Es wird laut, wenn die Bahn kommt

Pechbrunn. Wenn die Bahn nicht will, ist die Politik mehr oder weniger machtlos. Dies war auf einen einfachen Nenner gebracht das Resümee des Besuchs von MdB Uli Grötsch in Pechbrunn. Zuvor hatten Pechbrunner Bürger dem Abgeordneten eine Liste mit gut 100 Unterschriften übergeben, in denen sie einen adäquaten Lärmschutz entlang der die Gemeinde durchschneidende Bahnlinie fordern.

Von Udo Fürst

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MdB Uli Grötsch (3. v. li.) zusammen mit Isgard Forschepiepe, Bürgermeister Ernst Neumann, Gerhard Flügel und Thomas Döhler (von rechts) an der Bahnstation Pechbrunn. Die Bahnlinie durchschneidet den Ort in zwei Teile und belastet besonders die Anlieger durch den Lärm der Züge, die hier täglich durchfahren. Foto: Udo Fürst.

Zusammen mit Bürgermeister Ernst Neumann (CSU) und den SPD-Gemeinderäten Isgard Forschepiepe, Gerhard Flügel und Thomas Döhler machte sich Grötsch am Bahnhaltepunkt ein Bild von der örtlichen Gegebenheit. Man werde parteiübergreifend alles unternehmen, um die Bürger vor dem befürchteten Bahnlärm zu bewahren, wenn mit der Elektrifizierung der Strecke auch ein deutlich steigendes Güterverkehrsaufkommen einhergehen wird. Allerdings sei die Bahn nicht verpflichtet, für einen besseren Lärmschutz zu sorgen, weil es sich nicht um einen Streckenneubau handle.

Da wackeln die Wände

„Wir sind nicht gegen die Elektrifizierung der Bahnstrecke Hof-Weiden. Aber wenn die Strecke elektrifiziert wird, fordern wir den Ausbau des Lärmschutzes, um unsere Bevölkerung vor zunehmenden Lärm und Verkehr zu schützen”, sagte Bürgermeister Ernst Neumann. „Die Bahn wird nichts freiwillig unternehmen in dieser Richtung. Der ist das zu teuer“, befürchtet Grötsch. Deshalb müsse die Politik dafür sorgen, dass die Elektrifizierung mit einem Neubau gleichgesetzt werde. Leider wiegle Verkehrsminister Alexander Dobrindt in dieser Sache bisher kategorisch ab. „Das Verkehrsministerium ist hier in der Pflicht. Und wenn die nichts tun, ist das für uns Abgeordnete höchst unbefriedigend.“ Just als Grötsch und seine Gastgeber am Bahnsteig angekommen waren, rauschte der Vogtlandexpress durch. „Das ist aber gar nichts verglichen mit dem Lärm, den ein Güterzug verursacht“, wusste Bürgermeister Ernst Neumann. „Da wackeln die Bilder an den Wänden.“

Thomas Döhler schlug einen Lärmschutz ähnlich dem an der Bahnstrecke Mittelrheintal vor. Dort hat die Bundesbahn 53 Millionen Euro vom Bund für Lärmsanierungsmaßnahmen investiert. Insgesamt wurden 11,5 Kilometer Schallschutzwände und passive Schallschutzvorkehrungen in rund 8.000 Wohnungen wie Schallschutzfenster, Schalldämmlüfter oder spezielle Dachisolierungen umgesetzt. „Das ist auf jeden Fall eine Option. Unsere Region muss genauso behandelt werden. Das ist unser Auftrag für die nächsten Jahre“, gab sich Uli Grötsch selbst das Ziel vor.

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Bahn-Gipfel: “Wir bleiben dran”

Ein noch genaueres Bild vom Problem Bahnlärm konnte sich der Politiker danach am Bahndamm nahe eines Neubaugebiets machen. Zu allem Überfluss hatte die Bahn dort Dutzende Bäume und Büsche entlang der Strecke abgeholzt. Aus Sicherheitsgründen, wie der Bürgermeister wusste. Dadurch sei der Lärm noch größer geworden in diesem Bereich. „Da baut doch keiner mehr her“, befürchtete Forschepiepe.

Uli Grötsch setzt nun auch auf den gemeinsamen Bahn-Gipfel am 24. Juli im Weidener Rathaus. Dort werden sich die Bürgermeister der von der Elektrifizierung betroffenen Kommunen zusammen mit Bürgerinitiativen und Politikern treffen und über das weitere Vorgehen beraten. Zu viel versprechen wollte der Sozialdemokrat aber nicht. „Ich kann nur versprechen, dass wir dranbleiben.“

Wenige Tage vorher hatte auch Albert Rupprecht die Gemeinde besucht und sich ein Bild von der Situation gemacht. Der CSU-Abgeordnete sieht die Bahn in der Pflicht: „Entscheiden wird letztlich nicht die Politik, sondern das Eisenbahn-Bundesamt.” Rupprecht bat die Gemeinde, an einer geschlossenen Resolution aller an der Bahnstrecke liegenden Kommunen mitzuwirken, damit beim Ausbau des Lärmschutzes nicht gespart werde. Der Bundestagsabgeordnete betonte zudem, dass die Bahn aufgefordert sei, den Lärm ihrer Züge zu verringern.

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