Ein Abend voll guter Laune

Kemnath. Oberpfälzer und Oberfranken sind nicht gerade als spontaner und schnell zu begeisternder Menschenschlag bekannt. Wenn dann eine in den hiesigen Breitengraden weithin unbekannte Musikformation aufkreuzt und rund 800 jener Nordostbayern aus Speichersdorf, Kemnath, Eschenbach oder Kirchenpingarten in kürzester Zeit zu Schenkelklopfern und wahren Begeisterungsstürmen zu animieren vermag, muss die was draufhaben. So geschehen am Samstag in der Kemnather Mehrzweckhalle, wo die Speichersdorfer Bürgerstiftung Lebensfreude mit ihrem Vorsitzenden Wolfgang Hübner an der Spitze mit einem vollen Haus für das Wagnis belohnt wurde, die niederbayerisch-oberpfälzische Kombo „Da Huawa, da Meier und I“ zu verpflichten.

Von Udo Fürst

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Der „Huawa (rechts), da Meier (links) und I“ brachten beste Stimmung in die mit 800 Besuchern prächtig gefüllte Mehrzweckhalle. (Foto: Udo Fürst)

Sie hatte was drauf, die kabarettistische Boygroup, die es bereits seit 16 Jahren gibt. Der Abend mit ihr war ein einladendes, umarmendes Willkommensereignis: Es kamen drei gutgelaunte Männer ohne jede Allüren in Tracht auf die Bühne und sangen sich im besten niederbayerisch-oberpfälzischen Dialekt im Nu in die Herzen der gut 800 Menschen in der Mehrzweckhalle. In kürzester Zeit waren die aus dem Häuschen, klatschten, jubelten und sangen. Wie machen die das? “Da Huawa, da Meier und I”? Und wer ist das überhaupt? „Da Huawa”, das ist Christian Maier, 37, Matthias Meier („Da Meier“), 32, und Siegi Mühlbauer („und I“), 34. Den Namen gab man sich gleich nach der Gründung der Gruppe, als noch ein gewisser Huber dabei war. Als der aus- und Christian Maier einstieg, wurde der Name einfach beibehalten. Das war vor mehr als 14 Jahren.

„Zeit is a Matz!” heißt der Titel ihres neuen Programms. „Die Zeit schlängelt und windet sich in alle Richtungen: Mal vergeht sie wie im Flug, mal bleibt sie mit einem Schlag stehen. An manchem nagt der Zahn der Zeit, manches bleibt zeitlos schön. Zeit heilt angeblich alle Wunden und Zeit ist Geld. Man kann mit ihr einen Wettlauf machen und – wenn man Glück hat – auf ihrer Höhe sein. Dass mit der Zeit nicht zimperlich umgegangen wird, verrät unsere Sprache: Man kann die Zeit vertreiben, man kann sie stehlen und sogar totschlagen“, erklärt Bandleader, Songschreiber und Sänger Christian Maier. Zusammen mit seinen Kompagnons Matthias Meier und Siegi Mühlbauer nähern sie sich dem Thema in humorvoll-hintersinniger Art. Sie hinterfragen unser Tun und Lassen und erzählen Geschichten aus dem Alltag, die den Zeitgeist der Gesellschaft widerspiegeln.

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Da Huawa, da Meier und I interpretierten bayerische Volksmusik mit Musikrichtungen aus aller Welt – mal laut, mal leise, mal nachdenklich, mal krachert und stets mit viel Witz und Schwung. Die drei Vollblutmusiker haben natürlich das schöne Bayernland im Blick und singen – durchaus mit Seitenhieben und kritischem Auge – ein Loblied aufs bayrische Gemüt, das gefühlt und gelebt werden muss, – solange, bis der Boandlkramer vor der Tür steht, „der koa Bargeld net nimmt.“ Mal singen sie vom Reinheitsgebot, dann schwärmt der Huawa von der jugendlichen Freiheit auf seinem Bonanzaradl und schließlich schicken sie die halbe Welt zur MPU, dem „Depperltest“ nach Führerscheinentzug.

Oft werden die drei mit der legendären Biermösl Blosn verglichen – zu Recht, was das musikalische Talent angeht. Das Trio aus Maier, Meier und Mühlbauer spielt Gitarre, Trompete, Schlagzeug, Bass, Flöte, Dudelsack, Tenorhorn, Blockflöte, Klavier und Mundharmonika. A Capella singen und Jodeln können sie sowieso. Sie mischen traditionelle Volksmusik mit Jazz, Folk, Blues, Funk, Reggae oder HipHop – in dieser Vielfalt unterscheiden sie sich von ihren berühmten Kollegen. Da Huawa, da Meier und I sind zwar nicht ganz so gesellschaftskritisch wie ihre berühmten Kollegen, aber dafür, dass sie der CSU für ihre Haltung in der Flüchtlingsdebatte die MPU empfehlen, reicht es allemal.

Spätestens bei der Zugabe nach dem fast dreistündigen Programm hält es keinen Besucher mehr auf den Sitzen. Mittanzend, mitschunkelnd und mitsingend bringen die 800 den drei Musikern ein Ständchen dar und die wissen das zu schätzen:

Es ist schön, auch mal zuzuhören

sagt da Huawa, ehe er sich mit seinen Kollegen per Handkuss vom Publikum verabschiedet, das sich an diesem Abend so gar nicht oberpfälzisch-oberfränkisch zurückhaltend präsentiert hat. Das allein sollte der talentierten Formation schon zur Ehre gereichen.

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