Finanzexperten aus Amberg warnen vor Hebel-ETFs, setzen auf Gold
Grafenwöhr/Amberg/Flossenbürg. Oberpfälzer Finanzexperten sehen trotz schwacher Konjunktur Anstiege, empfehlen Streuung und kleine Gold- und Bitcoin-Anteile und warnen vor gehebelten ETFs.
Heiliger Amumbo – die Lösung für ETF-Anleger? Wozu oberpfälzische Finanzexperten raten. Während die Industrieproduktion im August erheblich zurückgegangen ist und sich die deutsche Konjunktur von dem erhofften dynamischeren Wachstum weit entfernt an der Schwelle zur Rezession bewegt, steigen die Aktienindizes DAX, S&P sowie Nikkei immer weiter. Neue Rekordniveaus sind beinahe täglich zu beobachten. Auch von politischen Themen wie der französischen Regierungskrise oder dem Shutdown der US-Regierung lässt sich der Anstieg nicht unterbrechen. Zuletzt hat gar der „Heilige Amumbo“ auf den MSCI World für Entzücken gesorgt. Wir haben nachgefragt, was oberpfälzische Finanzexperten raten.
Aktienhausse gut unterfüttert
Der Amberger Finanzexperte Wolfgang Meier zeigt sich wenig überrascht, dass gute und gesunde Unternehmen nach dem Zoll-Schock wieder zu alter Stärke gefunden haben. Sinkende Leitzinsen, wie zuletzt auch in den USA, in Verbindung mit der Aussicht auf eine wirtschaftliche Erholung auf breiter Front und die laufenden Friedensbemühungen nennt er als Gründe. Dr. Bernhardt, Vermögensverwalter aus Grafenwöhr, verweist zudem auf stabile Gewinne der Unternehmen. Die Anstiege scheinen also fundamental untermauert. Hinzu kommt, dass eine Korrektur zwar jederzeit möglich ist, auf Hochs historisch weitere Hochs gefolgt sind. Eine Erkenntnis, die sich auch in der Börsenweisheit „the trend is your friend“ wiederfindet.
Gold und Bitcoin weiter im Aufwärtsmodus
In diesem positiven Trend konnten auch Gold und Bitcoin zuletzt deutlich ansteigen. Insbesondere Gold wird als sicherer Hafen und Art Versicherung in einem hoch verschuldeten Geldsystem gesehen. Sowohl für Meier als auch für Bernhardt sind Gold und Bitcoin als Beimischung in Kundendepots langfristig interessant.
Stefan Meiler, Finanzberater aus Flossenbürg, verweist in diesem Zusammenhang auf den deutlichen Anstieg der Geldmenge in den letzten Jahren und Jahrzehnten. Seit der Jahrtausendwende ist die Geldmenge mit etwa sieben Prozent pro Jahr gewachsen. In den vergangenen zwölf Monaten sogar um knapp zehn Prozent. Immer mehr Geld und Schulden bedeuten, dass Geld an Wert verliert, während begrenztes Gold teurer wird und die Kaufkraft erhält.
Chancen und Risiken
Nach dem deutlichen Anstieg in den letzten Monaten kann aber auch beim Goldpreis jederzeit eine Korrektur erfolgen. Für Meiler bleibt Gold dennoch ein langfristiger Baustein gegen die Abwertung der Währungen. Ein Aspekt, von dem auch die Aktienmärkte als Sachwert profitieren. Eine Verschnaufpause scheint hier allerdings auch möglich. Ein Anteil Liquidität sorgt neben einer gewissen Stabilität auch dafür, Korrekturen bei Aktien und Gold für Nachkäufe nutzen zu können.
Wolfgang Meier sieht bei extrem gut gelaufenen Aktien aus den Bereichen KI und Rüstung überdurchschnittliche Risiken. Er empfiehlt, sich breit diversifiziert aufzustellen und sieht Chancen in den Sektoren Rohstoffe, Gesundheit und Versorger. Ebenfalls sieht er Aufholpotenzial in Emerging Markets sowie China, Indien und Vietnam.
Heiliger Amumbo – was ist das denn?
Für Schlagzeilen hat zuletzt der „Heilige Amumbo“ gesorgt. Hierbei handelt es sich um keinen Heiligen, sondern um einen doppelt gehebelten ETF auf den MSCI USA. Zu jeder Aktie, die im ETF enthalten ist, wird hierbei „auf Pump“ eine zweite hinzugekauft. Dies erhöht die Performance beim Anstieg dementsprechend. In den letzten zehn Jahren hat der „Amumbo“ mit 23 Prozent pro Jahr deutlich stärker zugelegt als der reine ETF mit 14 Prozent.
Neu aufgelegt wurde vor Kurzem ein doppelt gehebelter ETF auf den MSCI World. Für Dr. Bernhardt sind solche Investments aufgrund der Risiken weniger ratsam. Zum einen wirkt der Hebel nicht nur nach oben, sondern auch nach unten. Zum anderen kann die Kreditwirkung sogar dazu führen, dass man nach oben weniger gewinnt, als man nach unten verliert. Der MSCI World ist für Wolfgang Meier aufgrund der Konzentrationsrisiken, der Fokussierung auf Industriestaaten sowie eines hohen US-Anteils nicht die bevorzugte Lösung.
Wozu die Finanzexperten raten
Seiner Meinung nach sollte jeder Teile seines Vermögens im Kapitalmarkt anlegen, um eine positive reale Rendite zu erzielen, Wohlstand aufzubauen und zu erhalten. Neben einer breiten Diversifikation rät er Anlegern, auf eine individuelle sowie anbieter- und institutsunabhängige Beratung zu achten.
Diesen Punkten stimmt Stefan Meiler aus Flossenbürg zu. Neben Fonds, die auf unterbewertete, sogenannte Value-Aktien setzen, sind für ihn auch Sparpläne empfehlenswert. Anleger mit hohen Profiten sollten über Teilgewinnmitnahmen nachdenken. Hierdurch ergibt sich bei Korrekturen die Möglichkeit, günstiger nachzukaufen.
Für ihn und für die anderen erwähnten Fachleute gilt: Gier und Angst sind an der Börse meist der falsche Ratgeber. Getreu dem Motto „allein ist man schnell, gemeinsam kommt man weit“ empfehlen sich die oberpfälzischen Finanzexperten für den individuellen Dialog und Fragen rund um das Thema Geldanlage.
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