Dreimal scheppert’s: Jahn Regensburg beißt beim Karlsruher SC auf Aluminium

Karlsruhe. Wie wenig kann ein Ergebnis über ein Spiel aussagen – 1:0? Klingt spannend wie das Wetter vom vergangenen Jahr. Der Abstiegskrimi zwischen dem Karlsruher SC und dem SSV Jahn Regensburg hätte ein 4:4 verdient gehabt. Verdient? Zum in die Latte beißen!

Das Drama zwischen dem Karlsruher SC und dem SSV Jahn Regensburg in 9 Bildern. Collage: jrh

Aufgegeben hat sich der Tabellen-17. sicher noch nicht. Und die Phrase vom Trainer, der die Mannschaft nicht mehr erreicht, kann man sich sowieso sparen. Die Regensburger fressen 94 Minuten lang Gras in Karlsruhe. Sie pflügen den ohnehin schon holprigen Wildpark besonders in der zweiten Halbzeit verbissen um. Besonders Bene Gimber gibt den vorbildlichen Käpt’n Volldampf.

Und der SSV Jahn ist beim mittlerweile Tabellen-Zehnten, der die Oberpfälzer im Hinspiel noch mit 6:0 demütigte, alles andere als chancenlos: Andreas Albers setzt einen Kopfball an den Pfosten (18.) – Keeper Marius Gersbeck ist mit einem Fingernagel noch dran. Sarpreet Singh (36./90.) zirkelt die Kugel zweimal mit fast schon zu viel Gefühl ans Lattenkreuz – beide Schlenzer hatten Tor-des-Monats-Format.

Junger Jahn-Keeper immer besser

Aber auch das gehört zur Wahrheit: Der überragende Jahn-Jungkeeper Jonas Urbig hält den SSV Jahn schon in Minute 2 mit einem sagenhaften Reflex gegen Fabian Schleuseners Drehschuss aus acht Metern im Spiel. Regensburgs – zusammen mit Singh – stärkster Mann entschärft auch im 1:1 gegen den eingewechselten Blitzstarter Lucas Cueto (67.) – und lässt Philipp Heises Wumms-Freistoß an der breiten Brust abprallen (49.).

Natürlich versäumt es der SSV Jahn auch dieses Mal nicht, dem Gegner mit kapitalem Bock den Vortritt zu lassen – der ansonsten fehlerfreie Wastl Nachreiner fühlt sich als letzter Mann zu einem Dribbling berufen, verliert die Kugel an den omnipräsenten Schleusener und kann dann nicht mehr eingreifen. Der Ex-Nürnberger bedient von links Marvin Wanitzek, der auf Mikkel Kaufmann querlegt – Jan Elvedi rutscht so unglücklich in die halbherzige Volley-Abnahme des Dänen, dass die Kugel unhaltbar ins linke Eck springt, 1:0 (24.).

Immer wieder Schleusener

Kurz vor dem Pausenpfiff haben die Gäste dann noch jede Menge Massel, als Ayguen Yildirim im eigenen Strafraum ohne Not Kaufmann ausknockt – die butige Lippe überzeugt den ansonsten souveränen Schiedsrichter Patrick Alt nicht von der Notwendigkeit einer Video-Überprüfung (46.). Kann bitte mal jemand dem jungen Mann erklären, dass seine zappelige Hektik eher dem Gegner nutzt?

Und machen wir uns nichts vor: Schleusener allein hätte frei stehend mit Kopf oder Fuß in diesem Match mehrfach die Vorentscheidung erzwingen müssen. Man kommt mit der Strichliste nicht mehr hinterher, so oft bleiben Nachreiner, Elvedi, Faber und Guwara auf dem Boden kleben, während ein Karlsruher zum Kopfball ansetzt. So steht Regensburg trotz leidenschaftlicher Gegenwehr am Ende nicht völlig unverdient mit leeren Händen und Köpfen auf dem Rasen.

