Dialysezentrum Tirschenreuth: Oberfranken wollen investieren

Tirschenreuth/Kemnath. Seit knapp einem Vierteljahr ist das Dialysezentrum in der Kreisstadt geschlossen. Doch es gibt nach wie vor einen Interessenten. Und auch Landrat Roland Grillmeier will persönlich mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek darüber reden.

Mittlerweile kommen auch Tirschenreuther Dialysepatienten nach Kemnath. Foto: Dialysezentrum Kemnath

Vor knapp drei Monaten gingen im Dialysezentrum in Tirschenreuth die Lichter aus. Der Betreiber, das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH) hat die Einrichtung nach 22 Jahren geschlossen. Seitdem werden die rund 30 Patienten unter anderem in Weiden versorgt.

Einen Interessenten gab und gibt es dafür aber noch immer. Das DialyseCentrum Nephrologische Praxis würde dort einsteigen. Einen Antrag auf Zulassung hat man bei der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) gestellt. „Wir haben bislang noch keine Absage erhalten“, erläutert Dr. Andreas Reihl vom DialyseCentrum Nephrologische Praxis.

Erfolgreiche Gemeinschaftspraxis

Seit mehr als 20 Jahren gibt es die Gemeinschaftspraxis mit Sitz in Bayreuth. Sie betreibt erfolgreich zertifizierte Dialysezentren in der oberfränkischen Bezirkshauptstadt, in Pegnitz und Kemnath, so wie zwei nephrologische Praxen in Bad Berneck und Hollfeld.

Ein 65-köpfiges Team aus Ärzten und Pflegekräften kümmert sich um die 150-Dialyse-Patienten. Dass die Oberfranken ein Auge auf Tirschenreuth geworfen haben, kommt nicht von ungefähr. „Die KfH hat vor Weihnachten bei uns angefragt, ob wir das Dialysezentrum übernehmen wollen“, erzählt Dr. Reihl.

„Wir sind noch immer an Tirschenreuth interessiert“, betont Dr. Andreas Reihl. Foto: Dialysezentrum Kemnath

Investition würde sich lohnen

In der Gemeinschaftspraxis hat man darauf reagiert, den Taschenrechner rausgenommen und das Netzwerk aktiviert. „Wir müssten sicherlich rund 1,5 bis zwei Millionen Euro investieren“, betont der Nephrologe. Doch im Gegensatz zur KfH, das für die Schließung unter anderem wirtschaftliche Gründe anführt, ist sich Dr. Reihl sicher, dass sich die Investition lohnt.

„Man kann ja davon ausgehen, dass sich die Patientenzahlen erhöhen werden.“ Und auch das, aus KfH-Sicht zweite K.-o.-Kriterium, nämlich der Fachärztemangel, kann der Nephrologe entkräften. „Wir hätten wohl kaum Probleme, einen qualifizierten Mediziner für Tirschenreuth zu finden.“

Fachärzte zieht es aufs Land

Denn immer mehr Fachärzte ziehen nicht zuletzt wegen besserer Verdienstmöglichkeiten, aber auch wegen der Lebensqualität von der Großstadt raus aufs flache Land. Reihls Kollege, Dr. Robin Satanovskij, etwa ist das beste Beispiel. Er ist erst heuer zu den Bayreuthern gestoßen. Er kommt aus München und lebt jetzt in einem kleinen Dorf in der Nähe der oberfränkischen Bezirkshauptstadt. „Er fühlt sich dort pudelwohl“, weiß Kollege Reihl.

Tirschenreuther Patienten klopfen in Kemnath an

Das Aus von Tirschenreuth macht sich bereits bemerkbar. Eine Dialyseschwester ist von dort nach Kemnath gewechselt. Außerdem klopfen immer öfter Patienten an. Das Problem: Ein Arzt kann maximal 50 Dialysepatienten betreuen. Und diese Grenze ist in Kemnath fast schon erreicht. Dass die schwerkranken Menschen jetzt weitere Anfahrtswege zurücklegen müssen, um in der Max-Reger-Stadt behandelt werden zu können, hält der Fachmediziner für alles andere als optimal.

„Je kürzer die instabilen Leute im Auto sitzen, umso besser“, weiß er. Auch er hatte schon erlebt, dass ein Patient während der Fahrt kollabiert war und in Kemnath auf den allerletzten Drücker an die Dialyse angeschlossen werden konnte. Eine Fahrzeit von einer halben Stunde hält Dr. Reihl daher schon für grenzwertig.

Minister hat geantwortet

Für den Weiterbetrieb des Dialysezentrums haben sich auch Tirschenreuths Bürgermeister Franz Stahl und Landrat Roland Grillmeier stark gemacht. Beide hatten Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek geschrieben und um Unterstützung gebeten. Der hat mittlerweile schon geantwortet. In seinem Brief betont er, dass das Ministerium nur prüfen könne, ob nach der Schließung die Dialyseversorgung vor Ort weiterhin ausreichend gewährleistet sei.

Die zuständige Fachabteilung in seinem Haus habe daher die KVB um eine Stellungnahme gebeten. Und die wiederum habe bestätigt, dass die Tirschenreuther Patienten weiterhin wohnortnah in den beiden Dialysezentren in Marktredwitz und Weiden versorgt werden können. Beide Einrichtungen hätten entsprechende Kapazitäten frei.

Grillmeier, der sich für Tirschenreuth eine Sonderbedarfslösung vorstellen könnte, gibt noch nicht auf. Er will das Thema noch einmal persönlich mit Klaus Holetschek besprechen. Wahrscheinlich Mitte Juli will er ihn in München treffen.

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