Für Rettung des Landestheaters Oberpfalz: Weiden bringt Zweckverband auf den Weg

Weiden/Neustadt/WN/Tirschenreuth. Weiterer Schritt zur Rettung des insolventen Landestheaters Oberpfalz: Die Stadt Weiden hat ihre Absicht erklärt, sich an einem Zweckverband zu beteiligen.

Alle Hände – bis auf eine – hoch: Der Stadtrat Weiden steht einem Zweckverband zur Rettung des Landestheaters Oberpfalz positiv gegenüber. Foto: Christine Ascherl

Der Weidener Stadtrat hat am Montag einen Grundsatzbeschluss gefasst: Ja, Weiden würde sich an einem Zweckverband Landestheater Oberpfalz beteiligen, vorbehaltlich der notwendigen haushaltsrechtlichen Voraussetzungen. Die Stadt folgt damit den Landkreisen Neustadt/WN und Tirschenreuth sowie der Stadt Kemnath.

Der Beschluss fiel – fast – einstimmig. Einzig SPD-Stadtrat Gerald Bolleininger votierte gegen die Absichtserklärung; er sah sinngemäß nicht ein, warum das LTO gegenüber den vier Weidener Laientheatern eine Vorzugsbehandlung erhalten soll.

Die Vorgeschichte

Die gemeinnützige GmbH hatte im Herbst 2024 Insolvenz anmelden müssen. Seither arbeitet der Insolvenzverwalter an einer Lösung für den Weiterbetrieb. Der Theaterbetrieb lief bisher ohne Unterbrechung weiter.

Zuletzt trafen sich die Vertreter der Gebietskörperschaften mit dem Insolvenzverwalter zu einem runden Tisch. Mehrere Varianten wurden überprüft. Wunsch des Insolvenzverwalters und des Wirtschaftsministeriums ist die Gründung des Zweckverbandes. Die Geschäftsstelle dieses Zweckverbands soll in Weiden angesiedelt werden.

So finanziert sich das LTO

Das LTO finanziert sich zu 40 Prozent aus Zuschüssen der Gebietskörperschaften (Landkreise Neustadt/WN und Tirschenreuth, Städte Weiden, Kemnath, Vohenstrauß und Tirschenreuth, Bezirk Oberpfalz) sowie zu 40 Prozent aus Zuschüssen des Freistaats Bayern, 15 Prozent Ticketeinnahmen und fünf Prozent sonstige Einnahmen und Sponsoring.

“Diese 40 Prozent müssen wir gemeinsam tragen”, so OB Jens Meyer. Der Landkreis Neustadt/WN hat bereits eine feste Absichtserklärung abgeben und will 200.000 Euro pro Jahr beisteuern. Gleiche Erklärungen gibt es von Seiten des Landkreises Tirschenreuth, der dem Zweckverband beitreten will, ebenso von Kemnath. Der Landkreis Schwandorf, Vohenstrauß und der Bezirk Oberpfalz wollen sich nicht am Zweckverband, aber durch eine dauerhafte Kooperation beteiligen.

2024 bezuschusste die Stadt Weiden das LTO mit 95.000 Euro. Im Zweckverband geht es um exakt die gleiche Summe, die investiert werden müsste. “Wäre die Insolvenz nicht eingetreten, hätten wir über diese Zahl nicht diskutiert”, meinte Meyer. Er appellierte für einen Zweckverband für das “Aushängeschild für die Region”: “Es stünde uns als Oberzentrum sehr gut zu Gesicht, wenn wir das weiter unterstützen.”

Leichte Befürchtungen wegen Verlustausgleich

Grundsätzlich waren alle Fraktionen für eine Unterstützung des LTO durch die Stadt Weiden. Die Kröte, an der alle schwer schluckten, ist der Zweckverband. In dieser Rechtsform muss man Defizite ausgleichen. SPD-Fraktionschef Roland Richter: “Wir wissen alle, dass das in der Kultur nie auszuschließen ist.” Seiner Fraktion wäre die GmbH lieber gewesen. Aus Sicht der SPD müsse der Zweckverband zumindest von möglichst vielen getragen werden. “Und wenn wir den Weg Zweckverband gehen, muss Finanzcontrolling so sein, dass wir höhere Defizite vermeiden.”

CSU-Bürgermeister Lothar Höher sah den Vorteil in der Geschäftsstelle in Weiden: “Wir wären die ersten, die merken, ob es läuft oder nicht.” CSU-Fraktionsvorsitzender Benjamin Zeitler dankte dem Abgeordneten Stephan Oetzinger, der für den Erhalt des LTO gekämpft habe, ebenso OB Meyer und Kulturdezernent Andreas Holz. “Wenn wir nicht zu dem Landestheater stehen, wird das auch der Freistaat nicht tun.”

Karl Bärnklau (Grüne), Helmut Schöner (“dieBasis”), Bernhard Schlicht (Freie Wähler) – für alle galt: “Wir stehen voll hinter dem Erhalt des LTO.” Viele hätten sich gewünscht, dass auch der Bezirk dem Zweckverband beitritt. Nach Auskunft von Bezirkstagsvizepräsident Höher habe man keinen Präzedenzfall schaffen wollen, aber die Zuschüsse verdoppelt.

Geschäftsstelle soll im Kulturamt angesiedelt werden

Die Geschäftsstelle soll beim städtischen Kulturamt angesiedelt werden. Laut Kulturdezernent Glas sei eine 0,5- bis 0,7-Kraft nötig, die betriebswirtschaftliche Kenntnisse hat. Zu ihrer Verantwortung gehört auch der Haushalt und die Verwaltung des Budgets. Ein ähnliches Modell gibt es beim Landestheater Schwaben.

Ein kleines Scharmützel gab es, als Christian Deglmann für die Bürgerliste beantragte, die Geschäftsstelle mit eigenem Personal zu besetzen. “Wir wissen alle, dass ein Zweckverband auch ein Fass ohne Boden sein kann.” Zumindest daran könne man sparen. Meyer konterte: “Das unterstellt, dass unser Personal im Kulturamt nicht ausgelastet ist und das ganz nebenbei zusätzlich leisten kann. Das verbitte ich mir.” Das verbat sich wiederum Deglmann.

Am Ende ging die Abstimmung friedlich aus: Mit einer Gegenstimme erteilte der Stadtrat sein grundsätzliches Einverständnis mit der Gründung eines Zweckverbandes Landestheater Oberpfalz unter Beteiligung der Stadt Weiden.

Auch die Bürgermeister sind dafür: Mit der Gründung eines Zweckverbandes Landestheater Oberpfalz unter Beteiligung der Stadt Weiden besteht grundsätzlich Einverständnis. Foto: Christine Ascherl

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