Evakuierte Senioren in besten Händen

Neustadt/WN. Große Aufregung in der Kreisstadt heute Mitten in der Nacht. Die Senioren des Altenheims St. Martin mussten wegen eines Feuers evakuiert werden. Jetzt, wenige Stunden später, können die Verantwortlichen ein wenig aufatmen. 

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Von Yvonne Sengenberger

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Einen vergleichbaren Einsatz gab es in Neustadt noch nie. Über 350 Einsatzkräfte kümmerten sich heute Nacht um das Wohl von 81 Senioren. Ein Feuer im Technikraum und Aufzugsschacht des Seniorenheims sorgte für einen Großeinsatz. Alle Bewohner konnten aber zum Glück unversehrt aus dem Gebäude evakuiert werden. Im Moment sorgen noch rund 260 Helfer vom Bayerischen Roten Kreuz, verschiedener Feuerwehren und vom THW Weiden für die Senioren. Sie konnten erst einmal in der Sporthalle des Gymnasiums untergebracht werden. “Es ist so ruhig dort, man könnte meinen es ist ein Katholikentreffen”, scherzte Bürgermeister Rupert Troppmann bei der extra einberufenen Pressekonferenz.

Erleichterung über glimpflichen Ausgang

Man merkt den Beteiligten die Erleichterung darüber, dass alles gut verlaufen ist, deutlich an. “Ich bin sehr dankbar, dass alles so gut funktioniert hat und unsere Bewohner auch alle immer ruhig geblieben sind”, erklärt Stefanie Schricker, die Heimleiterin. Sie sei sehr müde und funktioniere erst einmal. Erst wenn alle Bewohner in den umliegenden Seniorenheimen untergebracht sind, kehrt für sie ein wenig Ruhe ein.

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Leitender Notarzt Rüdiger Hettler berichtet von den Ereignissen der Nacht

Schricker selbst blieb lieber bei den Bewohnern, als zur Pressekonferenz zu gehen. Die Kollegen dort aber lobten eintönig ihre gute Arbeit während der Nacht. “Sie ist sowieso eine Perle. Heute aber ist sie in Gold gefasst”, schwärmte Michael Weißmann von der Caritas. “Alle Organisationen haben Hand in Hand gearbeitet. Ich danke jeder Hilfsorganisation für die ruhige Einsatzabwicklung”, so der Neustädter Feuerwehr Kommandant Michael Spranger. Dem Dank schlossen sich auch Landrat Andreas Meier und Bürgermeister Rupert Troppmann an. “Es war faszinierend mitzuerleben, wie gut alles geklappt hat.”

Ich hab mir gedacht: Mein Gott, wir sind bei unseren Einsatzkräften alle wirklich gut aufgehoben!,

so Troppmann. “Das hätte auch anders ausgehen können. Aber das hat funktioniert wie aus dem Lehrbuch”, lobte auch der Landrat alle Helfer.

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Großaufgebot an Rettungskräften an der Sporthalle des Gymnasiums

Betondecke verhindert Katastrophe

Dass nichts Schlimmeres passiert ist, ist wohl auch der doppelten Betondecke im Aufzugschacht zu verdanken. Die hat wohl verhindert, dass sich die Flammen ausbreiten und den Dachstuhl in Brand setzen konnten. Heute untersucht ein Gutachter vom Landeskriminalamt die Brandstelle noch genauer. “Wahrscheinlich führte ein technischer Defekt im Haupttechnikraum zu dem Feuer, dass dann auf die Aufzugtechnik übersprang”, erklärt PHK Herrmann Weiß.

Lob gab es auch für die Eltern der Kindergartenkinder aus St. Martin, die sich dank WhatsApp innerhalb kürzester Zeit gegenseitig informiert hatten. Die Kleinen mussten heute und eventuell morgen ins Pfarrheim ausweichen. “Das ist für die Kinder wahrscheinlich ein größeres Abenteuer, als der Einsatz in der Nacht für uns”, so Troppmann. Die Schüler des Neustädter Gymnasiums durften sich heute über weniger Stunden freuen. Der Sportunterricht fiel aus.

