Die unendliche Geschichte des Schulhausneubaus in Kirchenthumbach

Kirchenthumbach. Jahrelang war die Zukunft des Schulhauses eines der beherrschenden Themen in der Gemeinde. Seit dem Bürgerentscheid 2020 ist es recht ruhig geworden.

Die Zukunft der Schule ist seit vielen Jahren ein großes Thema in der Marktgemeinde. Foto: Udo Fürst

Was wird aus dem altehrwürdigen Schulhaus? Das ist seit 2008 eine immer wieder viel diskutierte Frage im Ort und im Marktgemeinderat. Sanierung, Abriss oder Neubau – unterschiedliche Varianten wurden geprüft, diskutiert, angenommen, wieder verworfen, neu geplant. Das Thema füllt heute mehrere Aktenordner im Schrank von Bürgermeister Jürgen Kürzinger und scheint derzeit dennoch festgefahren.

Sanierung teurer als Neubau

„In den ersten Jahren drehten wir uns immer wieder im Kreis. Es gab viele Entwürfe, aber nie genauen Kosten“, erinnert sich Kürzinger, damals noch SPD-Marktrat. Nach dem Wechsel des Planungsbüros, wieder neuen Entwürfen und einer Wirtschaftlichkeitsstudie seien 2017 erstmals genaue Kosten bekannt geworden. Von da an seien Nägel mit Köpfen gemacht und ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben worden.

2019 habe sich das Preisgericht für einen Planentwurf ausgesprochen und der Marktrat habe dem Projekt mit Kosten von 8,5 Millionen Euro mehrheitlich zugestimmt. Gefördert worden wäre das Vorhaben mit circa vier Millionen Euro. Vor allem die Fraktionen von CSU und SPD hatten sich für das Vorhaben eingesetzt. Eine Sanierung mit Teilabriss des alten Gebäudes hätte 700.000 Euro mehr gekostet als der Neubau.

Bürgermeister Jürgen Kürzinger vor einem der zahlreichen Ordner zum Thema Schulhausneubau. Foto: Udo Fürst

Wende durch Bürgerbegehren

Das abrupte Ende der Neubaupläne bei der alten Schule kam mit einem Bürgerbegehren, das sich gegen den Neubau und den Abriss des bestehenden Gebäudes richtete. Hermann Hummler, Rosi Schuller, Martin Kohl, Gerhard Dettenhöfer, Gerhard Seemann und Peter Eller hatten die „Interessengemeinschaft (IG) Bürgerbegehren“ ins Leben gerufen.

Die der Christlichen Wählergemeinschaft (CWG) nahestehende IG erreichte ihr Ziel: Am 27. September 2020 votierten beim Bürgerbegehren gut 60 Prozent der Kirchenthumbacher gegen das Projekt, das damit „gestorben“ war. Die IG wertete die Entscheidung damals auch als „Plädoyer für ein harmonisches Ortsbild“ und verwies auf eine negative Entwicklung in den 1960er und 1970er Jahren mit dem Abbruch der Kirche und weiterer Gebäude am Marktplatz. „Damit ist ein Stück Ortsgeschichte unauslöschlich verloren gegangen“, bedauerte die IG.

Vorwürfe der CWG

Gelassen reagiert Jürgen Kürzinger auf die Vorwürfe von CWG-Seite, die dem Bürgermeister „Konzeptionslosigkeit und zögerliches Abwarten“ vorwirft. In der jüngsten CWG-Versammlung wurde gefordert, mit neuen Standortvorschlägen Bewegung in das Schulhausthema zu bringen. Es sei zielführender, sich mit gemeindeeigenen Grundstücken zu beschäftigen, als ergebnislose Verhandlungen mit privaten Grundstücksbesitzern zu führen, sagte der CWG-Vorsitzende und zweite Bürgermeister Ewald Plößner.

Der Bürgermeister entgegnet, dass er bis Mitte vergangenen Jahres im Gemeindebereich vergeblich einen alternativen Standort für den Schulhausneubau gesucht habe. „Aber es gibt keine passende Fläche“, sagt Kürzinger und verweist auch auf die gescheiterten Neubaupläne beim Bauhofgelände. „Es ist klar, dass dort keine Schule gebaut werden kann. Zu aufwendig, zu teuer, zu unsicher.“

„Keine geeignete Fläche“

Er habe mit Privatleuten gesprochen und auch alle infrage kommenden gemeindeeigenen Grundstücke geprüft. So müsse man halt immer wieder Geld in die alte Schule hineinstecken und das komme der Kommune auf Dauer teuer zu stehen. Außerdem sei das Gebäude einfach zu klein. „Die Ganztagsschule platzt jetzt schon aus allen Nähten“, weiß Kürzinger. Er sei natürlich enttäuscht gewesen nach dem Aus der Pläne. „Wir haben da viele Jahre viel Energie und Kraft reingesteckt. Ein Neubau wie geplant wäre halt viel zukunftsträchtiger gewesen.“

„Ein Verhinderungsbegehren“

„Zeit lassen für ein vernünftiges und kostengünstiges Schulkonzept mit einer fairen Prüfung aller Varianten“, das wünschte sich die Interessengemeinschaft Bürgerbergehren nach der Abstimmung im Jahr 2020 vom Marktgemeinderat. Geschehen ist heute, zweieinhalb Jahre später, aus den oben angeführten Gründen noch nicht viel. Bürgermeister Jürgen Kürzinger will sich diesen Schuh nicht anziehen: „Ich habe alles versucht.“ Den Verursacher des Stillstands sieht ein Marktrat, der nicht genannt werden will, ganz woanders: „Das Bürgerbegehren war eher ein Verhinderungsbegehren“, sagt er schmunzelnd.

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