Gambrinus: Durchsuchungen auf Brauerei-Gelände und bei Geschäftsführern

Weiden/Regensburg. Hätten die Geschäfte lange vorher beendet werden sollen? Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung gegen Verantwortliche der Brauerei Gambrinus in Weiden.

Gambrinus
Die Kripo Weiden durchsuchte letzte Woche auch auf dem Gelände der Brauerei Gambrinus in der Keplerstraße. Der Verdacht lautet auf Insolvenzverschleppung. Foto: Christine Ascherl

Die Brauerei hatte im August 2024 Insolvenzantrag gestellt. Oberstaatsanwalt Thomas Rauscher, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, bestätigt die Ermittlungen, bittet aber “dringend um Beachtung der Unschuldsvermutung”: “Wir stehen noch sehr am Anfang unserer Ermittlungen.”

Der Tatvorwurf lautet auf Insolvenzverschleppung und richte sich gegen vier Beschuldigte. Dabei handelt es sich “um ehemalige eingetragene bzw. faktische Geschäftsführer der GmbH”. In der vergangenen Woche durchsuchte die Kriminalpolizei Weiden auf Basis von Durchsuchungsbeschlüssen des Amtsgerichts Regensburg an drei Objekten, darunter dem Firmensitz in der Keplerstraße.

Gambrinus: Fortführung nach Insolvenzantrag nicht möglich

Die Pleite hatte sich über den Sommer 2024 abgezeichnet. Schon im Juni und Juli hatte OberpfalzECHO von Befürchtungen über Schwierigkeiten bei der letzten Weidener Brauerei berichtet. Zuletzt hatten die Mitarbeiter keinen Lohn mehr bekommen. Es gab Probleme mit der Stromrechnung. Auch die Flaschen-Waschanlage funktionierte nicht mehr. Die Fahrzeuge waren großteils abgemeldet. Abgefüllt wurde das Bier aus Weiden angeblich bei einem Konkurrenz-Betrieb in der Region. Es mehrten sich Klagen, dass Leergut nicht mehr abgeholt und ausbezahlt wurde. Getränkeautomaten in Firmen blieben leer. Die Unternehmensführung beschwichtigte: Alles würde zu einem guten Ende finden.

Dem war nicht so. Am 2. August ging die fast 100-jährige Tradition der letzten Weidener Brauerei zu Ende. Geschäftsführerin Stefanie Rohrwild stellte den Insolvenzantrag. Das Insolvenzgericht Weiden bestellte Rechtsanwalt Alexander Kießlich aus Altenstadt zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Er ermittelte die Außenstände. Am 2. September meldete er Masseunzulänglichkeit.

Familienbetrieb seit fast 100 Jahren

1927 hatten die Brüder Pfab aus Neudorf in der Keplerstraße den Brauereibetrieb angemeldet. 1935 wechselte der Betrieb auf Georg Pfab (geboren 1900). Die Brauerei hatte damals einen Jahresausstoß von 2000 Hektolitern. 1955 wurde der Neubau mit einer Kapazität von rund 25.000 Hektolitern errichtet, bereits neun Jahre später wurde das Sudhaus um 100 Prozent erweitert. Im Jahr 2000 waren es 50.000 Hektoliter.

Ernst Rohrwild, ein Neffe, übernahm die Brauerei von den kinderlosen Pfabs. Er starb 2009. Stefanie Rohrwild, damals noch verheiratete Yahyaeian, wurde alleinige Besitzerin. 2017 übernahm Diplom-Braumeister Steffen Hartmann aus Selb die Geschäftsführung. Ihm gelang es, das Image zu entstauben. Das Max-Reger-Festbier und die neuen Etiketten der 0,3-Liter-Biere kamen gut an.

Hartmann trennte sich Ende 2023 nach Differenzen von der Unternehmerfamilie. Im Dezember kam Michael Hetscher in den Betrieb, der von 2010 bis 2017 das Sportheim der DJK Neustadt/WN bewirtet hatte. Er bekam Prokura.

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