Im Rahmen der Preisverleihung wurden zudem drei Hauptgewinner des “Dialektquiz Bayern” für den Zeitraum Januar bis März 2024 ausgezeichnet. Die Hauptgewinne gingen an Barbara und Alfred Gleißner aus Weiden sowie an Hans Bauer aus Mistelgau (Landkreis Bayreuth).

Essen, Sprichwörter, Kinderreime und vieles mehr

Aus Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach stammend, war Grete Pickl zwischen 1985 und 2000 Mitglied der Autorengruppe “Sindelbacher Kreis”. Seit 2000 ist sie Referentin im Kreisbildungswerk Neumarkt und gleichzeitig langjährige freie Mitarbeiterin beim Projekt “Baierisches Wörterbuch” der Akademie der Wissenschaften.

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker übergibt den „Dialektpreis Bayern“ an Grete Pickl. Foto: StMFH/Christian Blaschka

Neben Vorträgen über die Oberpfälzer Mundart, Oberpfälzer Sprichwörter und Oberpfälzer Bräuche ist ihr großes Hobby das Sammeln von Oberpfälzer Sprichwörtern und Kinderreimen. Ihr wohl bekanntestes Buch mit Gedichten und Texten in Oberpfälzer Mundart über das Essen heißt ganz einfach “Schmeckt’s?”.

Zusammen mit ihrem Mann Georg ist Grete Pickl schon seit Jahrzehnten eine Bereicherung für kulturelle Veranstaltungen und Publikationen zur Volkskunde, Literatur und Kunst in der Oberpfalz. Zudem hält sie Lesungen eigener Lyrik- und Prosawerke in Mundart, da sie so mit nur wenigen Worten sehr viel ausdrücken kann und die Gedichte mehr Klang bekommen.

Weitere Preisträger

Oberbayern: Als Chef des Digitalradiosenders BR Heimat sorgt Stefan Frühbeis für das Praktizieren und die Pflege des Dialekts in “seinem” BR Heimat-Programm: Es spiegelt mit seinen tagesaktuellen Inhalten die verschiedenen bayerischen Dialekte in Bayern vorbildlich wider.

Niederbayern: Vom gelernten Schreiner zum erfolgreichen Liedermacher, Schauspieler und Kabarettist: Mathias Kellner wurde 1984 in Straubing geboren, bezeichnet sich selbst als “Niederbayerischer Oberpfälzer” und laut der Süddeutschen Zeitung ist er “jemand, der inzwischen zum kabarettistisch-musikalischen Inventar des Freistaats gehört”.

Oberfranken: Ganz nach ihrem Motto “Allans bist nix, fueraenanda bist von Nöten und erscht mitaenanda werd alles wos wert.” liebt und lebt Hilde Ruß seit vielen Jahren den fränkischen Wortwitz, die Wortakrobatik und den Dialekt. Seit über 25 Jahren als Regisseurin tätig, spielt sie eine zentrale Rolle in der beliebten und regional erfolgreichen Theatergruppe Hallstadt.

Mittelfranken: Die drei Brüder Georg, Heiner und Johannes Bomhard mit Wurzeln im mittelfränkischen Dietenhofen im Landkreis Ansbach sind seit 2017 als Trio Botschafter für moderne fränkische Volksmusik auf höchstem Niveau unterwegs. Die Kapelle kombiniert ihre ganz persönlichen fränkischen Liedtexte mit “klassischen”, aber neu interpretieren Volksmusikmelodien: Dabei sind die Lieder mal fränkisch frech, mal poetisch, mal melancholisch oder verträumt lyrisch und von tiefgründigem Humor.

Unterfranken: Die Dialektgruppe des Männergesangvereins 1906 Erlabrunn e. V. wurde 2007 gegründet und hat sich den Erhalt des lokalen und ortstypischen Erlabrunner Dialekts im nördlichen Landkreis Würzburg zur Aufgabe gemacht. Da nur noch wenige Erlabrunner den alten ortstypischen Dialekt sprechen, möchte die Dialektgruppe gezielt das Potenzial der älteren Bevölkerungsschicht nutzen, um so den Erlabrunner Dialekt zu bewahren.

Schwaben: Initiiert von der Abteilung für Allgemein,- Viszeral- und Gefäßchirurgie mit dem leitenden Oberarzt Dr. Georg Aumann handelt es sich beim “Schwäbischen Dialektkurs für Ärztinnen und Ärzte an den Kliniken Mindelheim und Ottobeuren” um ein ganz besonders innovatives und enorm hilfreiches Projekt: ein Schwäbisch-Kurs in völlig neuartigem Kontext von Krankenhäusern. Der ausgeprägte Unterallgäuer Dialekt von Patientinnen und Patienten stellt die praktizierenden Ärztinnen und Ärzte mit Migrationshintergrund in den Kliniken in Mindelheim und Ottobeuren regelmäßig vor eine große sprachliche Herausforderung. Diese Barriere soll mit Hilfe des Schwäbisch-Kurs spielerisch überwunden werden.

Sudetendeutsche: Thomas Schönhoff ist hauptamtlicher Mitarbeiter des Isergebirgs-Museums Neugablonz in Kaufbeuren: Als Mundartsprecher der “Nachgeborenen-Generation” spricht er im Alltag fast ausschließlich den Gablonzer “paurischen” Dialekt. Durch sein großartiges Engagement wird diese Mundart nicht nur weiterhin gepflegt, sondern auch gleichzeitig für Alteingesessene und Neubürger attraktiv und zugänglich gemacht.

Dialektpreis Jugend

Anna Augustin erhielt den “Dialektpreis Jugend” für ihre fröhlichen, lebhaften und erfrischenden Videos zum fränkischen Dialekt auf Instagram und YouTube. Mit ihrer unglaublichen positiven und sympathischen Art erklärt sie fränkische Redewendungen und Grammatik, immer mit einem Lachen im Gesicht. Anna Augustin hat spürbar Spaß am Dialekt und zeigt ihrem Publikum, dass Dialekt auch modern und angesagt ist.

Noah Hansen ist Jungkoch und erhielt Preis für seine Videos auf Social Media. In diesen dreht sich vieles um das Kochen in der Alpenrose in Samerberg. Dabei spricht Noah Hansen völlig ungezwungen und unverblümt Bairisch. Ein gutes Vorbild, denn unser Dialekt sollte für uns alle das normalste der Welt sein. Der Erfolg gibt Noah Hansen recht: Gerade, weil er so ungezwungen Dialekt spricht, kommt er bei seinem Publikum so gut an.

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