Energiekrise: Weidener Stadtwerke setzen auf Sparen und Erneuerbare

Weiden. Gas- und Strompreise kennen nur eine Richtung: die Spirale nach oben. Im zweiten Teil unserer zweiteiligen Energie-Serie fragt OberpfalzECHO bei den Weidener Stadtwerken nach, wie das kommunale Tochterunternehmen vor Ort auf die Energiekrise reagiert.

Johann Riedl und Christine Melischko, die Vorstände der Weidener Stadtwerke. Bild: Jürgen Herda

Boris Palmer, Grüner Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Tübingen, hat derzeit ein Luxusproblem: „Wir erzielen einen enormen Überschuss mit Erneuerbaren Energien, weil aufgrund des Merit-Order-Systems der Preis durch das teuerste Produkt festgelegt wird – und das ist derzeit das Gas.“ Darauf würde er gerne verzichten.

Die Stadtwerke Weiden sind da in einer weniger komfortablen Situation. Aber auch sie seien in puncto Energiesparen und Energiewende mit gutem Beispiel vorangegangen. „Wir haben zur Senkung des Energieverbrauchs bereits 2015 ein Energiemanagementsystem eingeführt und laufend zertifiziert“, sagt stellvertretende Vorständin Christine Melischko. „Dadurch haben wir durch Energieeffizienzmaßnahmen wie bei Licht und Anlagetechnik im Vergleich zu 2019 bereits rund 10 Prozent weniger Energie verbraucht und 2,7 Millionen Kilogramm CO2 eingespart.“

Im Freizeitbereich fahre man allerdings schon jetzt mit der Thermenwelt und der Hans-Schröpf-Arena jedes Jahr ein Defizit von vier Millionen Euro ein. „Da trifft uns dieser Energiepreis voll“, sagt Vorstand Johann Riedl. „Wir rechnen bei der Therme mit mindestens 700.000 Euro Mehrkosten.“ Deshalb sei man gezwungen, die Beckentemperaturen runterzufahren und die Öffnungszeiten zu reduzieren. „Wir können auch keine acht Saunen mehr gleichzeitig beheizen, wenn nur zehn Gäste da sind.“ Das werde zu einigen Einschränkungen führen, aber ansonsten drohten Preiserhöhungen.

Energiewende: Vorfahrt für Solarprojekte

Während die Weidener SPD-Stadtratsfraktion auch eine Evaluierung der Windpotenziale gefordert hat, setzen die Stadtwerke bei der Energiewende auf die Fortsetzung erfolgreicher Projekte. „Wir sind Teil des Zusammenschlusses ,Zukunfts Energie Nord Oberpfalz‘, ZENO, der seit 2012 die Sonnenparks Hütten und Tännesberg mit einer Gesamtleistung von über 20 MW betreibt.“ Im April habe man weitere 4 MW an Photovoltaikleistung in Tännesberg in Betrieb genommen. Damit erhöhe sich die Menge der jährlichen Eigenstromerzeugung der Stadtwerke und ihrer Kooperationsgesellschaften auf rund 26 Millionen kWh – bei einem jährlichen Gesamtabsatzvolumen von etwa 40 Millionen kWh ein Anteil der Erneuerbaren von 65 Prozent.

„Hütten ist ein tolles Projekt mit 17 MW“, blickt Melischko zurück ins Jahr 2013. „Den damals bayernweit größten Solarpark auf der Konversionsfläche einer ehemaligen Kiesgrube. Heute ist dies ein ökologisches Vorzeigeprojekt.“ Im Stadtgebiet Weiden gibt es ebenfalls bereits 1200 PV-Anlagen. „Es wird jetzt schon teilweise mehr Strom erzeugt als verbraucht wird“, sagt Riedl. Jeder Hausbesitzer müsse sich selbst Gedanken machen, welche Flächen er für die Stromerzeugung nutzen kann. Ergänzend baue man seit einigen Jahren Wärmenetze etwa rund ums Krankenhaus aus.

E-Mobilität Weiden Konzept Bürgerbefragung
Dieses Plakat wird auch im Rahmen der Bürgerbefragung eingesetzt. Oben sind die Ziele im Bezug auf E-Mobilität aufgelistet und unten wird die Vorgehensweise für die Umsetzung des Konzepts erläutert.

Schwachstelle Stromnetz

„Auch auf unseren Liegenschaften haben wir bereits PV, eine kleine Brennstoffzelle und Solarthermie“, ergänzt Melischko. „Es gibt aber auch Dächer, die auf den ersten Blick als geeignet erscheinen, wo es aber die Statik nicht zulässt. Diese Dächer müssen wir erst ertüchtigen.“ Auch über die PV-Überdachung von Parkplätzen wolle man sich Gedanken machen. „Bei all diesen Planungen muss aber generell auf den Einspeisepunkt aufgepasst werden“, schränkt Melischko ein. „Der war bisher auf Entnahme, nicht auf Einspeisung ausgelegt.“ Das Netz würde das nicht hergeben. „Dazu müssen das Bayernwerk für den Landkreis und das Stromnetz Weiden für die Stadt erst die Mikronetze ertüchtigen.“

Das überforderte Netz sei auch die Schwachstelle bei der angestrebten Wende zur E-Mobilität. Ein Geschäftsführer der Volksbank hätte gerne ein neugebautes Parkhaus mit E-Zapfsäulen ausgestattet. Die Antwort der Verwaltung: „Dann geht in Weiden das Licht aus.“ Das behindert auch den Aufbau der Lade-Infrastruktur. „Die Leitungen vor 20 Jahren waren anders dimensioniert“, erklärt Melischko. „10 oder 12 Ladepunkte waren da nicht vorgesehen.“ Die Folge: „In einer Straße geht es, in der nächsten nicht, je nachdem, wie das Netz dimensioniert ist.“

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