Einbrecher “san mit’m Radl da” – Beutezug rund um Waldsassen

Waldsassen/Weiden. Einbrüche gehören für die Beamten der Polizeiinspektion Waldsassen zum Tagesgeschäft. Die Polizisten sind als Zeugen Dauergäste vor dem Amtsgericht Weiden. Der Fall vom Donnerstag hebt sich ein wenig ab. Die Beute war niedrig, aber die Umstände "fast schon kurios", sagt der Polizist.

Radweg Waldsassen
Die Diebe waren mit dem Radl da. Sie nutzten den Wallenstein-Radweg und den Europa-Radweg Eiserner Vorhang. Foto: SchiDD, Wikimedia Commons

Der Dieb (37) und sein Compagnon waren im März 2024 aus ihrer Heimatstadt Cheb mit dem Fahrrad über die Grenze geradelt. Beide hatten sich Warnwesten über die Jacken gezogen. In Egerteich und Hundsbach, zwei Weilern in unmittelbarer Grenznähe, stahlen sie nachts aus zwei unversperrten Autos alles Mögliche. Die Navi-Speicherkarte, Schlüssel, ein Jagdmesser, ein Baustoff-Muster.

Ein Augenzeuge rief die Polizei Waldsassen, die zunächst nur den Angeklagten erwischte. Bei der Fahrt zur Dienststelle gabelte man noch den Komplizen auf: Der saß – in Warnweste – auf einer Bank in Waldsassen und machte Brotzeit. Für einen Haftbefehl reichten die Kleindiebstähle zunächst nicht, die Polizei musste die Männer nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft am Vormittag laufen lassen.

Polizist: “Auf einmal klingelte es auf der Wache”

Prompt meldete noch ein Waldsassener Bürger einen Diebstahl aus einem Mehrfamilienhaus. Noch bevor sich die Beamten über die verfrühte Freilassung ärgern konnten, klingelte es an der Wache. Der Angeklagte stand wieder vor der Tür. Er wollte zum Grenzübergang gefahren werden. Stattdessen wanderte er in U-Haft.

In der Folge konnten ihm die Ermittler zwei weitere Diebstähle zuordnen: 2021 hatte der Angeklagte seine DNA bei einem Einbruch in einer Werkstatt in Waldsassen hinterlassen. Er stahl Laptops und ein Kfz-Auslesegerät. Außerdem nahm er sich ein Bier, räumte aber die Flasche nicht in den Bierkasten zurück, was den Werkstatt-Mitarbeitern auffiel. Die Spurensicherung der Weidener Kripo konnte eine DNA-Spur sichern. Bei den neuen Diebstählen von 2024 kam es jetzt zum Treffer in der Datenbank des LKA.

Historische Feuerwehruniformen gestohlen

On top ist der Tscheche auch verantwortlich für den Diebstahl von vier historischen Feuerwehruniformen aus dem Feuerwehrhaus Egerteich 2021. Die Uniformen habe sein Freund in Tschechien “für ganz wenig Geld” verhökert: “Ich habe davon keine Krone gesehen.”

Für all das muss er jetzt hinter Gitter. Das Schöffengericht mit Richter Hans-Jürgen Schnappauf verhängte 1 Jahr und 3 Monate Haft wegen gewerbsmäßigen Diebstahls. Bewährung gab es nicht. Dem Gericht war die Rückfallgeschwindigkeit des in Tschechien vorbestraften Angeklagten zu hoch. Im August 2023 war er in Tschechien wegen Diebstahls aus dem Gefängnis entlassen worden; im Frühjahr 2024 klaute er aus den Autos in Waldsassen.

Zumindest “hier” will er keine Straftaten begehen

Zu seinen Beweggründen sagte der gelernte Maurer nichts. Verteidiger Werner Buckenleib sprach von einer “nicht einfachen Lebensgeschichte”. In Tschechien saß der 37-Jährige insgesamt schon etwa fünf Jahre in Haft. Die Story, wonach er nächste Woche eine Arbeitsstelle als Maurer antreten könnte, nahm ihm Staatsanwältin Sofie Huber nicht ab. Sie plädierte auf 2 Jahre 5 Monate. Das “letzte Wort” des Angeklagten hatte einen kleinen Schönheitsfehler: “Ich verspreche, dass ich hier keine weiteren Straftaten begehen werde.”

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