Eiche für Joseph Beuys in Weiden: Kunstaktion mit Dialog und Kritik

Weiden. Eine ungewöhnliche Kunstaktion fand in Weiden statt: Eine Eiche wurde in einen alten Container gepflanzt. Zu Ehren von Joseph Beuys pflanzte der Kunstverein Weiden auf ein Rasenstück in der Kurt-Schumacher-Anlage eine Eiche. Doch es gab auch Gegenprotest.

Die Initiatoren und Gegenprotestler der Aktion versammeln sich einmütig auf dem Pressefoto. Bild: Beate Luber
Die Initiatoren und Gegenprotestler der Aktion versammeln sich einmütig auf dem Pressefoto. Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
Bild: Beate Luber
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Joseph Beuys (1921-1986) gehört zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Im vergangenen Jahr war sein 100. Todestag. Deshalb pflanzte der Kunstverein Weiden zusammen mit der Stadt und Kooperationspartnern eine Eiche in Gedenken an den renommierten Künstler. Den Hintergrund zur Aktion hier nachlesen.

Stein und Baum als Sinnbild

Joseph Beuys wurde unter anderem berühmt durch das Pflanzen von 7.000 Eichen in Kassel unter dem Titel “Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung”. Diese Eichenpflanzung wird nun also in Weiden fortgesetzt. Die Stadtgärtnerei pflanzte eine große Eiche, gestiftet von Gärtnerei Punzmann in einen alten Container der Firma Bergler, nebst einer Basaltstele, gestiftet vom Kunstverein Weiden.

Initiator Wolfgang Herzer vom Kunstverein Weiden betonte, dass das Schaffen des Künstlers auf “gesellschaftlichem Dialog und der Idee der ökologischen Ganzheitlichkeit basiert”. Die Eichenpflanzung ermögliche es dem künstlerischen Erbe des Künstlers auch in praktischer Hinsicht nahe zu sein. “Das Bild des lebendigen Baumes und des toten Gesteins verwendet der Künstler als Sinnbild allgemeiner dialektischer Lebensprozesse seit dem Urknall bis zum Klimawandel”, sagte Herzer.

Diskussion “ohne Denkverbote”

Doch beim Standort in der Kurt-Schumacher-Anlage wird es nicht bleiben. Im Herbst ist geplant, die Eiche samt Container in einem feierlichen Umzug auf das Gelände der OTH zu bringen, und dort einzupflanzen. Dafür hat Herzer OTH-Präsident Clemens Bulitta mit ins Boot geholt.

Die Beuyssche Idee passe ganz wunderbar zu einer Bildungseinrichtung wie der OTH, die von Dialog und Diskussion “ohne Denkverbote” lebe, in der auch Widersprüchlichkeiten erlaubt seien. Lothar Müller kam vom Museum “Dasmaximum” in Oberbayern, die die Eichenpflanzungen in ganz Bayern fördert, und betonte auch die Leistung der Stadtgärtner, die den Baum einpflanzten.

Beuys mit Weiden verbunden

Bürgermeister Lothar Höher fand, dass Beuys auch ganz wunderbar zur Stadt passe, war er doch als Luftwaffenfunker 1942 auch in Weiden stationiert. Außerdem pflegte er eine Freundschaft zum Weidener Künstler und Sammler Friedrich Herlt (1914-2010). Auch Lothar Höher lobte die Widersprüchlichkeiten in Beuys’ Werk und die Betonung der Widersprüchlichkeiten kam nicht von ungefähr.

Kritik an Aktion

Denn direkt neben der Kunstaktion postierten sich zwei Weidener Aktivisten, Dustin Opitz und Igor Michel, mit Protestschildern, die die Aktion kritisierten. Wolfgang Herzer fand, dass man das Beuyssche Diktum vom offenen Dialog auch praktisch anwenden kann und lud sie zu einem Redebeitrag ein.

Dustin Opitz wies darauf hin, dass Wehrmachtssoldat Beuys für völkische Esoterik und rechts-ökologische Heimatideologie nahe stand. Außerdem habe er NS-Verbrechen verharmlost. Dabei bezog er sich auf Informationen der Amadeo-Antonio-Stiftung. Opitz betonte im Nachgang, er selbst sei Jude und spreche daher als Betroffener.

Weiteres Rahmenprogramm

Der Rioraum Weiden kündigte an, die Diskussion um Beuys in einem Rahmenprogramm weiter aufzuarbeiten. Am Ende versammelten sich Initiatoren und Protestler einmütig auf dem Pressefoto.

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