Fetter Karpfen eigentlich ganz schlank

Tirschnereuth. Wie “fett” ist der Oberpfälzer Karpfen eigentlich wirklich? Unter den strengen Augen der Teichnixe Lena haben Züchter Klaus Bächer und Alex Schiener vom Fischerzeugerring einmal nachgemessen. Mit “schlanken” Ergebnissen. 

Seine Karpfen haben einen Fettgehalt zwischen 4 und 7%, auf keinen Fall mehr – da ist sich Klaus Bächer ganz sicher. Was für ihn dank Erfahrung und Fachkenntnissen gut abzuschätzen ist, kann Alex Schiener vom Fischerzeugerring mit dem Fettmessgerät nachweisen. Und tatsächlich: beim ersten „Testfisch“ ermittelt das kleine Kästchen einen Wert von 5,1% Fettgehalt.

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Einen Fisch nach dem anderen holen Teichnixe Lena Bächer (macht auch in Gummistiefeln eine gute Figur!), Fischwirtschaftsmeister Alexander Schiener vom Fischerzeugerring Oberpfalz (blau kariertes Hemd) und Fischwirtschaftsmeister Klaus Bächer vom Fischhof Bächer Muckenthal (rot kariertes Hemd) aus dem Wasser

Auch die amtierende Teichnixe Lena ist mit dabei – schließlich ist sie neugierig, wie die Fischernte ihrer Familie in diesem Herbst ausfallen wird. Und sie packt natürlich gleich mit an. Zusammen mit Vater Klaus holt sie einen Fisch nach dem anderen aus der Hälterung. Diese Woche hat der Betrieb die ersten Teiche abgefischt und die Karpfen in die Hälterung umgesetzt.

Dort, im klaren Quellwasser, nüchtern sie erst einmal zwei Wochen aus, bevor sie als Speisefische verkauft oder im Fischerstüberl serviert werden.

Wenn ein Karpfen ordentlich gewässert ist, moselt er kein bisschen,

garantiert Lena.

Nach wenigen Sekunden sind die Fettwerte ermittelt

Zuerst einmal wollen die Bächers nun aber wissen, ob ihre Karpfen auch eine gute Figur machen. Für die Fettmessung legt Klaus Bächer den Karpfen auf eine umgedrehte Wanne, Lena tupft ihn vorsichtig trocken. „Das ist notwendig, um die Messwerte nicht zu verfälschen,“ erläutert der Fachmann vom Fischerzeugerring, Alexander Schiener. Er legt das Fettmessgerät am Fisch an – insgesamt vier Mal, immer an einer anderen Stelle. Das Kästchen ermittelt daraus einen Durchschnittswert. Das ganze dauert nur Sekunden – und schon wird der Karpfen wieder ins Wasser entlassen.

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Gemeinsam wird der Fettwert des Karpfens dann gemessen.

Auf diese Weise kann in kurzer Zeit und ohne, dass den Fischen Schaden zugefügt wird, ein Überblick über die Qualität des Fischbestands gewonnen werden. Eigentlich, so Schiener, sei das Gerät für die Lachszucht entwickelt worden. Mit großem Aufwand wurden die Berechnungsmethoden dann für den Karpfen angepasst.

Um die 6.000 Euro kostet das kleine Kästchen, das gerade einmal so groß wie eine externe Festplatte ist. Deswegen kann sich ein einzelner Fischzuchtbetrieb so ein Gerät gar nicht leisten. Für die Mitglieder des Fischerzeugerrings Oberpfalz ist die Fettmessung eine Serviceleistung, die im Mitgliedsbeitrag enthalten ist – genauso wie die kompetente Beratung durch Fischwirtschaftsmeister Schiener:

Durch ihre Ausbildung als Fischwirt sind die meisten Teichwirte selbst schon Fachmänner. Zusammen mit der zusätzlichen Beratung und Serviceleistungen wie der Fettmessung durch den Fischerzeugerring können sie absolute Spitzenqualität bei ihren Fischen erreichen.

Ökologisches Gleichgewicht muss stimmen

Auch der zweite Fisch, den Lena aus der Hälterung fischt, weist einen Wert knapp über 5% auf. „Wie fett ein Karpfen ist, hängt maßgeblich von der Haltung und Fütterung ab,“ weiß Klaus Bächer.

In der Oberpfalz achten die Teichwirte vor allem darauf, dass das ökologische Gleichgewicht im Teich stimmt und die Karpfen dadurch viel Naturnahrung zu sich nehmen. Zugefüttert wird nur mit etwas Getreide aus eigenem Anbau. So erreichen wir die bestmögliche Fleischqualität – mager, geschmackvoll und fest.

Woher kommt dann eigentlich das weit verbreitete Klischee vom fetten Karpfen? Das liegt vielleicht eher daran, dass er so gerne paniert verspeist wird. Denn an sich, das zeigt die Fettmessung, hat er durchaus eine Sportlerfigur. Einige Karpfen überprüfen die drei Experten noch, bei keinem liegt der Wert über 6%. Teichnixe Lena strahlt: „Super, jetzt kann die Saison losgehen!“

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