Explodierende Energiepreise setzen Bürger unter Druck

Nordoberpfalz. Im vergangenen Jahr musste eine Durchschnittsfamilie 2.000 Euro mehr für Energie ausgeben. Und 2022 wird an der Preisspirale munter weitergedreht. Für die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sind die explodierenden Kosten für Strom, Sprit, Öl und Gas ein Riesenproblem für die Region.

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Das Auto volltanken, oder die Heizöltanks auffüllen zu lassen, beides wird mittlerweile zur Zerreißprobe fürs Portemonnaie. Aber auch die Preiskurve für Strom und Gas kennt nur eine Richtung: Es geht steil nach oben. Die explodierenden Energiepreise sind es, die auch die Inflation auf Hochtouren bringt. Schwere Zeiten für Otto Normalverdiener, noch schwieriger aber ist es für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen.

Fleißig nachgerechnet hat man beim Vergleichsportal Check24. Demnach musste eine Durchschnittsfamilie im vergangenen Jahr 57 Prozent oder 2.000 Euro mehr für Energie ausgeben, als noch 2020. Und die Preisspirale wird sich auch heuer munter weiterdrehen. Hunderte Gas- und Stromversorger haben im Januar schon Erhöhungen angekündigt. 

Einmaliger Heizkostenzuschuss

Die Bundesregierung will die 2,1 Millionen Wohngeldempfänger, die die den Cent nicht nur einmal umdrehen müssen, mit einem einmaligen Heizkostenzuschuss unterstützen. Für die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist das viel zu wenig. Die hat ein ganzes Maßnahmenpaket geschnürt, wie man die Menschen entlasten kann.

Nach deren Einschätzung sind die stark steigenden Energiekosten auch in der Region ein schwerwiegendes Problem. „Die steigenden Strom- und Gaspreise sind zu einer ernsthaften Belastung für viele Haushalte geworden, die nicht nur Leistungsempfänger, sondern auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer insgesamt betreffen.  Für manche lautet die Frage sogar: Essen oder Heizen? Das darf nicht sein“, erläutert der Oberpfälzer ver.di-Geschäftsführer Alexander Gröbner gegenüber OberpfalzECHO.

„Mit einer Kombination aus einer befristeten Aussetzung der Mehrwertsteuer für Energie und einem Kinderbonus in Höhe von 200 Euro, der nicht auf die  Hartz-IV-Regelsätze angerechnet werden darf, sowie einer Einmalzahlung für Grundsicherungsempfänger von 200 Euro lässt sich die Belastung für die Bürger eindämmen“, erklärt Gröbner.

Maßnahmenbündel zur Entlastung

In seinen Augen reicht die vollständige Streichung der EEG-Umlage beim Strom, wie sie aktuell in Berlin geprüft wird, nicht aus. “Wir brauchen ein ganzes Maßnahmenbündel, um kurzfristig wirksame Entlastungen für alle Bürger zu schaffen”, erläutert der Geschäftsführer. Die Gewerkschaft macht sich daher für die Aussetzung der 19-prozentigen Mehrwertsteuer auf die Energie stark.

Der ver.di-Geschäftsführer rechnet vor: “Ein Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden und einem Gasverbrauch von 13.333 Kilowattstunden könnte sich so rund 450 Euro sparen.” Addiert man den Kinderbonus dazu, würde ein Arbeitnehmerhaushalt mit zwei Kindern um 850 Euro entlastet, ein kinderloses Paar um 450 Euro, eine Rentnerin in der Grundsicherung um 400 Euro und ein Hartz-IV-Empfänger mit zwei Kindern um 800 Euro.

Zuschuss ist Sozialverband VdK zu wenig

Auch beim Sozialverband VdK mag man sich nicht mit dem angekündigten Heizkostenzuschuss zufriedengeben. „Der VdK sieht die in Aussicht gestellten 135 Euro als viel zu niedrig an“, betont die Weidener Kreisgeschäftsführerin Sarah Klos. Der Sozialverband hat einen ganzen Lösungskatalog ausgearbeitet, wie man einkommensschwachen Bürgern helfen kann. So sollen die Energiepreise nicht nur nach dem Verbrauch, sondern auch nach dem  Einkommen gestaffelt werden.

