Heroin in Weiden: Ex-Junkie verbaut sich mit Falschaussage die Zukunft
Weiden. Ein ehemaliger Heroin-Abhängiger hat 2021 einen Weidener Dealer auffliegen lassen. Vor Gericht änderte er seine Aussage, angeblich auf Druck aus der Szene. Diese Falschaussage bringt ihn jetzt womöglich selbst hinter Gitter- zum Entsetzen seiner Frau.
Der Weidener – früher selbst abhängig – hatte 2021 Ermittlungen gegen einen Heroin-Händler ins Rollen gebracht. Er tauchte von sich aus bei der Kripo auf und wies auf einen heute 37-jährigen Dealer hin. Der gebürtige Kasache unternehme wöchentliche Beschaffungsfahrten nach Frankfurt am Main und versorge die Abhängigen in Weiden. Die Kripo observierte daraufhin den Verdächtigen: ein Volltreffer. 2023 erfolgte die Festnahme. 2024 erging das Urteil: 2 Jahre und 7 Monate Haft.
18 Vorstrafen – keine Bewährung mehr möglich
Der Tippgeber stand am Mittwoch selbst vor Gericht. Er hatte beim Prozess im Mai 2024 seine Aussage geändert: Er kenne den Kasachen überhaupt nicht. Das war eine glatte Falschaussage. “Von Anfang an absurd”, sagt Oberstaatsanwalt Peter Frischholz: “Der Dealer ist in der Weidener Drogenszene bekannt wie ein bunter Hund.”
Für diese Falschaussage muss der 43-Jährige schwer büßen. Einzelrichter Hermann Sax verurteilt ihn am Mittwoch zu sechs Monaten Haft, eigentlich am unteren Ende der Skala. Aber: Es gibt keine Bewährung. Der Familienvater hat mit seinen 43 Jahren 18 Vorstrafen auf dem Buckel. “Ihre Rückfallgeschwindigkeit ist enorm”, sagt Sax. Im Repertoire: Drogeneinfuhr, Diebstahl, Beleidigung, Falschaussage, Vortäuschen einer Straftat.
Falschaussage nach Bedrohung
Die Falschaussage gibt der Angeklagte unumwunden zu. Er sei vom Umfeld des gebürtigen Kasachen enorm unter Druck gesetzt worden, ebenso seine Familienangehörigen. Verteidiger Wolfgang Schnupfhagn nimmt ihn in Schutz: Er habe als Anwalt dem Kronzeugen vor dem Prozess sogar selbst geraten, gar nichts auszusagen, um sich nicht selbst zu belasten.
Im Mai 2024, als der Angeklagte vor Gericht log, verbüßte er gerade seine letzte Strafe: eine zweijährige Entzugstherapie in der Forensik in Regensburg. Er war zu dem Zeitpunkt schon Freigänger, durfte draußen arbeiten und wohnen.
Mit zwei Arbeitsplätzen 2000 Euro netto
Jetzt, ganz aktuell, stünde seine komplette Entlassung bevor. Die Prognose ist einigermaßen günstig. Der 43-Jährige nimmt aktuell keine Drogen mehr. Er hat Arbeit gefunden und das sogar doppelt: Mit zwei Jobs verdient er rund 2000 Euro netto, um Frau und Kinder zu versorgen. Viel bleibt trotz harter Arbeit nicht. Die Miete in Weiden: 900 Euro. Seine Therapeuten rechnen ihm das hoch an. Der Abschlussbericht attestiert ihm eine “hohe Arbeitsmotivation” und “Interesse an einem sucht- und straffreiem Leben”.
Jetzt kann passieren, dass der Weidener umgehend wieder hinter Gitter einrückt. Sax verhängt ein halbes Jahr Haft. Die Ehefrau reagiert entsetzt auf das Urteil, mit viel Geschrei und Tränen. Sie wird auch weiterhin die Kinder groß ziehen, während ihr Mann im Jahrestakt Straftaten begeht (letzte Urteile 2018, 2019, 2021, 2022, 2023). Ihr Verbalangriff richtet sich gegen den Richter: “Ihnen ist schon klar, was Sie alles kaputt machen? Die ganze Familie geht kaputt.”
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Berufung ist noch möglich.
* Diese Felder sind erforderlich.
1 Kommentare
Die Familie geht kaputt, weil die Frau es nicht schafft sich von ihrem kriminellen Ehemann zu trennen. Bei 18 Vorstrafen und einer Straftat pro Jahr war eine Haftstrafe überfällig.