Donnerwetter bei BitCoin, Gold und Aktien – Heißer Herbst oder Kaufgelegenheit?
Nordoberpfalz. Börsianer und BitCoin-Besitzer erlebten Überraschungen beim Blick auf die Kurszettel, und Experten diskutieren, ob dies eine Kaufgelegenheit darstellt. Technologieaktien, besonders Nvidia und Apple, sowie der BitCoin verzeichneten erhebliche Verluste, während Experten auf die Bedeutung der Diversifizierung hinweisen. Die jüngste Marktschwäche wird als Chance für günstige Einstiege gesehen, wobei zukunftsfähige Geschäftsmodelle und eine breite Mischung empfohlen werden.
Unverhofft kommt oft, lautet ein altbekanntes Sprichwort. Vielen Börsianern und BitCoin-Haltern ist vermutlich genau das durch den Kopf gegangen, als sie Montagvormittag auf die Kurszettel geblickt haben. Vor etwa vier Wochen haben Experten aus der Oberpfalz bereits vor einer zu einseitigen Aufstellung gewarnt. Stehen wir also vor einem heißen Herbst oder stecken wir in der Kaufgelegenheit des Jahres? Wir haben nachgefragt.
Mega Cap Aktien unter Druck
Nach einem Plus von 25% des Technologieindex Nasdaq100 im ersten Halbjahr sind zuletzt etliche stark gelaufene Börsengiganten unter Druck geraten. So hat die Aktie von KI-Chip-Riese Nvidia etwa 30% verloren. Grund waren Probleme bei der Produktion und Lieferung. Ebenso hat sich Apple für Google als Lieferanten entschieden und der Euphorie einen gehörigen Dämpfer versetzt. Dennoch notiert die Aktie trotz des Rückgangs etwa doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn.
Ebenso hat die lebende Börsenlegende Warren Buffett die Hälfte seiner gewaltigen Apple-Position verkauft. Entscheidungen des 93-Jährigen werden an den Kapitalmärkten ganz genau beobachtet. Zwar sind manche seiner Aktiendispositionen nicht zum bestmöglichen Zeitpunkt passiert, langfristig lag er in Summe aber goldrichtig.
Neben Chipwerten haben auch andere Technologieaktien korrigiert. Für Robert Beer aus Parkstein ist dies eine gesunde Anpassung der Bewertungen, die Phase aber nicht mit der Entwicklung am Neuen Markt 2000 vergleichbar. Die Unternehmen verdienen ausgezeichnet und sind aus der Weltwirtschaft nicht wegzudenken.
Auf die Streuung achten
Für Vermögensverwalter Wolfgang Meier aus Amberg ist daher eine breite Streuung wichtiger denn je. Eine Reduktion des Technologie-Anteils zugunsten von niedrig bewerteten Value Aktien macht seiner Meinung nach Sinn. Die Bereiche Gesundheit und Infrastruktur, die tendenziell weniger konjunkturabhängig sind, sind für ihn attraktiv. Auch Rohstoffe und Gold sind langfristige Bausteine für die Kundendepots.
Daher ist für Wolfgang Meier die jüngste Kursschwäche und generell Korrekturen am Aktienmarkt die Möglichkeit zum günstigen Einstieg, wobei man seines Erachtens auf zukunftsfähige Geschäftsmodelle, stabile Standortbedingungen und generell eine breite Mischung achten sollte. Von Panik ist beim Amberger Vermögensverwalter nichts zu spüren. Die meisten Indizes sind im laufenden Jahr zudem weiter im Plus.
Turbulenzen beim Yen Schuld?
Neben der Korrektur bei Technologie-Aktien wird uns als Grund für die Nervosität am Markt auch die Entwicklung des japanischen Yen genannt. Nach mehr als 30 Jahren Nullzins in Japan und mehr als 10 Jahren Abwertung der japanischen Währung gegenüber dem Dollar haben viele Japaner ihr Vermögen in USD angelegt. Da USD/JPN in den vergangenen vier Wochen um gut 15% verloren hat, kam Druck auf, die Dollar zurückzutauschen.
