Ein Buch soll den schlechten Ruf der „Verbotenen Straße“ aufpolieren

Weiden/Hirschau. Die „Verbotene Straße“ von Hirschau nach Kladruby (Kladrau) ist das erste Buch, das sich tiefer mit der „Verbotenen Straße“ befasst. Geschrieben hat es jemand, der sich mit diesem Thema bestens auskennt.

Rainer Christoph übergab die ersten Bücher an den Hirschauer Bürgermeister Hermann Falk. In dessen Amtszimmer befindet sich auch ein Bild, auf dem die Goldene und die Verbotene Straße zusammenstoßen. Foto: Christoph

Wie kam es zu diesem Buch? Autor Rainer Christoph, bekannt durch seine Nachforschungen und sein Engagement für die „Goldene Straße“, erfuhr schon vor Jahren, als er Vorträge zum Thema „Verbotene Straße“ hielt, dass der Name der Straße negativ besetzt war. Um dieses Missverständnis aufzuklären, beschloss der in Weiden lebende, pensionierte Lehrer, ein Buch zu diesem Thema zu veröffentlichen. Herausgekommen ist nun ein 24-seitiges Werk mit zahlreichen Farbfotos.

Bei Strafe verboten

„Es gibt kein schlechteres Wegstück zwischen Krakau und Nürnberg als den Berg zwischen
Lohma und Pleystein“, lautete eine Beschwerde der Kaufleute des Mittelalters. Die Nutzung
des circa 100 Kilometer langen Wegs wurde einige Jahrzehnte „bei Strafe“ verboten. Und es
taucht auch noch ein „Rennsteig“ als Streitobjekt auf, das mehrfach in Amberg vor Gericht
ging. Die deutsch-tschechische Wegstrecke birgt so manche Überraschungen. Da geht es auf deutscher Seite um die Geschichte von zwei bedeutenden Adelsgeschlechtern – eines davon stieg in Brandenburg in die höchsten Ämter auf. Auf tschechischer Seite dominierten die Fürsten von Kolovrat, die von Wertheim und derer zu Windisch-Graetz.

Im Mittelalter eine der Hauptverkehrsadern Europas: Die Goldene Straße zwischen Nürnberg und Prag. Foto: Christoph

“Größter Tscheche”

Aus einer Oberpfälzer Familie, die nach dem Dreißigjährigen Krieg nach Böhmen einwanderte, kommt ein Mitglied, das von Kaiserin Maria Theresia um das Jahr 1780 das Ehrenattribut „größter Tscheche“ verliehen bekam. Unterwegs taucht bei dem kleinen, ehemals deutschen Ort Weschekun die Verbindung zu einem deutschstämmigen, tschechischen Schriftsteller auf, den die „Rippe seiner Großmutter“ vor der Teilnahme am Krieg bewahrte. Hinzu gesellt sich ein bis heute nicht geklärter Mordfall vor Vohenstrauß. Einer der reichsten Männer aus Pilsen verlor dort sein Leben. Der heimtückische Mord, der unter Umständen politisch zu sehen ist, schlug hohe Wellen und tangierte sogar Kaiser Ferdinand.

Prominente Reisende

Viele prominente Reisende folgten über Jahrhunderte dem Weg der “Verbotenen Straße”, einer wird besonders vorgestellt. Und auch der größte künstlich angelegte See des Mittelalters liegt nicht weit von der Straße entfernt. In dem Buch geht es auch um tschechische Grenzwächter, ums Paschen, den Bergbau und das Glasmachen. Die im Jahre 1538 unter König Ferdinand I. gebaute Zollstelle in Pfraumberg hatte bald die höchsten Einnahmen- aller böhmischen Zollstellen in Richtung Bayern. Erst der „Eiserne Vorhang“ brachte Handel und Begegnungen fast zum Stillstand.

Dörfer bekommen ein Gesicht

Städte, Dörfer und Besonderheiten am und in der Nähe des Weges bekommen ein Gesicht, indem ihre Geschichte, Sehenswürdigkeiten oder interessante Bewohner vorgestellt werden. Nach diesen 100 Kilometern kann der Leser erkennen, welche Bedeutung diese Straße hatte. Unterstrichen wird dies auch durch die Straßenkarte der Gebrüder Jung aus dem Jahr 1641. Sie sahen diesen Verkehrsabschnitt als einzigen und wichtigsten Handelsweg zwischen Nürnberg und Prag und weiter nach Breslau in Schlesien.

Bedeutende Teilstrecke

Diese Aufwertung ist Ziel dieses Buchs. „Es zeigt auf, dass sich diese Wegstrecke nicht verstecken braucht und unter dem Strich eine bedeutende Teilstrecke der Verbindung zwischen Prag und Nürnberg darstellt“, erläutert Christoph. Lediglich die Zeit der Luxemburger auf dem böhmischen Thron unterbrach die Bedeutung der Straße. Die neue
„Goldene Straße“, die Autobahn Via Carolina, verläuft nahezu parallel zur einst verbotenen Altstraße.

Das Buch ist zum Preis von 23,50 Euro in den Buchhandlungen in Hirschau, Schnaittenbach, Pressath, Vohenstrauß, Weiden und Tirschenreuth erhältlich. Es kann auch per E-Mail an rjchristoph@t-online.de (plus Portokosten) bestellt werden.

Der Autor
Seit der Grenzöffnung 1990 ist Rainer Christoph, wohnhaft in Weiden, grenzüberschreitend tätig. Fast 30 Jahre als Schulleiter in Bärnau und Altenstadt/WN führte er historische Projekte mit Partnerschulen in Tschechien und als Vorsitzender des Fördervereins “Goldene Straße” durch. In zahlreichen Büchern und Artikeln beschäftigte er sich mit der Goldenen Straße. 2018 fusionierte der Verein mit dem Verein Via Carolina in Bärnau. Dort arbeitet Christoph im Vorstand mit.

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