Einsatz im Borkenkäfer-Krisengebiet: Baumkiller vernichten riesiges Waldstück

Nordoberpfalz. Ein riesiges Areal bietet einen schrecklichen Anblick. Die Ziegler-Holzlasterfahrer versuchen dort, das Borkenkäferholz aus dem Wald zu schaffen, bevor die Qualität leidet.

Eigentlich wollte OberpfalzECHO für diesen Artikel nur einmal Lkw-Fahrer begleiten und deren Arbeitsalltag im Video festhalten. Der Anblick, den die Ziegler-Holzlasterfahrer inmitten schönster Natur ertragen müssen, hat unser Team jedoch geschockt. Je tiefer wir mit den Brummis in den Wald fuhren, umso mehr verwandelte sich der Wald in eine Wüstenlandschaft. Es zeigt sich, wie anspruchsvoll und wichtig die Arbeit dieser Frauen und Männer ist.

Ein Bild der Verwüstung

Aus Erde wird Sand. Auch der Blick ins Tal verheißt nichts Gutes. Die wenigen Bäume, die dort überhaupt noch stehen, zeigen kein bisschen Grün mehr. Eher ähnelt der Anblick einem Sandhaufen, auf dem eine Schachtel Streichhölzer ausgekippt wurde. Manche Bäume wurden vom Wind direkt entwurzelt und andere sind einfach abgebrochen.

Umso weiter sich der LKW ins Tal kämpft, umso mehr zeigt sich, was die Borkenkäfer hier angerichtet haben. Fotos: OberpfalzECHO/David Trott
Umso weiter sich der LKW ins Tal kämpft, umso mehr zeigt sich, was die Borkenkäfer hier angerichtet haben. Fotos: OberpfalzECHO/David Trott
Die Landschaft wird immer karger, der Waldboden ähnelt einer Wüstenlandschaft und die Bäume verschwinden.
Die Landschaft wird immer karger, der Waldboden ähnelt einer Wüstenlandschaft und die Bäume verschwinden.
Der Blick aus dem LKW-Fenster zeigt das Ausmaß der Schäden. Wie abgebrochene Streichhölzer liegen die Bäume im Tal.
Der Blick aus dem LKW-Fenster zeigt das Ausmaß der Schäden. Wie abgebrochene Streichhölzer liegen die Bäume im Tal.
Der gierige Holzfresser - der Borkenkäfer - hat beträchtliche Schäden hinterlassen.
Der gierige Holzfresser – der Borkenkäfer – hat beträchtliche Schäden hinterlassen.
Foto: OberpfalzECHO/David Trott
Foto: OberpfalzECHO/David Trott

Jetzt ist schnelle Logistik gefragt

Wenn die geschädigten Bäume jetzt schnell aus dem Wald geschafft werden, kann das Holz uneingeschränkt verarbeitet werden. Dies liegt daran, weil sich die Käfer nur durch die Borke fressen und das Holz unversehrt bleibt. Die Zeitspanne ist allerdings sehr kurz. Wenn die Logistikexperten und Lkw-Fahrer nicht schnell genug wären, würde das trockene Holz Risse bekommen. Auf dem am Boden liegenden Holz würden sich Pilze ausbreiten.

Der schnelle Abtransport der Bäume sichert die Qualität des Holzes.

Der Holz- und Waldexperte der Ziegler Group, Henrik Ratzow, liefert Hintergründe zur Borkenkäfer-Problematik

Warum sind manche Waldstücke derart stark betroffen?

Ratzow: Wenn sich der Käfer einmal eingenistet hat, breitet er sich im direkten Umkreis der Nistbäume aus und kann sich sehr stark vermehren. Wenn man es verpasst, die erste Generation von Käfern abzufangen, ist das eigentlich nicht zu verhindern. Trockene Jahre sind sehr gute Bedingungen für die Käfer, sie vermehren sich stark und den Bäumen fehlt gleichzeitig das Harz, um die Käfer abzuwehren.

Verbreitet sich der Borkenkäfer schneller, wenn das Holz nicht abtransportiert wird?

Ratzow: Nein, wenn die Bäume tot sind, ist der Käfer schon weitergezogen. Die meisten Käfer sind in der Regel schon raus, ehe die Nadeln braun werden. Lediglich die Holzqualität nimmt schnell ab, wenn es nicht rasch abtransportiert wird. Um den Käfer aufzuhalten, müsste man die noch grünen, frisch befallenen Bäume fällen und verarbeiten. Es ist allerdings sehr schwer, diese rechtzeitig zu finden.

Ein Fahrer lädt das Holz mit dem Kran auf und transportiert es aus dem Wald.

Wie kann die Zukunft eines solchen Waldes aussehen? Vielleicht andere Baumsorten?

Ratzow: Da gibt es kein Patentrezept, aber eine Mischung von vielen verschiedenen Baumarten und Altersklassen ist notwendig, auch damit Schadinsekten weitere Wege zum nächsten Brutbaum haben und Lücken schneller geschlossen werden. Eine Wiederaufforstung von kahlen Flächen ist schwieriger, als bestehenden Wald zu verändern, weil im Wald junge Bäume vor Trockenheit und Sonne besser geschützt sind, außerdem ist der Boden weniger verdichtet. Wald wird es sicherlich bald wieder, aber ob die neuen Bäume auch nutzbares Holz liefern, ist nicht so sicher. Im Zweifelsfall setzen sich Pionierarten wie zum Beispiel die Birke durch.

Wie konnte es passieren, dass dieses Waldstück derart vernichtet wurde?

Ratzow: Die Klimakrise ist der entscheidende Faktor, also unsere Emissionen. In trockenen Jahren vermehren sich Schadinsekten exponentiell und vernichten dann flächig besonders sortenreine Bestände. Da sich immer mehr trockene und warme Jahre aneinanderreihen, verbreiten sich die Käfer immer weiter. Früher wurde deren Bestand durch nasse und kühle Sommer regelmäßig reduziert, in denen die Bäume sich regenerieren konnten. Das Sterben der Bäume ist auch ein klimatischer Rückkopplungseffekt, der wiederum für weitere trockene und warme Sommer sorgt. Die bisherige Forstwirtschaft hat aber auch für Waldbestände gesorgt, in denen das besonders drastische Konsequenzen hat. Es sind sortenreine Bestände gleichen Alters angelegt worden, die dann auch noch auf maximalen Zuwachs getrimmt wurden und somit einen maximalen Wasserbedarf haben. Mischwälder, die auf Robustheit und Resilienz ausgerichtet sind, halten viel mehr aus, liefern aber auch viel weniger nutzbares Holz. Die Forstwirtschaft hat allerdings auch schon viel gelernt, nur dauert es sehr lange, bis sich der Wald entsprechend verändert.

Wie viel Schadholz fällt eigentlich an?

Ratzow: Bei Ziegler verarbeiten wir fast ausschließlich Holz, das durch Käfer geschädigt ist. Im Nadelholzbereich werden auch schon seit Jahren kaum mehr grüne Bäume geerntet, es wird nur noch hinter dem Käfer aufgeräumt und selbst damit kommen wir kaum noch nach. Für den Holzbau stirbt also derzeit kaum ein Baum, paradoxerweise sterben die Bäume eher durch das Bauen mit Beton und Asphalt! Das hat allerdings die Konsequenz, dass die meisten Stämme ohne Rinde ankommen, die für uns zum Beispiel für die Produktion von Gartenerde auch ein wichtiger Rohstoff ist.

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