Mit Feuer, Wachs und Zwirn

Weiden. Auf den ersten Blick sieht man ihn gar nicht, den Friseursalon Oriental im Weidener Stadtteil Hammerweg – einer kleiner Fleck Türkei in der Oberpfalz. Schuld daran sind wohl auch die andauernden Bauarbeiten. Treue Kunden hat er trotzdem – sogar aus Regensburg reisen diese an.

Von Daniel Meinl

Der ersten Eindruck beim Eintreten in den Friseursalon Oriental ist nicht viel anders, als bei einem deutschen Friseur – ein heller Raum, typische Schneideplätze, das Radio läuft. Doch auch einige Unterschiede fallen mir sofort auf. Neben der Eingangstür befindet sich gleich eine gemütliche Sitzecke, ein Holzkamin wärmt den Raum und eine Wand ist orientalisch bemalt.

Sofort begrüßt mich der freundliche Inhaber Ahmet Ot. “Was kann ich dir anbieten? Kaffee? Oder möchtest du türkischen Tee?” Nach wenigen Augenblicken kommt auch Ahmets Frau Kadriye, oder kurz Katja, aus dem Hinterzimmer. Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es den ersten türkischen Friseursalon Weidens, erzählt mir die gebürtige Pressatherin mit starkem oberpfälzer Dialekt. Erst vor wenigen Wochen feierten sie ihr Jubiläum.

türkischer Friseur Weiden
Ahmet Ot bei der Arbeit. Sohn Umut ist sein größter Fan.

Vor 17 Jahren, im Jahr 1999, kam Ahmet nach Deutschland, nachdem er in der Türkei seine Pressather Gattin kennengelernt hatte. Zuerst musste der in der Türkei gelernte Friseur in Fabriken arbeiten. Um auch in Deutschland seinem eigentlichen Beruf nachgehen zu dürfen, brauchte er noch den Meister. Nach dem Umzug war Ahmet aber schnell integriert – nur zweimal waren die Ots nach dem Umzug nach Deutschland noch in der Türkei.

2006 konnte endlich der Herrenfriseursalon im Hammerweg 23 eröffnet werden; drei Jahre später zogen Ahmet, Kadriye, und ihre drei Kinder (zwei Töchter, ein Sohn) nach Weiden um. Lange war in dem Laden immer die Hölle los, doch seit etwa einem halben Jahr kommen etwas weniger Kunden, erzählt mir Kadriye traurig. Warum wissen sie nicht, das Gründerzentrum habe jedenfalls keine qualitativen Gründe finden können.

Ich mache mir Sorgen. Mein Mann sagt das wird wieder, aber Frauen sind da vielleicht anders.

Dabei reisen sogar Kunden aus Regensburg bis nach Weiden, nur für einen Haarschnitt. Kadriye will dennoch sofort der kleinen Flaute entgegenwirken: Demnächst werden auch Frauen hier den passenden Haarschnitt bekommen. Dafür besucht die frühere Schichtarbeiterin selbst seit mehreren Monaten die Friseurschule in Weiden. “Die schneiden dort aber anders als mein Mann”, lacht sie. Ein Jahr hat sie in der Schule noch vor sich.

türkischer Friseur Weiden
Die gemütliche Warteecke im Friseursalon Oriental.

Schließlich soll auch ich mich vom Service überzeugen – eine Nasenhaarentfernung wird mir angeboten. Etwas mulmig ist mir zunächst schon, denn so richtig weiß ich nicht, auf was ich mich dabei einlasse. Nachdem ich kurz nach dem Setzen schon zwei Wattestäbe mit heißem Wachs in der Nase habe, wird dieses Gefühl vorerst nicht unbedingt besser.

Das Herausziehen tut überraschenderweise gar nicht weh. Da ich durch das Wachs nur noch durch den Mund atmen konnte, ist das Gefühl sogar sehr befreiend. Fertig ist meine Behandlung hier aber noch nicht – mit dem Rasiermesser wird der Bart geformt, und eine Flamme wird kurz ans Ohr geschlagen, um die Ohrhärchen zu entfernen. Anschließend wickelt Ahmet auch noch gekonnt einen Zwirn um die Finger, um damit kaum spürbar meine Augenbrauen zu zupfen.

Zum Abschluss erhalte ich noch eine kurze Gesichtsmassage mit wohlriechendem Rasierwasser. Damit habe ich zwar noch nicht das ganze Angebot des Friseursalon Oriental ausprobiert, fühle mich nach der Behandlung aber ausgesprochen erholt und entspannt.

türkischer Friseur Weiden
Familie Ot bleibt optimistisch.

Fotos: Daniel Meinl

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