Goldmärkte glänzen: Chancen und Risiken für Anleger
Der Goldpreis ist auf neue Höchststände geklettert, was viele Anleger und Notenbanken, speziell in China, zum Kauf anregt. Finanzexperten raten zu Vorsicht bei der Auswahl von Anbietern und sehen in Goldminenaktien sowie ETCs auf Gold langfristig gute Investitionsmöglichkeiten.

Der Goldpreis steigt auf neue Hochs – Wie kann man am besten profitieren? Viele Bundesbürger erhalten im Sommer Post aus Weiden: Die Münze Deutschland verschickt die aktuellen Goldmünzen, die Bestellfrist ist am 9. April ausgelaufen. Hat im letzten Jahr die 20 Euro-Goldmünze, 1/8 Unze schwer, noch 285,81 Euro gekostet, liegt der Preis heuer bei 399,95 Euro. Im Gegenzug erhalten die Käufer eine Münze, die etwas kleiner ist als ein zehn-Cent-Stück. Wieso kostet das glänzende Metall derzeit so viel, welche Gründe sprechen für weiter anziehende Preise und was sagen oberpfälzer Finanzexperten hierzu?
Begrenzte Goldmenge – unlimitierte Geldmenge
1.000 Milliarden Euro – so hoch wird das zusätzliche Schuldenpaket der voraussichtlich neuen Regierung geschätzt. Zusätzlich zu den bestehenden 2.534 Milliarden Euro an Schulden, Tendenz steigend. Eine Obergrenze sucht man vergeblich. Seit dem Ende der Goldbindung Anfang der 1970er Jahre haben sich die Schulden der Bundesrepublik mehr als verzwanzigfacht. In den USA haben sich die Staatsschulden in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Mehr als eine Billion neue Schulden kommen jedes Jahr hinzu. Allein wegen der Zinsen.
Anders die Lage bei Gold: Ein Würfel mit gut 22 Meter Kantenlänge, etwa halb so hoch wie der Grafenwöhrer Wasserturm oder die Erlebniskugel am Steigenberger See. Mehr gibt es nicht, insgesamt wurde Schätzungen zufolge weltweit bislang etwa 6,7 Millarden Unzen mit einem Gegenwert von etwa 19 Billionen Euro gefördert. Diese Limitation macht Gold wertvoll und begehrt. Dass Gold langfristig steigt, ist laut mehrerer Finanzexperten daher ein monetäres Ergebnis. Papiergeld verliert an Wert, das „Tauschverhältnis“ steigt. JP Morgan, Gründer des amerikanischen Bankhauses, hat bereits 1912 vor dem US-Kongress den legendären Spruch getätigt: „Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit“. Und noch immer ist Gold das Geld der Notenbanken und macht einen Großteil der weltweiten Devisenreserven aus.
China und Anlegerinteresse enorm
Für den jüngsten Kursanstieg scheint vorrangig Chinas Notenbank verantwortlich. So wurde in den vergangenen Jahren der Anteil von US-Staatsanleihen in den Währungsreserven reduziert und Gold gekauft. Allein in den vergangenen fünf Monaten Schätzungen zufolge etwa eine Million Unzen. Dank eines Bestands von immer noch über 800 Millarde Dollar an US-Anleihen ist auch weiter genügend Tauschpotential vorhanden. Da die Zinsen in chinesischer Währung zuletzt reduziert wurden, steigt zudem die Nachfrage der chinesischen Privatanleger.
Auch bei großen Vermögen in den USA und Europa nimmt die Nachfrage zu. So gilt Gold als Schutz vor Unsicherheit und Inflation. Beides Themen, die durch die Zollpolitik der USA deutlich zugenommen haben. Die Phase des stetigen Wirtschaftswachstums scheint vorbei, die Angst vor einer Phase der Stagflation oder gar einer Weltwirtschaftskrise nimmt zu. Die Folge: Anleger haben in den ersten drei Monaten des Jahres knapp fünf Milliarden Dollar in Gold-ETCs investiert, und somit entsprechende Goldwerte am Markt gekauft haben.
Worauf man achten sollte
Investoren sollten jedoch beachten, dass Gold keine Zinsen und laufenden Erträge abwirft. Da die Zinsen in Europa und den USA wieder leicht zurückkommen, hellt sich die Aussicht für das begehrte Metall auf. Die höhere Nachfrage lockt jedoch auch unseriöse Anbieter an. Interessierte sollte daher ausschließlich bei etablierten und bekannten Anbietern ordern. Vorsicht ist zudem bei Schnäppchen oder gar Zinsen auf Gold geboten, denn die gibt es beim Edelmetall schlicht nicht. So lässt sich auch der Unterschied zwischen An- und Verkaufspreis nicht vermeiden, je kleiner die Goldmünze, umso höher die prozentuale Differenz.
Eine einfache Alternative zum direkten Münz- und Barrenkauf bieten ETCs auf Gold. So kann man mit Xetra-Gold bzw. Euwax Gold einfach und leicht über sein Wertpapierdepot in Gold investieren. Die Differenz zwischen An- und Verkauf ist hierbei meist deutlich kleiner, die Verwahrung erfolgt über ein Wertpapierdepot. In Zweifel ist auch die Auslieferung möglich und der Kursgewinn nach zwölf Monaten – Stand jetzt – steuerfrei.
Goldminen mit guten Aussichten
Langfristig bietet Gold einen Ausgleich der Inflation. Wer mehr an Rendite haben möchte, kann auf Aktien von Goldminen setzen. Dank relativ fixer Förderkosten je Unze bedeutet bei diesen Aktien ein steigender Goldpreis im Umkehrschluss ein entsprechender Gewinnanstieg je geförderter Goldmünze.
Obwohl viele Goldminenwerte in den letzten Monaten und Jahren bereits deutlich gestiegen sind, allein in diesem Jahr um etwa 40 Prozent, äußerten gleich mehrere Befragte Optimismus für diese Aktienkategorie. Die Bewertung ist weiterhin günstig und die Produzenten machen so viel Gewinn wie noch nie. Steigende Schulden- und Geldmengen sowie eine hohe Nachfrage seitens der Notenbanken sollten bei Goldminenwerten langfristig für eine weiterhin gute Ausgangslage sorgen.
Welcher Anteil empfehlenswert ist
Der Goldpreis hat seit Jahresbeginn um etwa 15 Prozent zugelegt, wovon auch die Goldminenaktien profitieren konnten und deutlich zugelegt haben. Zu hohe Renditeerwartungen sollten Anleger jedoch auch an Gold nicht haben. Zwischen 2011 und 2020 hat der Goldpreis zur Seite tendiert und lag zeitweise deutlich im Minus.
Für Finanzexperten bleiben Gold sowie Aktien auf Gold und Rohstoffe attraktiv und für einen Teil des Vermögens eine interessante Beimischung. Je nach persönlicher Neigung wird im vertraulichen Gespräch ein Anteil von 5 bis 20 Prozent genannt, der sinnvoll ist. Denn auch wenn die Aussichten weiter glänzend sind, sind Schwankungen auch künftig zu erwarten.
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