Heimatkreis Kemnath sucht neuen Vorsitzenden
Kemnath. Der Heimatkundliche Arbeits- und Förderkreis Kemnath sucht einen neuen Vorsitzenden, denn Robert Schön möchte aufgrund seiner vielfältigen Verpflichtungen zurücktreten. Bei der Hauptversammlung wurden die vielfältigen Aktivitäten des Vereins präsentiert, darunter historische Stadtführungen und die Durchführung einer Sonderausstellung.

Die Arbeitsgruppen arbeiten, auch finanziell ist alles im Lot. Und trotzdem plagen den Heimatkundlichen Arbeits- und Förderkreis Kemnath und Umgebung (HAK) 45 Jahre nach seiner Gründung Sorgen. Vorsitzender Robert Schön möchte aufgrund verschiedener anderer Verpflichtungen, unter anderem als Kreisheimatpfleger und Stadtarchivar, das höchste Vereinsamt in andere Hände legen. Doch ein Nachfolger ist schwer zu finden – trotz 470 Mitgliedern und eines regen Vereinslebens.
Einen Eindruck davon vermittelten die Berichte, die Robert Schön, Ehrenvorsitzender Hans Rösch, Pauline Bäumler von der Gästeführergruppe und Wirtshaussingkreisleiterin Monika Fink bei der HAK-Hauptversammlung im Gasthaus Fantasie vortrugen. So sind die historischen Stadtführungen nach wie vor gefragt, was den Geschichts- und Kulturverein bewog, mit einem Seminar um Verstärkung für das Gästeführerteam zu werben. Im Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum hatte man dank der letztjährigen „Elvis“-Sonderausstellung mit Exponaten von Sandra Doß aus Mitterteich und Kunstwerken von Marion Schmid aus Grafenwöhr überdurchschnittlich viele Besucher begrüßt. Sogar ein Team des Regionalfernsehsenders OTV besuchte die Fronveste für eine Filmdokumentation.
Berichtsstoff lieferten auch die Mittelalter-Feldlager der „Stadtwache“, das nach wie vor beliebte Wirtshaussingen, die Ausstellung über den Schriftsteller Erich Ebermayer in Kaibitz, Neugestaltungsarbeiten am „Geo-Lehrpfad Kemnather Land“ und das regionalgeschichtliche Jahrbuch „Kemnather Heimatbote“. Anregungen für eine barrierearme Gestaltung des Museums als zentrales Element eines mittelfristig angestrebten neuen Museumskonzepts verdanke man einem Besuch der Landkreis-Inklusionsbeauftragten Christina Ponader. Außerdem hätten Stadt und Verein Weichen für eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des kurfürstlichen „Armaturwerks Fortschau“ (Waffenmanufaktur) in den Jahren 1689/90 bis 1801 gestellt.
„Inklusivere“ Museumsgestaltung
Museumspädagogin Barbara Habel von der Fachstelle für den Museumsverbund „daszwoelfer“ in Tirschenreuth begrüßte die vom HAK unternommenen Schritte für eine „inklusivere“ Museumsgestaltung und kündigte einen „daszwoelfer“-Informationsstand beim Kemnather Bauernmarkt am 16. Juni an. Beeindruckt von den facettenreichen Berichten zeigte sich Landkreis-Ehrenamtsbeauftragte Sarah Matzke und bot an, die HAK-Verantwortlichen bei einer Neustrukturierung der Vereinsarbeit zu beraten.
Sie äußerte sich überzeugt, dass es gelingen werde, einen Hauptverantwortlichen zu gewinnen, zumal für das Vizevorsitzendenamt eine Kandidatin bereitstehe. Bürgermeister Roman Schäffler schloss sich Matzkes optimistischem Verdikt an und betonte: „Wir sind stolz, dass wir den HAK haben, und wir wollen und werden ihn auch weiterhin haben.“
Geschichte der Brände in Kemnath

Ein „brenzliges“ Thema brannte dem Regensburger Historiker Bernhard Fuchs unter den Nägeln: In seinem Vortrag für die HAK-Hauptversammlung sprach er über „Brände in und um Kemnath“ im 19. Jahrhundert, wie sie damals nahezu alle Städte und Märkte der Nordoberpfalz betroffen hätten. Einen Hauptgrund für diese Häufung sah Fuchs in den seinerzeit weit verbreiteten Holz- und Strohdächern.
Allein in der Stadt Kemnath habe es zwischen 1812 und 1854 sieben Großbrände gegeben, von denen die durch Brandstiftung ausgelöste Katastrophe vom 13. Januar 1848 die verheerendste gewesen sei. Damals sei das Feuer über das Rathaus, das mitten auf dem Stadtplatz gestanden habe, von der nördlichen auf die südliche Altstadt übergesprungen: „Das so platzierte Rathaus wurde quasi zum Brandbeschleuniger – es ist der einzige bekannte Fall dieser Art.“
Aus Brandkatastrophen Konsequenzen gezogen
Schon am 25. März 1794 sei Waldeck infolge Fahrlässigkeit beim Branntweinbrennen ein Raub der Flammen geworden, erinnerte Historiker Bernhard Fuchs in seinem Vortrag zur Hauptversammlung des Heimatkundlichen Arbeits- und Förderkreises (HAK). Den Marktort habe man dann an anderer Stelle – bei der bereits existierenden Wallfahrtskirche – völlig neu aufgebaut. „Entschädigungen aus einer Brandversicherung erhielten die Menschen nicht – die wurde erst fünf Jahre später eingeführt“, merkte Fuchs an.
An weiteren Feuersbrünsten im Kemnath-Erbendorfer Raum erwähnte der Referent jene in Erbendorf 1832 und in Kulmain 1834, die völlige Zerstörung Riglasreuths 1848 und das Wildenreuther Feuer von 1851, in dessen Gefolge das Dorf in „rationalisierter“ Struktur neu aufgebaut worden sei. Für Neubauten habe man fortan brandsicheres Bedachungsmaterial vorgeschrieben. Ab den 1860er Jahren seien außerdem die kommunalen Pflichtfeuerwehren nach und nach durch effizientere, vereinsmäßig organisierte freiwillige Feuerwehren ersetzt worden.
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