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Helfer verschiedenster BRK Einsatzstellen, wie hier aus Weiden und Kirchenthumbach, kümmern sich um Senioren und Einsatzkräfte.

Wie es jetzt weiter geht

Nachdem der große Schrecken der Nacht erst einmal überstanden ist, geht es jetzt darum die Bewohner zu versorgen und angemessen unterzubringen. Darum kümmerte sich noch in der Nacht die Einsatzzentrale der Integrierten Leitstelle (ILS). Die Senioren können im Laufe des Tages auf die umliegenden Einrichtungen verteilt werden. Im Moment werden sie in der Sporthalle mit den nötigen Medikamenten und einer warmen Würtlsuppe versorgt. Dann werden auch die Angehörigen natürlich darüber informiert, wo Oma und Opa jetzt unterkommen. Auch die Mitarbeiter von St. Martin werden verteilt. “Sie werden wohl dort eingesetzt, wo die Bewohner sind. Dass einfach ein Stückchen Vertrautheit bleibt”, so Schricker. Den Senioren geht es übrigens gut. Wenn man einen Blick in die Turnhalle wirft, sieht man sie auf den Feldbetten sitzen und miteinander quatschen – es wirkt tatsächlich wie im Ferienlager.

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Zu Mittag gibts für alle erst mal einen warmen Eintopf

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Der Einsatz in Zahlen:

  • Der erste Alarm ging um 0:35 Uhr bei der ILS ein, nach einer Rückbestätigung im Seniorenheim wurde die Neustädter Feuerwehr um 0:39 Uhr benachrichtigt. Um 0:42 trafen die ersten Einsatzkräfte am Ort des Geschehens ein. Die stellten fest, dass das Gebäude verraucht war und alarmierten nach. Zeitgleich wurde auch die Polizei Neustadt und das BRK hinzugerufen.
  • 14 Einsatzgruppen der Feuerwehr wurden alarmiert, 24 Atemschutzeinheiten mit 48 Mann waren vor Ort und holten die Bewohner aus dem Gebäude. Teilweise mussten sie die Senioren Treppen hinunter tragen.
  • 154 Feuerwehrler waren mit 25 Fahrzeugen eingesetzt.
  • Fünf Polizeistreifen kümmerten sich um die Verkehrsregelung. Der Schulhügel und die Johann-Dietl-Straße waren gesperrt. Nur Schulbusse durften durch. Der Rest musste unten aussteigen und zu Fuß gehen.
  • Ein Vater habe sich deswegen beschwert. “Er wollte, dass wir einen Shuttle für die Kinder einrichten”, erzählt PHK Stefan Moller schmunzelnd.
  • 134 Einsatzkräfte des BRK waren im Einsatz. Viele von ihnen ehrenamtliche Helfer.
  • 13 Notärzte waren mit dabei.
  • Fünf Disponenten der ILS und drei Telefonisten kümmerten sich um die Alarmierung und im Anschluss um die Suche nach Plätzen in umliegenden Seniorenheimen.
  • 95 Plätze haben sie in den Landkreisen Neustadt, Tirschenreuth, Schwandorf und Amberg gefunden.
  • 71 Bewohner werden heute im Laufe des Tages dorthin gebracht.
  • Sieben Patienten mussten in Krankenhäuser gebracht werden. “Nicht aber wegen Rauchvergiftungen oder dergleichen, sondern zum Beispiel, weil sie Sauerstoff benötigen und da nicht in der Turnhalle versorgt werden können”, so Rüdiger Hettler, der leitende Notarzt. Eine Bewohnerin war in der Aufregung gestürzt.
  • Bis heute um 16 Uhr circa sollen alle in den neuen Unterkünften sein.

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Große Erleichterung nach dem glimpflichen Ausgang des Brandes im Seniorenheim. Bürgermeister Rupert Troppmann ist schon wieder zum Scherzen aufgelegt
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Fotos: OberpfalzECHO

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