„Zumindest ein Grundkontingent von kostengünstigem Strom für Geringverdiener muss zur Verfügung stehen“, formuliert Sarah Klos eine Forderung des Sozialverbands. Darüberhinaus sollen nicht nur Heiz-, sondern auch die Stromkosten der Grundsicherungsberechtigten übernommen werden. Außerdem sollten in der Grundsicherung Energieschulden nicht nur als Darlehen, sondern als Zuschuss übernommen werden. Und last but not least sollte es für Einkommensschwache Einmalhilfen für die Anschaffung von stromsparenden Elektro-Großgeräten geben.

Die Existenzängste nehmen zu

Unabhängig von den explodierenden Energiepreisen stellt Sarah Klos in ihren Beratungen immer wieder fest, dass die Menschen vermehrt Angst haben, ihr Leben aus eigenen Stücken finanziell nicht mehr stemmen zu können. “Diese Existenzsorge wächst vermehrt auch in der Mittelschicht der Bevölkerung und stellt unsere Gesellschaft vor eine riesengroße Herausforderung”, ist die VdK-Kreisgeschäftsführerin besorgt.

Caritas versucht den Klienten zu helfen

Energieschulden sind in der Allgemeinen Sozialberatung der Weidener Caritas nichts Neues. Allerdings nehmen die Beschwerden aktuell deutlich zu, weiß Beraterin Elisabeth Hirn. “Personen, die soziale Leistungen wie ALG II oder Grundsicherung erhalten, haben überhaupt keine Möglichkeit, diese Energiepreise zu bezahlen”, erläutert sie. Wird dann etwa auch noch mit Strom geheizt, reicht der gedeckelte Zuschuss von 1,40 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche hinten und vorne nicht.

“Wir versuchen in Bedrängnis geratene Klienten zu helfen, in dem wir, soweit es möglich ist, mit den Stromanbietern Ratenzahlungen vereinbaren”, erläutert die Sozialberaterin. Das ist auf Dauer natürlich keine Lösung. “Auch diese Beiträge fehlen den Menschen, denen ohnehin nur das Existenzminimum zur Verfügung steht”, sagt Elisabeth Hirn. Das ganze Ausmaß werde wahrscheinlich erst dann so richtig sichtbar, wenn die Abrechnungsbescheide verschickt werden, vermutet die Sozialberaterin.

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2 Kommentare

Armin G. - 10.02.2022

Wieder wird nur den Arbeitslosen geholfen! Was ist mit jenen die sich Tag für Tag den Allerwertesten aufreisen? Die Spritpreise sind ein Wucher und die Kosten für Lebensmittel müssen wir auch bewältigen nicht nur ein Arbeitsloser…. wir die “Arbeitergesellschaft” muss auch schauen wie sie klar kommt (auch wir habens nicht leicht!) Und bei unsere lieben Rentner fang ich jetzt nicht an. Die Regierung muss diesen Wahnsinn stoppen. Schuld ist zum Teil auch die CO2 Bepreisung warum kann man nicht wie im Nachbarland Polen die Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe senken? Irgendwann wird keiner mehr sich dies leisten können!!

norbert.voelkl@gmx.de - 09.02.2022

Bei den hohen Energiepreisen werden Hilfen für Menschen mit geringen Einkommen und Pendlerpauschale angesprochen!. Diejenigen die ihr gesamntes Leben hart gearbeitet haben und sich ihre sowieso nicht zu hohe Rente verdiehnt haben benötigen aber ebenfalls ein Auto sofern sie nicht Zentral wohnen!. Diesen Rentnern soll scheinbar nicht geholfen werden obwohl sie über 40 Jahre brav ihre Abzüge abtreten mussten?.