Wieder einmal liegt der SSV Jahn am Boden. Bild: jrh

Spiel im Schnelldurchlauf

KSC-Coach Christian Eichner kann im Vergleich zum 3:0-Sieg in Sandhausen wieder auf Stephan Ambrosius in der Innenverteidigung zurückgreifen. Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic versucht es mit dem gleichen Team wie beim 1:1 gegen Hannover. Der KSC wirkt zu Beginn griffiger, wacher und bringt die schläfrige Jahn-Abwehr schnell ins Schlingern. Schleusener scheitert nach Hereingabe von Kaufmann an Urbig (2.).

Der SSV hätte wie beim Hinspiel böse unter die Räder kommen können, hätte der leichtfüßige Paul Nebel mit seinem Strich von der Strafraumgrenze den Kasten nicht um wenige Zentimeter verfehlt (12.). Die überforderte Jahn-Defensive spielt dann auch noch dem überraschten Ambrosius die Kugel am linken Fünfereck in die Füße, die er überhastet ans Außennetz hudelt (14.).

Albers Pechsträhne

Gegen Hannover einen Elfer versemmelt und jetzt das: Andreas Albers setzt Minos Gouras’ perfekte Flanke mit einem wuchtigen Kopfball an den Pfosten, Torwart Gersbeck ist noch mit den Fingerspitzen am Leder (18.). Jetzt beginnen optisch Regensburgs beste Minuten – könnte man meinen. Aber wie so oft reißen die Oberpfälzer mit dem Hinterteil ein, was sie sich zuvor aufopferungsvoll aufbauen. Nachreiner lässt sich auf einen Zweikampf in der eigenen Hälfte ein, Elvedi fälscht Kaufmanns Führungstreffer entscheidend ab (24.).

Die Regensburger brauchen eine Weile, bis sie diesen erneuten Rückstand verdauen. Dann hätte sich Singh ein Denkmal wie weiland Oli Hein setzen können: Sein herrlicher Schlenzer prallt aber lediglich vom Lattenkreuz ins Nirwana (36.). Und kurz vor dem Pausenpfiff bleibt den Regensburger Fans noch einmal das Herz stehen, als der hektische Yildirim höchst ungeschickt Kaufmann umrempelt. Über einen Elfmeterpfiff hätte man sich nicht beschweren können – der Ball ist nicht einmal in Sichtweite (46.).

Schlussspurt zu spät

Der Start in die zweiten 45 Minuten misslingt den Regensburgern erneut. Nach vorne geht zunächst überhaupt nichts Konstruktives, und hinten ist man immer für ein Hoppla gut. Schleusener lässt von Tim Breithaupt in Szene gesetzt zwei Regensburger Slalomstangen alt aussehen und schiebt die Kugel dann freistehend aus nächster Nähe am linken Pfosten vorbei (58.). Neue Impulse setzt der Jahn-Coach mit der dreifachen Einwechslung von Blendi Idrizi, Prince Owusu und Bene Saller – später legt er mit Joshua Mees und Lasse Günther noch einmal nach.

Die neuformierte Regensburger Offensive bringt jetzt endlich die Karlsruher Hintermannschaft ins Schwimmen. Erst klärt Marcel Franke in letzter Sekunde vor dem einschussbereiten Albers (69.). Dann köpft Gimber eine Ecke aus sieben Metern in Gersbecks Arme. Schließlich verstolpert Idrizi eine geniale Vorlage Singhs aus sechs Metern (79.). Und zum bitteren Schluss setzt Singh die Kugel erneut ans linke Kreuz (90.).

Am nächsten Samstag, 13 Uhr, wird es für den SSV Jahn gegen Fortuna Düsseldorf (0:4 und 0:3 im Pokal) nicht leichter, den sagenumwobenen Bock umzustoßen – jedenfalls solange man diesen lieber im eigenen Strafraum zu Fall bringt.

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