Gleiche Behandlung für alle Versicherten

Gesundheitspolitik Besuch AOK

Weiden. Die aktuellen Entwicklungen in der Gesundheitspolitik waren Gegenstand eines gemeinsamen Austauschs zwischen AOK-Direktor Jürgen Spickenreuther, den beiden AOK-Beiratsvorsitzenden Gaby Hübner und Lothar Höher, MdB Albert Rupprecht und Oberbürgermeisterkandidat Benjamin Zeitler.

Zentraler Punkt des Gesprächs war der gleichberechtigte Zugang zu ärztlichen Leistungen durch gesetzlich Krankenversicherte. Dies betrifft vor allem die sehr langen Wartezeiten für Kassenpatienten bei der Terminvergabe von Fachärzten. Es sei nicht hinnehmbar, dass diejenigen, die mit ihrer Solidargemeinschaft die wohnortnahen und flächendeckenden Strukturen und Angebote unseres Gesundheitswesens finanzieren, oft das Gefühl haben und vereinzelt auch tatsächlich als Patient 2. Klasse nachrangig Zugang zu den Leistungen bekommen, so Jürgen Spickenreuther.

Der Wegfall der ursprünglich geplanten bundesweiten Zwangsöffnung regional begrenzter Krankenkassen in der Kabinettsfassung des GKV-FKG (Fairer-Kassenwettbewerb-Gesetz) wurde von der Runde ausdrücklich begrüßt. „Ein Hamburger wird sich nicht für die Versorgungsangebote in der Oberpfalz interessieren“, so Lothar Höher. Schon heute haben Versicherte in jeder Region die Wahl zwischen einer Vielzahl an Krankenkassen.

Positiv beurteilt wurde auch, dass es keine Zentralisierung der Aufsicht geben wird, sondern ein strukturiertes, kooperatives Zusammenarbeiten der Länderaufsichten mit dem Bundesversicherungsamt (BVA).

Überversorgung in Ballungsräumen

Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geplante Reform des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) sieht AOK-Direktor Jürgen Spickenreuther teilweise kritisch. So wird das künftige Vollmodell in der systematischen Weiterentwicklung des Finanzausgleiches der Kassen prinzipiell begrüßt.

Die Regionalkomponente schwäche jedoch die Finanzausstattung des ländlichen Raums und komme bei den Metropolregionen einem Ist-Kosten-Ausgleich nahe. Damit würde die Überversorgung in den Ballungsräumen zementiert. „Beim Finanzausgleich muss noch viel mehr als bisher der Wettbewerb um die beste Versorgung bei schwerwiegenden Erkrankungen unterstützt werden – nicht eine Rückentwicklung hin zu einem Wettbewerb um die meisten jungen und gesunden Versicherten“, so Spickenreuther.

Regional verwurzelt

Auch in Bezug auf das Verbot von Diagnosen in Versorgungsverträgen bleiben Fragen offen. Mit der Überschrift „Manipulationsbremse“ wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. So werden sinnvolle, versorgungsverbessernde und ländliche Regionen stärkende Vertragsmöglichkeiten ausgeschlossen. Diagnosen wie Diabetes und darauf abgestimmte Versorgungsformen müssen nach wie vor möglich sein. Gute Versorgungsverträge gibt es erst dann, wenn sie konkret Bezug auf spezielle Erkrankungsformen und abgestimmte Therapieprozesse nehmen. Das sei ohne Diagnosebezug nicht möglich. „Wie sollen Ärzte und Krankenkassen zum Beispiel für Diabetiker spezielle Versorgungsverträge zur Amputationsvermeidung entwickeln, wenn im Vertrag die Diabetes-Diagnose nicht genannt werden darf?“, so Spickenreuther.

Lothar Höher und Oberbürgermeisterkandidat Dr. Benjamin Zeitler dankten der AOK vor allem für ihre Treue zum Standort Weiden. „Die AOK ist regional verwurzelt“ unterstreicht Dr. Benjamin Zeitler. Dies werde hervorragend dokumentiert durch die großen Investitionen am Standort. „Wir sind dankbar für dieses klare Signal“.

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