Ebenso für Dollaranleger, die sich in YEN verschuldet haben und mit diesem geliehenen Geld Aktien, BitCoin und Immobilien erworben haben. Die Folge: Alles wurde verkauft, um die Schulden zurückzuzahlen. Laut Experten liegt das Volumen dieser Taktik, im Jargon „Carry-Trade“ genannt, bei knapp 4 Billionen USD.
Während der erste Schock verdaut scheint, wird es im Umkehrschluss Zeit brauchen, bis sich hier der Staub gelegt hat. Ursache der Panik: Die japanische Notenbank steht Zinserhöhungen nun offener gegenüber, während gleichzeitig die US-Notenbank vor Zinssenkungen steht, was die Zinsdifferenz zugunsten des Dollars weniger attraktiv macht.
Rezession in Amerika?
Eine Rezession in den USA, vielfach als Auslöser der Unruhe postuliert, scheint derzeit jedoch unwahrscheinlich. So haben sich zwar die Arbeitsmarktdaten abgeschwächt und eingetrübt, andererseits weist das Live-Wirtschaftswachstum der Atalanta FED derzeit eine Wachstumsrate im dritten Quartal von 2.5% aus. Eine Rezession sieht sicher anders aus.
Es ist schlicht und ergreifend einiges zusammengekommen, was den Börsianern den Schrecken in die Glieder fahren ließ. Neben USD/Yen, der Korrektur bei Mega Cap Aktien, war dies auch die Eskalation im Nahen Osten sowie die Unsicherheit hinsichtlich der Wahlen. Ob die schlimmsten Befürchtungen eintreten, wird sich zeigen.
Hinsichtlich der Aktienmärkte liegen Chancen und Risiken meist eng beieinander. Mit entsprechendem Anlagehorizont sind neben Dividendenaktien für Anlageberater Stefan Meiler aus Flossenbürg auch Rohstoff- und Value-Aktien interessant. Anleger, die die Risiken zudem reduzieren wollen, können dies über Sparpläne bzw. schrittweises Investieren tun.
Auch BitCoin unter Druck – Zinssenkungen voraus
In dieser Gemengelage hat auch der BitCoin Federn lassen müssen und etwa ein Viertel nachgegeben. Und dies obwohl aus der US Politik BitCoin-freundliche Töne gekommen sind, sogar der Aufbau einer Reserve für den Staat ins Spiel gebracht worden ist. Erste Zeichen, die die staatliche Akzeptanz der Krypto-Währung befürwortet. Die Begrenztheit der Anlage macht diese ähnlich wie Gold attraktiv. Anleger sollten sich jedoch auch hier der Schwankungen bewusst sein. Rückschläge von 50 bis 70% konnten in den vergangenen Jahren beachtet werden. Die Dosis macht auch hier das Gift. Wer streut, rutscht nicht.
Da Zinssenkungen bei den Notenbanken in Europa und den USA nun vermutlich im Herbst auf der Tagesordnung stehen, spricht laut Wolfgang Meier viel für Aktien und Gold. Sinkende Zinsen bedeuten schließlich günstigere Finanzierungskonditionen und somit mehr wirtschaftliche Aktivität. Gleichzeitig werden auch Gold und BitCoin bei niedrigeren Zinsen wieder attraktiver. Es hängt am Ende alles zusammen.
Für Anleger, die trotz der Chancen und langfristig aussichtsreicheren Investmentanlagen lieber im Tagesgeld und Festgeld bleiben wollen, hat Finanzberater Stefan Meiler weiterhin Angebote mit 3% und mehr im Köcher. Man weiß schließlich nie, ob auf das Donnerwetter der Wolkenbruch oder doch eitel Sonnenschein folgt.
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