Gedenken in Flossenbürg – Gewerkschaftsbund mit kämpferischer Ansage

Flossenbürg. Über 100 Menschen erinnerten am Donnerstag unter dem Motto „Erinnern heißt kämpfen“ an NS-Opfer.

Starke Gesten gegen das Vergessen. Foto: Katja Ertl/DGB Region Oberpfalz

Am Donnerstag organisierte die DGB-Jugend Bayern anlässlich der Novemberpogrome im Jahr 1938 eine Gedenkveranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Drei Schulklassen aus Obertraubling und Alteglofsheim präsentierten bei der Feierlichkeit eigene Beiträge, um der NS-Opfer zu gedenken. An den kürzlich verstorbenen ehemaligen Flossenbürg-Häftling Jack Terry wurde besonders eindrücklich erinnert.

Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Seit nunmehr 70 Jahren bedeutet das Erinnern und Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus für die bayerische Gewerkschaftsjugend eine nachdenkliche und kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Aber auch in der Gegenwart ist es Auftrag für alle demokratischen Kräfte, den Versuchen einer Umdeutung und Verharmlosung der Geschichte entschieden entgegenzutreten und ein erneutes Erstarken faschistischer Kräfte zu verhindern.

Für die DGB-Jugend Bayern ist das Gedenken untrennbar verbunden mit der moralischen und politischen Verpflichtung für aktives demokratisches Eingreifen in die heutigen Verhältnisse und die Gestaltung einer menschenwürdigen und solidarischen Zukunft.

Gerade die Gewerkschaften müssen handeln

Martin Oswald, Jugendsekretär der DGB-Jugend in der Oberpfalz, erläuterte in seiner Ansprache das Gedenkmotto “Erinnern heißt kämpfen”. Gewerkschaften würden aus dem Erinnern auch einen Handlungsauftrag ableiten. “Wir bekämpfen Faschismus, Rassismus und Antisemitismus überall und auf allen Ebenen. In der Schule, im Betrieb, auf der Straße“, so Oswald.

Die Gewerkschaftsbewegung sei „solidarisch mit Menschen, die gedemütigt und entrechtet werden, die verfolgt werden, die auf der Flucht sind und um ihre Existenz und ihr Leben fürchten müssen. Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften bekämpfen „alte und neue Nazis, egal, ob sie in Polohemd oder mit Aluhut, als stumpfe Schläger oder als smarte Parlamentarier daherkommen“, so der Gewerkschaftssekretär weiter.

Auch Kränze wurden niedergelegt. Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Auch Kränze wurden niedergelegt. Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Gemeinsames Erinnern. Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Gemeinsames Erinnern. Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend
Foto: Paul Hummer/DGB-Jugend

Eine neunte Klasse der Mittelschule Alteglofsheim trug im Anschluss gemeinsam das Lied „Von guten Mächten still und treu umgeben“ von Dietrich Bonhoeffer vor. Der Theologe und Widerstandskämpfer schrieb den Text 1944 in Gestapo-Haft. Im April 1945 wurde er im KZ Flossenbürg hingerichtet. Eine zehnte Klasse der Staatlichen Realschule Obertraubling rezitierte eindrücklich Paul Celans “Todesfuge”, die besonders für den Vers „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ bekannt ist.

Danach erinnerten die Schülerinnen und Schüler aus Obertraubling an das Flossenbürg-Außenlager in ihrem Ort. In Obertraubling mussten von Februar bis April 1945 etwa 600 Häftlinge für die Messerschmitt AG Zwangsarbeit leisten. Die Schüler trugen dazu Zeitzeugenberichte von Überlebenden vor, die die entsetzlichen Lebensbedingungen im Lager schildern.

Eine besondere Geschichte herausgegriffen

Zuletzt erinnerten sie noch an den Ende Oktober im Alter von 92 Jahren verstorbenen Häftling des KZ Flossenbürg, Jack Terry. Er kam im Sommer 1944 als 14-Jähriger in das Oberpfälzer Konzentrationslager, nachdem seine gesamte Familie vernichtet wurde. Auch Oswald griff das Schicksal des jüdischen Jungen auf, der nur durch Zufall den NS-Terror überlebte. „Niemals wieder darf ein Leben der Willkür ausgesetzt und das Überleben nur vom Zufall abhängig sein. Niemand sollte jemals eine Kindheit und Jugend wie Jakub Szabmacher (Terrys Jugendname) durchleben müssen“, so Oswald.

Unter den über 100 Anwesenden befanden sich neben Gewerkschaftern aus der gesamten Oberpfalz unter anderem auch der Bürgermeister der Marktgemeinde Floß, Robert Lindner, der Regensburger SPD-Kreisvorsitzende Matthias Jobst und die Kreissprecherin der Grünen aus Neustadt Anne Droste. Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wurden im “Tal des Todes” Kränze niedergelegt, die von der Grünen- und der SPD-Fraktion im Bayerischen Landtag sowie der DGB-Jugend gestiftet wurden.

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