Eslarn trauert um eine beliebte Mitbürgerin und Puppenmama
Eslarn. Die „Stefferl Betty“ war eine Institution in Eslarn. Als Puppenmama von Eslarn brachte es Barbara Linsmeier bis ins Bayerische Fernsehen. Unser Autor blickt auf ihr bewegtes Leben mit ihrer großen Liebe Christian zurück.
Am 8. Juli verstarb die 94-jährige Barbara Linsmeier im Seniorenheim in Waidhaus, am Donnerstag darauf nahmen in einem Trauergottesdienst und bei der anschließenden Beisetzung am Friedhof ihre Kinder, Enkel und Urenkel mit Familien, Geschwister und Verwandten Abschied.
Pfarrer Erwin Bauer erinnerte im gut besuchten Requiem an das bewegte Leben der Verstorbenen. „Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern. Tod ist nur, wer vergessen wird. Ihre markante Persönlichkeit, ihre Einmaligkeit macht sie unvergessen“, predigte der Geistliche.
Die Liebe ihres Lebens
Die am 29. Juni 1930 als viertes Kind geborene Barbara Balk wuchs in der Obhut ihrer Eltern Anna und Josef Balk und mit sieben Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. „Betty“, wie sie genannt wurde, arbeitete in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Moosbach. Das Ja-Wort gaben sich Betty und Christian Linsmeier am 4. Mai 1951 im Rathaus vor dem damaligen Bürgermeister Johann König und in der Kapelle im Elisabethenkloster vor Benefiziat Johann Hildebrand.
„Er ist die Liebe meines Lebens“, stellte sie vor Jahrzehnten bei einer Geburtstagsfeier fest. Stets zum Scherzen aufgelegt, wies Betty bei einer Feier darauf hin: „Zu den ersten Annäherungen mit Christian kam es bereits kurz nach der Geburt im Rathaus, wo die beiden Stammbücher nebeneinander einsortiert wurden.“
Tragischer Kindstod
Aus der Ehe gingen die Kinder Sepp, Max, Johann, Martina und Margit hervor. Schwer geprüft wurde das Ehepaar Linsmeier durch den plötzlichen Kindstod eines ihrer sechs Kinder. Zu ihren auswärts wohnenden nahen Angehörigen in Greding, Nürnberg, Tegernheim, Würzburg und Burkhardsrieth hielt die Eslarnerin stets telefonisch oder mit Besuchen Kontakt.
Den Lebensunterhalt verdiente Christian Linsmeier von 1956 bis 1988 bei der Bundesbahn als Gleisbauarbeiter und Betty jobbte als Bedienung und verteilte Zeitschriften. Im Alter von 58 Jahren schied Linsmeier aus gesundheitlichen Gründen aus dem Berufsleben aus.
Lebenswerk: Das Puppenmuseum
Beide stärkten als Mitglied auch örtliche Vereine. Auffallend war die Sammelleidenschaft von Betty –so stapelten sich alte Schulbücher und vor allem neue und alte Puppen in jeder Ausführung. Mit handwerklichem Geschick gestaltete ihr Ehemann Christian das alte Sportheim in ein Puppenmuseum um.
Mit der Eröffnung erfüllte sich die Puppenliebhaberin einen langersehnten Wunsch. Die sogenannte Puppenmama von Eslarn brachte es bis ins Bayerische Fernsehen. Die Puppenparade mit rund 3000 großen und kleinen Exemplaren aus vielen Ländern füllte das gesamte alte Sportheim und war für Gäste aus nah und fern ein beliebtes Ausflugsziel. Stets für einen Spaß zu haben, verkleidete sie sich in der Faschingszeit und nahm am Kaffeenachmittag ihres Strickclubs im alten Sportheim teil.
Lieder im AWO-Heim
Nach dem Tod ihres Ehemanns Christian am 21. Februar 2007, mit dem sie 56 Jahre verheiratet war, fand Betty Linsmeier bei ihren Kindern Trost. Eine gern gesehene Gesprächspartnerin war lebenslustige und liebevolle Betty in der AWO-Tagespflege, wo sie gern ein Lied anstimmte, nach Herzenslust lachte, Geschichten aus ihren Leben erzählte und mit dem rührigen AWO-Team und den Tagesgästen feierte.
Jeden ihrer Gesprächspartner schenkte die „Stefferl Betty“, wie sie von Freunden und Bekannten liebevoll genannt wurde, ein Lächeln. Die stets freundliche Seniorin wurde von allen sehr geschätzt und war sehr beliebt. Nachdem es ihr zunehmend schwerer gefallen war, den Alltag zu bewältigen, verbrachte die Eslarnerin nach einem längeren Krankenhausaufenthalt die letzten Jahre im Seniorenhaus „Naturparkland“ in Waidhaus.
Bettys Gottvertrauen
Noch zu ihrem 90. Geburtstag äußerte sie: Der Glaube an Gott hat für mich schon immer einen hohen Stellenwert. Der Glaube war für die Christin eine Lebensgrundlage, was laut Pfarrer Erwin Bauer beim Empfang der Krankenkommunion offenbar wurde. Den 94. Geburtstag am Hochfest Peter und Paul konnte sie noch erleben, neun Tage später verstarb die beliebte Eslarnerin.
Am Donnerstag nahmen die Söhne Josef mit Marga, Max, Johann, die Töchter Martina mit Hans, Margit mit Josef, sechs Enkel, sieben Urenkel, die Geschwister Maria und Hans mit Familien, die Patenkinder mit Familien, viele Verwandte und Bürger am Friedhof Abschied. Aber nach den Worten von Pfarrer Bauer nimmt Gott Barbara Linsmeier wie ein guter Vater an der Hand, führt sie durch das dunkle Tor ins Reich des Todes, eine ganz andere Welt, die voll Licht und Leben ist, und dort ist Betty nach langer Zeit wieder mit ihrer großen Liebe Christian vereint.
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