Eric Frenzel und seine zweite Karriere in ganz und gar nicht ungewohnter Umgebung
Flossenbürg. Schon vor einigen Monaten startete Eric Frenzel seine zweite Karriere: Deutschlands bester Nordischer Kombinierer der Geschichte wurde Bundestrainer. An diesem Freitag beginnt mit dem Saisonauftakt der Kombinierer sozusagen der Ernst des Lebens für den Neu-Coach.
Mit Material vom Kicker-Sportmagazin
Die Folge-Laufbahn des Wahl-Flossenbürgers Eric Frenzel hatte sich schon länger angedeutet und war vorprogrammiert: Der Ausnahmesportler verstärkt den Trainer-Stab seiner Sportart, der Nordischen Kombination. Das Ende seiner aktiven Laufbahn hat Eric Frenzel nicht nur für berufliche Veränderungen genutzt. Für eine Haartransplantation flog Deutschlands bester Nordischer Kombinierer aller Zeiten in die Türkei.
“Ich freue mich sehr, was die neue Zeit mit etwas mehr Haaren auf dem Kopf bringen wird”, sagte er n einem Werbevideo. Was den Job angeht, bringt sie viel Vertrautes – allerdings aus einem völlig neuen Blickwinkel und mit ganz neuen Herausforderungen.
“Er ist richtig gut”
Nach seiner langen Karriere hat sich der dreifache Familienvater nicht etwa eine ruhige Aufgabe in der Heimat gesucht. Als Nationalcoach reist Frenzel weiter um die Welt. Den Rekordmedaillengewinner bei nordischen Ski-Weltmeisterschaften lässt sein bedrohter Sport nicht los.
Das Trainer-Gen hatte er in gewisser Weise bereits als Athlet. “Er war schon immer der Anführer bei uns im Team”, sagt Olympiasieger Vinzenz Geiger über seinen bisherigen Mannschaftskollegen. Bei seinen Schützlingen, die bis vor Kurzem noch Kollegen waren, kommt der 35-Jährige auch als Coach bestens an. “Er ist richtig gut”, berichtet Geiger über seinen neuen Chef.
Nicht ohne die Familie
Auch Frenzel selbst hat Spaß an seiner Aufgabe. Intensiv mit seinem Sport beschäftigt hat er sich schon immer. Mit seinem Vorgänger Hermann Weinbuch verbindet ihn ein enges Vertrauensverhältnis. Von der Trainerlegende hat Frenzel viel gelernt. Dennoch: Der neue Job hält für ihn auch ungeahnte Herausforderungen bereit. Vor allem das Thema Kommunikation beschäftigt ihn. “Das hätte ich mir etwas einfacher vorgestellt”, sagt er und erklärt: “Als Athlet denkt man oft: Das könnte doch alles viel einfacher laufen, man könnte viel öfter reden. Das geht dann oft als Trainer gar nicht, weil man gewisse Zwänge hat. Weil man auf Bestätigungen wartet, weil man entgegen der Planung nicht auf eine Schanze kann. Bei einer Planänderung alle über ganz Deutschland verteilten Athleten gleich schnell zu informieren, ist gar nicht so einfach.”
“Es ist eine komplett andere Aufgabe”, sagt er und erklärt fast schon erwartbar bei dem Familienmenschen Frenzel: “Ich hätte das nicht gemacht, wenn meine Familie was dagegen gehabt hätte.”
Keine Revolution
Sportlich und trainingsmethodisch soll es unter ihm keine Revolution geben. Frenzel will eher an einzelnen Stellschrauben drehen. Das Thema Leistungsdiagnostik ist ihm wichtig. Eine individuellere Herangehensweise soll dabei helfen, wieder näher an die Norweger um den überragenden Jarl Magnus Riiber heranzukommen. Einen ersten Hinweis darauf, wie das gelingt, wird der Saisonstart der Kombinierer an diesem Freitag im finnischen Ruka liefern.
Dort beginnt der Winter gleich mit einem Novum: Das neue “Individual Compact”-Format, verhindert große Abstände nach dem Skispringen, soll so das anschließende Langlaufrennen spannender machen und die Attraktivität der Kombination insgesamt erhöhen. Der Sport, der von wenigen Nationen dominiert wird, muss weiter um seine olympische Zukunft fürchten. Die Kombination braucht dringend Werbung in eigener Sache.
Frenzel und das “Kapperl”
Der deutsche Skisprung-Trainer der Kombinierer, Heinz Kuttin, hebt Frenzels außergewöhnliche Position als “Repräsentant für die Nordische Kombination” hervor. Auch unter diesem Gesichtspunkt sei es wichtig, dass Frenzel dem Sport erhalten bleibt. Auch Kuttin gefällt die neue Zusammenarbeit mit seinem Ex-Athleten. “Er macht das perfekt”, sagt der 52-Jährige. Und noch etwas gefällt ihm: Auf Frenzels Kopf habe man jeden Tag gesehen, “wie es mehr und mehr wird”, sagt er lächelnd und ergänzt: “Wobei er eh jeden Tag das Kapperl aufhat, mit dem Sponsor drauf.”
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