Dießfurter Freizeitsee: Investorensuche weiterhin schwierig
Pressath. Die Seen sind da, ein Konzept ist da – nun braucht es für das „NEWSeenland“ bei Dießfurt „nur noch“ eine Bauleitplanung und vor allem Investoren. Die sucht die Stadt Pressath inzwischen seit zwei Jahren.
Das ehrgeizige, auf Nachhaltigkeit und Naturverträglichkeit ausgerichtete Freizeitsee-Projekt wollen die Stadtverantwortlichen aber nicht gänzlich ins Wasser fallen lassen. Auch wenn in der September-Stadtratssitzung zu spüren war, dass das bisherige Ringen um eine Lösung Kräfte gekostet hat. Insbesondere der finanziellen Herausforderungen ist man sich bewusst.
Kosten von 1,2 bis 1,5 Millionen Euro für Erschließung
Allein die Erschließung des Areals mit Zuwegungen, Trink- und Abwasserleitungen, Strom- und Fernmeldekabeln werde die Stadt 1,2 bis 1,5 Millionen Euro kosten, schätzte Bürgermeister Bernhard Stangl. Hinzu käme etwa eine halbe Million für das Bauleitverfahren.
Für diese Beträge wäre Pressath, auf dessen Gebiet sich die Seen befänden, in der Pflicht: „Der Verein ILE VierStädtedreieck, der Landkreis und die Gemeinden des VierStädtedreieck-Raums haben schon signalisiert, dass sie sich an der Umsetzung des Seenland-Konzepts nicht finanziell beteiligen werden.“ Die Stadt könne ihrerseits erst an Bauleitplanung und Geländeerschließung gehen, wenn verlässlich feststehe, wer als Investor und Betreiber fungieren werde und wie dessen Vorstellungen im Detail aussähen, unterstrich Stangl.
Er fand damit fraktionsübergreifende Zustimmung im Stadtrat. Grundsätzlich gebe es zurzeit wenige Investoren, die „sich zutrauen, in ein Freizeitareal zu investieren“. Gespräche mit möglichen Interessenten seien allerdings im Gange, doch hätten die Stadt und ihre Gesprächspartner Vertraulichkeit vereinbart.
Scheitern mit Ziegler, Kontakt zu Zeller
Publik geworden sei aber das Scheitern der Verhandlungen mit der Firma Ziegler, die erklärt habe, sich für die nächsten fünf bis sechs Jahre nicht in derlei Projekte einbringen zu wollen. Bekannt sei auch der Kontakt mit dem Geschäftsführer des Seenlands „Steinberger Seen“ Tom Zeller, von dem das derzeit als Diskussionsgrundlage verwendete Konzept stamme. Ein weiterer Interessent habe sich aus Krankheitsgründen zurückgezogen.
Mit unverhohlener Ernüchterung kommentierten insbesondere Andreas Reindl und Susanne Reithmayer (CSU), Sabine Eichermüller (SPD), Richard Waldmann und Barbara Krauthahn (beide FWB) die offenkundig wenig konkreten Ergebnisse der intensiven zweijährigen Verhandlungen. Indessen sei die Natur bereits dabei, sich das Gebiet zurückzuerobern.
Manche Stadträte wollen aufgeben
Andreas Reindl ging sogar so weit, ein Abrücken von dem Projekt zur Diskussion zu stellen: „Wir haben in mehr als zehn Jahren so viel Geld in Vorplanungen und Konzepte gesteckt – haken wir das Projekt ab und wenden wir uns Pressath zu, wo es beispielsweise mit Straßen oder dem Kiesibeach-Gelände genug zu tun gibt.“ Die Stadt solle nicht riskieren, irgendwann im Schwarzbuch der Steuerverschwendung aufzutauchen.
So radikal wollte Susanne Reithmayer es nicht sehen und schlug vor, die Stadt solle eine schlichtere, auf einen Camping- und Badeplatz mit Kiosk beschränkte Lösung ins Auge fassen, wobei sie den mittelfränkischen Brombachsee als Vorbild anführte: „Dieses Gelände ist sogar mülleimerfrei – die Besucher nehmen ihren Abfall mit nach Hause. Warum soll das bei uns nicht auch funktionieren?“
Auch begrüßte sie einen Vorschlag von Landrat Andreas Meier, die Wasserfläche für eine Photovoltaikanlage zu nutzen. Bürgermeister Stangl bestätigte, dass hierzu bereits Firmen vorstellig geworden seien. Jedoch schließe der Zubau der Wasserfläche mit Solarkollektoren eine Freizeitnutzung aus, beides gemeinsam lasse sich nicht verwirklichen.
Kiesibeach örtlich bedeutend, Dießfurt hat überregionales Potenzial
Von einem voreiligen radikalen Schnitt riet auch Cornelia Träger (CSU) ab. Die Stadt solle sich nicht ausschließlich auf das Kiesibeach-Freizeitgelände konzentrieren, das ein Angebot von vornehmlich örtlicher Bedeutung sei, sondern daneben die Investorensuche für das Dießfurter Projekt mit seinem überregionalen Potenzial weiter im Blick behalten: „Es wurde ja nun einmal ein Konzept dafür erarbeitet, und es wäre schade, wenn man das einfach fallen lassen würde.“
Richard Waldmann riet dazu, sich vorsichtshalber „gewisse Rechte zu sichern“, zumal sich „spontan neue Perspektiven ergeben könnten“: „Dann können wir neu einsteigen und etwas entwickeln.“ So sah es auch Vizebürgermeister Max Schwärzer (CSU), der dazu riet, die Verhandlungen mit den Staatsforsten über einen „Standortsicherungsvertrag“ fortzusetzen. Die Seefläche sei ein „Alleinstellungsmerkmal im Landkreis“, das man nicht kurzfristig preisgeben solle, und die Investitionszurückhaltung der Baubranche in den vergangenen Jahren müsse nicht das letzte Wort bleiben. Eventuell sei auch eine „Weiterentwicklung Stück für Stück“ möglich.
Bürgermeister will nicht aufgeben
Bürgermeister Stangl stimmte dieser Sicht der Dinge zu: Auch er wolle das Projekt nicht preisgeben und die Standortsicherungsvertrags-Gespräche mit den Staatsforsten weiterführen. Gespräche mit möglichen Investoren hätten dies in den letzten Monaten verzögert, weil diese Investoren diesen Vertrag gegebenenfalls selbst abschließen wollten.
Schließlich informierte er, dass der Plan eines Radwegs von Pressath über Dießfurt nach Grafenwöhr Konturen annehme. Für einen asphaltierten Radwegneubau entlang von Staats- und Bundesstraßen könnte ein Bundeszuschuss erschlossen werde, es gebe aber auch Pläne für eine Trassierung auf bestehenden Feld- und Waldwegen.
* Diese Felder sind erforderlich.