Ein Landkreis auf dem Weg, zu einer coolen Marke zu werden

Neustadt/WN. Das hätte sich kein Marketing-Guru besser ausdenken können: Ein Landkreis nutzt die Gunst seines Autokennzeichens und macht daraus eine Marke, die inzwischen schon junge Leute veranlasst, in der Region zu bleiben.

Von Gabi Eichl

So viel Glück hat nicht jeder Landkreis: Ein Autokennzeichen, das per se schon Neues verheißt. Mit entsprechender Nachhilfe – neudeutsch: Markenkommunikation – versucht der Kreis seit knapp zwei Jahren, aus dem biederen En-E-We ein stylisches NEW (engl. neu) zu machen.

Ein idealer Ort, um zu leben und zu arbeiten.”

Der Kreisentwicklungsausschuss zeigt sich übereinstimmend beeindruckt von dem Weg, den die Marke NEW nach den Schilderungen Claudia Prößls und Hannes Gilchs in die Köpfe von Einheimischen und Heimkehrern genommen hat.

Und der Ausschuss geizt nicht mit Lob für die bisherigen Bemühungen, der Landkreis-Marke Beine zu machen, damit der Begriff „NEW“ an eine dynamische Region denken lässt, an interessante Arbeitsplätze, hohen Freizeitwert, familienfreundliche Gemeinden, ein breit gefächertes Bildungsangebot, überraschende Innovationen, kurz: einen „idealen Ort, um zu leben und zu arbeiten“, wie es die Landkreis-Sprecherin Claudia Prößl ausdrückt. Das sei auch zwingend notwendig, sagt sie, wenn der Kreis im Wettbewerb mit anderen Regionen um Menschen, Fachkräfte, Betriebe gewinnen wolle.

Blick zurück auf Gebietsreform: Alle sollen NEW-ler werden

Es geht aber laut Prößl nicht nur um das Hinzugewinnen neuer Köpfe und Betriebe, alle Landkreisbewohner sollten sich als NEW-ler fühlen, sagt sie mit Blick auf heute noch schwärende Wunden der Gebietsreform vor nicht ganz 50 Jahren.

“Bei dieser jungen Frau haben wir unser Ziel erreicht”

Und dann erzählt Prößl von einer 18-Jährigen aus dem eigenen Bekanntenkreis, die sich durch die Kampagne nicht länger als „Hinterwäldlerin“ fühle, vielmehr selbstbewusst als NEW-lerin auftrete und an der OTH Amberg-Weiden studieren wolle statt in die Großstadt zu ziehen. „Bei dieser jungen Frau haben wir unser Ziel erreicht“, sagt Prößl.

“Auswanderer” kehren vielfach zurück

Der frühere Georgenberger Bürgermeister Johann Maurer (CSU) bestätigt erste Erfolge der Kampagne. In seine Gemeinde kehrten viele aus den Ballungszentren zurück; es gebe kaum mehr Leerstand im Ort.

Ins Detail geht Prößls Kollege Hannes Gilch; er beschreibt den Kreisräten, wie man versuche, das Stück „Landleben neu denken“ auf allen nur denkbaren Bühnen und Plattformen aufzuführen, um auch wirklich jede nur denkbare Zielgruppe zu erreichen. Bei all dem neuen Denken, dem neuen Besetzen von Themen gehe es aber auch darum zu vermitteln, dass man „NEW“ bleibe. Und das mag man als Wortspiel in jede Richtung verstehen.

Unternehmer wie Nicolas Götz als Aushängeschild

Gilch beschreibt eine hochprofessionell betriebene Kampagne, an der viele Abteilungen des Landratsamtes beteiligt sind und deren Grundlage ein einheitliches Erscheinungsbild mit hohem Wiedererkennungswert ist. Das fängt bei den Visitenkarten an und zieht sich durch jedes gedruckte Medium, jede Anzeige, jedes Plakat bis hin zu Werbegeschenken und Online-Auftritten.

So professionell man versuche, alle Bühnen zu bespielen, ob es Facebook und YouTube oder die Großfläche in einer Münchner U-Bahn-Station ist, setze man jedoch nicht auf Schauspieler als Aushängeschilder, sagt Gilch, sondern auf die Menschen vor Ort, zuletzt zum Beispiel auf den Parksteiner Unternehmer Nicolas Götz.

“Unbehördliche” Kommunikation während der Pandemie

In Corona-Zeiten habe man versucht, eine möglichst „unbehördliche“ Kommunikation auf Augenhöhe zu betreiben. Die komplette Umgestaltung der Website new-perspektiven.de nach nur eineinhalb Jahren will Gilch verstanden wissen als ein Zeichen für die hohe Geschwindigkeit, mit der man flexibel auf Entwicklungen reagiere.

Gilch erschlägt die Kreisräte regelrecht mit seiner Aufzählung, wie es Gerald Morgenstern formuliert; der CSU-Kreisrat meldet sich wieder und wieder zu Wort, um Lob und Dank zu sagen für die Arbeit des NEW-Teams.

Landrat Andreas Meier: “Kein Strohfeuer”

Landrat Andreas Meier sagt, das alles sei „kein Strohfeuer“, man habe inzwischen nachweislich viele Menschen erreicht.

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