Gemeinde vor teurer Kanalsanierung: Aber wo anfangen?

Altenstadt/WN. Der Ist-Zustand ist dokumentiert, er bedeutet Kosten von knapp sechs Millionen Euro. Geld, das niemand sehen wird, da es unter dem Asphalt verschwindet. Es geht um die notwendige Sanierung des Kanalsystems. Die Frage ist: Wo anfangen?

Gemeinde vor teurer Kanalsanierung Forstweg Altenstadt Waldnaab Stadtratssitzung Bild Gabi Eichl
Der Forstweg mit seinen Nebenstraßen ist eines der Gebiete in der Gemeinde, in dem überall Falzrohre verlegt sind, die zwingend ausgewechselt werden müssen. Für die Reginastraße sind bereits Mittel im Haushalt vorgesehen. Bild: Gabi Eichl

Der Bauausschuss hat in seinem öffentlichen Teil nur einen Tagesordnungspunkt: den Zustand des Kanalsystems und die Planung, in welcher Reihenfolge dieses zu sanieren ist. Das Weidener Ingenieurbüro Zwick hat die teilweise schon viele Jahre alten und daher nicht mehr ganz aktuellen Befahrungen der Rohrleitungen ausgewertet, Roland Kraus erläutert den Gemeinderäten die Ergebnisse.

Daten teilweise nicht mehr aktuell

Kraus zeigt, wo sofort gehandelt werden muss, wo noch etwas Zeit ist, wo man erst einmal nur beobachten kann. Die Zwick Ingenieure haben die Daten von Kanalbefahrungen aus den Jahren 2004 bis 2018 ausgewertet. Dass teilweise über 15 Jahre alte Daten überholt sind, ist den Gemeinderäten klar. Ebenso dass sich der 2004 dokumentierte schlechte Zustand eines Kanals nicht auf wundersame Weise verbessert haben dürfte, sondern sich vielmehr weiter verschlechtert hat.

Großes Problem: Falzrohre

Kraus´ Ausführungen können so zusammengefasst werden: Zum überwiegenden Teil fallen in der Gemeinde punktuelle Schäden an, die auch punktuell erneuert werden können. Das heißt: Es müssen dort jeweils nur stellenweise die Straßen aufgemacht werden. Ein erhebliches Problem in einigen Gemeindegebieten sind flächendeckend verlegte Falzrohre, die den Worten Kraus´ zufolge komplett ausgetauscht werden müssen, da Falzrohre schlicht nicht mehr dem Stand der Technik entsprächen und den heutigen Ansprüchen an Dichtigkeit nicht mehr genügten. Solche Falzrohre liegen zum Beispiel überall im Forstweg mit seinen Anrainerstraßen, in der Karl-Hofbauer-Straße oder in der Hauptstraße.

Im Ortsteil Meerbodenreuth sind ebenfalls viele Falzrohre verbaut, dort ist jedoch die Dringlichkeit eines Austausches in der Form nicht gegeben, da es sich durch das dortige Trennsystem vorwiegend um Regenwasserkanäle handelt, die nicht den gleichen Dichtigkeitskriterien unterliegen wie Abwasserkanäle. Im Ortsteil Buch gibt es laut Kraus aktuell keinen akuten Handlungsbedarf.

Sechs Millionen für fünf Kilometer

Kraus rechnet dem Bauausschuss vor, dass etwa fünf Kilometer Kanal erneuerungsbedürftig seien, was Kosten in Höhe von rund 5,6 Millionen Euro bedeute. Wobei Erneuerungen bedeuten, dass die Straßen aufgemacht werden müssen. Reparaturen sind laut Kraus notwendig in einer Investitionshöhe von etwa 250.000 Euro, Renovierungen in Höhe von 115.000 Euro.

Renovierungen sind diejenigen Fälle, in denen die Gemeinde die Liner-Technik einsetzen könnte, bei der die Straßen nicht geöffnet werden müssen. Wie Kraus sagt, hat das Ingenieur-Büro die Wiederherstellung der Straßen mit eingerechnet; diese Kosten relativierten sich, wenn man die Kanalsanierung im Rahmen einer allgemeinen Straßensanierung erledige.

Eismann: Kann Asbest austreten?

Michael Eismann (FWG) fragt nach, als er hört, dass an alten Rohren Asbestzement verarbeitet worden sei. Könne da eventuell Asbest austreten? Die Frage konnte Kraus nicht beantworten, man einigte sich darauf, beim Abwasser-Zweckverband nachzuhaken.

Einig sind sich die Sprecher von SPD und FWG, Johann Simon und Bernhard Pscheidt, dass eine Prioritätenliste hilfreich sei, um zu entscheiden, was wann zu machen sei. Kraus sagt, alles, was in der vordringlichsten Kategorie gelistet sei, müsse im Grunde sofort in Angriff genommen werden, aber das alles auf einmal könne die Gemeinde ohnehin nicht anpacken. Kraus empfiehlt den Gemeinderäten daher, „sinnvolle Sanierungsabschnitte“ festzulegen.

Fuhrmann: KAG schreibt Umlegung vor

Der Geschäftsleiter der Gemeinde, Rüdiger Fuhrmann, weist darauf hin, dass nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) größere Maßnahmen, sofern sie eine Verbesserung bedeuteten, zwingend auf die Bürger umzulegen seien. Die anstehenden Kanalsanierungen dürften somit nicht folgenlos für die Gebührenzahler bleiben.

* Diese Felder sind erforderlich.