Eric Frenzel WM-Kolumne: “Familienrituale”

Eric Frenzel Kolumne

Flossenbürg. Heute geht es in Erics WM-Kolumne um die Rituale seiner Familie, die ihn schneller laufen lassen oder ihm beim Sprung ein paar Meter mehr verschaffen. Dabei hilft scheinbar Enzian-Schnaps am besten. 

“Alle sportlichen Vorbereitungen für den ersten Weltmeisterschafts-Wettbewerb in Lahti sind abgeschlossen. Morgen früh startet der erste Wettkampf um Gold und Titel.

Während ich die letzten Stunden vor dem ersten Sprung entspannt im Hotel verbringe, durchlebt gerade meine Familie den gewöhnlichen Anreisestress. Meine Eltern, Laura und Philipp sowie weitere Verwandte und Bekannte befinden sich auf dem Weg nach Prag zur Abendmaschine, die nach Helsinki fliegen wird, um mich als WM-Reisegruppe morgen an der Schanze und an der Loipe zu unterstützen. Standort der Gruppe wird das Hotel „Cumulus“ in Helsinki sein; zu den Wettbewerben werden alle mit Mietautos nach Lahti reisen, ansonsten werden sich meine Lieben in der finnischen Capitale ganz touristisch geben.

Philipps Anfeuerungen motivieren

Die Unterstützung meiner Familie ist für mich ein wichtiger Faktor beim Wettkampf. In der Loipe steht mein Sohn Philipp immer an einem bestimmten Punkt, damit ich sein Winken mit dem Fähnchen auch gut sehen kann. An der Schanze steht er möglichst weit oben, damit er mich während des Fluges mit einem langen „Papa, ziiiiieh!“ an sich vorbeigleiten sieht. Die einzelne Stimme meines zehnjährigen Sohnes kann ich natürlich während des Sprungs nicht wahrnehmen, doch höre ich symbolisch das tausendfache Anfeuern der Fans als eine – nämlich seine Stimme – und diese Vorstellung motiviert mich sehr.

Seine Familie – wie hier im Facebook-Post Sohn Philipp – gibt Eric Kraft und motiviert ihn über seine Grenzen hinaus zu gehen.

Mit Balken-Schnaps ein paar Meter weiter

Während Philipp mit Fähnchen und kleiner Trompete unterstützt, üben sich die erwachsenen Familienmitglieder in einem anderen Ritual, das mittlerweile auch in den Medien bekannt geworden ist und das ich an dieser Stelle schmunzelnd bestätigen kann. In der Tat ist es so, dass meine Familie beim Springen den sogenannten „Balken- Schnaps“ miteinander trinkt. Während ich auf dem Balken sitze und auf das Abwinken des Trainers warte, macht sich die Gruppe bereit und setzt ihrerseits kollektiv das Schnapsgläschen an. Erfolgt das Signal zum Anfahren leert die schnapsselige Runde das Gläschen, ruft „Viel Glück, Eric“ und beobachtet mein Tun auf der Schanze.

Der jeweilige Inhalt in den Gläsern wird dabei durchaus in Beziehung zu meiner Leistung gesetzt. Nach allen familieninternen Auswertungen springe ich bei Enzian im Stamperl ein bis zwei Meter weiter als bei Vogelbeere oder Marillenbrand. Weite und perfekter Telemark sollen angeblich beim Trinken eines „Hirschkusses“ gelingen.

Ich konzentriere mich natürlich auf meine Fähigkeiten und bin ansonsten froh, dass im Einzelwettbewerb immer nur ein Springen stattfindet und sich damit der Konsum der beschriebenen Getränke für meine Anhänger ganz von allein beschränkt.

Das schönste Ritual ist für mich natürlich, wenn mein Sohn in den Auslauf darf, um mich für die gezeigte Leistung zu beglückwünschen. Ich hoffe, dass es hierzu morgen einen Anlass gibt.

Herzlichst Eric”

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