EZB vor der ersten Zinssenkung: Soll man noch schnell handeln?
Nordoberpfalz. Schweden hat's gemacht, die Schweiz ebenfalls und zuletzt Ungarn. Die Rede ist von Zinssenkungen. Auch bei der EZB wird erwartet, dass sie die Leitzinsen am 6. Juni erstmals wieder senken wird. Jetzt also noch schnell hohe Zinsen sichern und wenn ja, für wie lange?
Aktuell sind kürzere Laufzeiten im Zins durchwegs höher als bei mittleren und langen Laufzeiten. So zahlen die meisten Oberpfälzer Finanzinstitute nach eigener Recherche bei Termingeldern mit zwölf Monaten Laufzeit um die 2,5 Prozent pro Jahr, während bei längeren Laufzeiten von fünf Jahren nur noch um die zwei Prozent pro Jahr angeboten werden. Besondere Aktionen für Neukunden einmal ausgenommen.
Die Angebote liegen also bereits jetzt deutlich unter dem aktuell gültigen Referenzzins für Einlagen der EZB, der aktuell vier Prozent beträgt. Tobias Koch, Geschäftsführender Gesellschafter beim Neutraublinger Vermögensverwalter SCA Portfoliomanagement, dämpft jedoch die Erwartung an zu viele Zinsschritte nach unten. Weiterhin hohe Energiepreise sowie die US-Wahl im Herbst dürften die Notenbanken vor zu vielen Schritten abhalten.
Darf es ein bisserl mehr sein …?
Für Finanzberater Stefan Meiler aus Flossenbürg ist auch die Möglichkeit, die Beträge zu splitten, attraktiv. Er arbeitet unter anderem mit der Plattform Weltsparen zusammen und kann so seinen Kunden die besten Konditionen aus Europa anbieten. Aber auch deutsche Banken sind auf dieser Plattform aktiv und attraktiv, beispielsweise die VR-Bank Mittweida mit 3,3 Prozent auf zwölf Monate, Signal Iduna mit 3,1 Prozent auf drei Jahre oder Aareal Bank mit 3,6 Prozent für fünf Jahre.
Es gibt Alternativen, auch in Deutschland. Wobei man hierbei auf Einlagenschutz und bei ausländischen Banken die Quellensteuer achten sollte. Da auch Meiler nicht weiß, wie tief die Zinsen fallen, sind für ihn eine Mischung aus Tagesgeld und verschiedenen Festgeldern überlegenswert. Wer länger Zeit hat, sollte jedoch durchaus über den Tellerrand blicken und Aktien- beziehungsweise Mischfonds ins Auge fassen, die langfristig mehr Rendite versprechen.
Anleihen sind eine Alternative
Diesen Tipp gibt auch Florian Lingl von R&M Vermögensverwaltung aus Wackersdorf. Seiner Meinung nach sind mittlere Laufzeiten für risikoaverse Kunden weiterhin interessant und Anleger sollten sich überlegen, die Zinsen für drei bis fünf Jahre zu sichern. Etwas mehr an Rendite als mit Festgeld kann mit festverzinslichen Anleihen erzielt werden. So sind mittlere Laufzeiten trotz der bereits erwarteten Zinssenkungen immer noch interessant.
Wer etwas länger Zeit hat und bei den Kursschwankungen etwas toleranter ist, sollte auch seiner Meinung nach andere Möglichkeiten in die Überlegung einbeziehen. Flexible Mischfonds und auch Aktien sind je nach Kundensituation und Risikotoleranz für ihn weiterhin eine sinnvolle Ergänzung zu sicheren Anlageformen.
Sicherheit im Blick behalten
Anleger mit größeren Vermögen, die jenseits der Einlagensicherung anlegen, betreut Tobias Koch von der SCA. Für ihn ist bei Liquiditäts- und Rentenanlagen wichtig, neben einer tiefgreifenden fundamentalen Analyse auch die Cash-Flow-Situation des Schuldners im Blick und geopolitische Risiken im Blick zu haben. Ein weiterer Schwerpunkt bei SCA bildet die Laufzeitensteuerung.
Der S&P Eurozone Bond Index mit soliden Bonitäten europäischer Schuldner kommt derzeit laut Indexfactsheet bei fünf Jahren Laufzeit auf eine Rendite von vier Prozent pro Jahr. Man kann also durchaus noch etwas mehr Rendite herausholen, als der reine Festgeldbereich offeriert.
Gut überlegt handeln
Es gibt also durchaus verschiedene Wege, wie man den Zinssenkungen begegnen kann und etwas mehr aus seinem Ersparten herausholen kann. Wichtig ist, selbst klare Vorstellungen zu haben und sich zu informieren. Und hier gibt es genügend Möglichkeiten in der Oberpfalz.
* Diese Felder sind erforderlich.