Geldhäuser rüsten nach: So haben Automatenbomber keine Chance mehr

Nordoberpfalz. Auch in der Nordoberpfalz flogen im vergangenen Jahr Geldautomaten in die Luft. Banken und Sparkassen haben reagiert und die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.

Der Vorstandsvorsitzende der Vereinigten Sparkassen Eschenbach/Neustadt/WN/Vohenstrauß, Gerhard Hösl hat alle Geldautomaten mit Färbemittel nachrüsten lassen. Foto: Andreas Geyer/ Vereinigten Sparkassen

Im vergangenen Jahr flog in Deutschland fast jeden Tag ein Geldautomat in die Luft. In Bayern waren es bis Mitte Dezember rund drei Dutzend. Auch in der Oberpfalz wurden die Geräte mit Brachialgewalt zerstört. Die letzte Attacke fand im November statt. Die Täter hatten sich eine Sparda-Bank in Regensburg ausgesucht. Einen Monat zuvor wurden Automaten der Commerzbank in Wiesau und der Sparkassen-Filiale in Luhe geknackt. Die Geldhäuser in der Region haben mittlerweile längst auf diese Bedrohungslage reagiert.

Die Sparkassen im Landkreis Schwandorf etwa sperren die Zugänge zu den Automaten von 23 bis 6 Uhr morgens zu. Und diese nächtliche Schließung werde weiter beibehalten, betont deren Sprecher Michael Licha. Auch die im Landkreis Schwandorf beheimatete VR Bank Mittlere Oberpfalz macht nächtens ihre SB-Bereiche dicht. Doch Nachtschwärmer können sich trotzdem zu vorgerückter Stunde mit Barem versorgen: Die Cash-in-Standorte bleiben rund um die Uhr geöffnet. Die Sparkasse unterhält im Landkreis Schwandorf vier davon.

Roter Farbstoff soll die Täter abschrecken

Über Nacht zusperren, das ist bei den Vereinigten Sparkassen Eschenbach/Neustadt/WN/Vohenstrauß kein Thema. Dort hat man viel Geld in die Hand genommen, um die Automaten nachzurüsten. “Wir haben uns ja schon länger damit beschäftigt”, betont der Vorstandsvorsitzende Gerhard Hösl. So wurden bereits frühzeitig Färbesysteme geordert und mittlerweile schon verbaut. Wird versucht, das Gerät mit roher Gewalt zu knacken, werden alle Scheine rötlich koloriert. Sie sind damit für die Täter wertlos.

Aufkleber an den Automaten informieren auf Deutsch und Englisch über diesen Schutzmechanismus. Ein klares Signal an potenzielle Gangster, dass es wohl mehr als sinnvoll ist, die Finger von dem Gerät zu lassen. Auch die Sparkasse Oberpfalz Nord hat nachgerüstet und die Sicherungsmaßnahmen verstärkt. Details wolle man aber nicht nennen, heißt es dort.

Viel Geld in die Sicherheitstechnik investiert

“Wir haben hohe Summen in die Sicherheitstechnik investiert”, berichtet Bernhard Wolf, Vorstandssprecher der Volks- und Raiffeisenbank Nordoberpfalz. Alle Gerätestandorte seien überprüft, und dort, wo notwendig, zusätzliche Präventivmaßnahmen ergriffen worden, fährt Wolf fort. An ganz wenigen Standorten wird auch die Geschäftsstelle nächtens geschlossen, das sei ein weiterer Bestandteil des Maßnahmenpakets. “Wir hoffen sehr, dass dank dieser Sicherheitsvorkehrungen unser Haus – wie bisher Gott sei Dank der Fall – von solchen brutalen Sprengungen verschont bleibt”, unterstreicht der Vorstandssprecher.

Automaten werden in Hof abgebaut

Die VR Bank Bayreuth-Hof baut Ende Januar drei Geldautomaten in Hof ab. Neben wirtschaftlichen Überlegungen spielt bei der Auflösung von SB-Standorten auch das Risiko von Angriffen auf Geldautomaten eine Rolle. Für den Vorstandsvorsitzenden der Vereinigten Sparkassen, Gerhard Hösl, ist das keine Option. “Wir werden deswegen keine Automaten abbauen.” Doch der Sparkassenmanager macht sich durchaus Gedanken, wie lange die abschreckende Wirkung der eingefärbten und damit unbrauchbaren Banknoten anhalten wird. Er hegt den leisen Verdacht, dass die Kriminellen auch dafür mal eine Lösung finden werden.

Wettrüsten hat längst begonnen

Da liegt Hösl wahrscheinlich nicht falsch. Die Täter sind einfallsreich: Früher hatten sie noch die Geräte mit Trennschleifern aufgeschnitten oder mit dem Lkw mit Brachialgewalt aus der Verankerung gerissen. Bis Mitte 2020 wurde dann Gas in die Automaten eingeleitet und bei ausreichender Konzentration gezündet. Die Banken haben diesen Gasattacken einen Riegel vorgeschoben. Jetzt greifen die Kriminellen, die von der Polizei in erster Linie in den Niederlanden vermuten werden, zum gefährlichen weil unberechenbaren Festsprengstoff.

Dabei handelt es sich um mit hochexplosivem Triacetonperoxid angereicherte “Unkonventionelle Spreng- oder Brandvorrichtungen” (USBV) oder auch “Selbstlaborate”. Die Automaten werden aufgebrochen und im Geräteinneren und auf den Tastenfeldern werden Sprengladungen angebracht. Mithilfe eines elektrischen Kabels werden sie dann gezündet.

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