Historische Postkarten erzählen Geschichten aus der Oberpfalz

Flossenbürg. Helmut Erndt sammelt historische Postkarten und präsentiert diese kostenlos. Eine besondere Karte gratulierte Kaiser Wilhelm II. 1918 zum Geburtstag.

Helmut Erndt ist passionierter Pädagoge und war auch viele Jahre als Zollbeamter an der Grenze zur Tschechischen Republik eingesetzt. Er ist studierter Historiker und Heimatforscher. Anfangs sammelte er mit großem Engagement Briefmarken. Häufig kleben diese begehrten kleinen Kunstwerke noch auf einem Brief oder einer Postkarte. Und genau hier begann auch die Passion, nicht nur Briefmarken, sondern auch Postkarten aus vielen Jahrzehnten zu sammeln.

Post aus Vohenstrauß

Endt sammelt überwiegend Exemplare aus vergangener Zeit und dabei ist ihm über die modernen Medien eine Postkarte aus dem Jahr 1918 zu einem günstigen Preis angeboten worden. Er besorgte sie sich und staunte nicht schlecht. Absender dieser Postkarte war Sebastian Poschenrieder aus Vohenstrauß. Mit der Postkarte gratulierte er dem Deutschen Kaiser Wilhelm II zu seinem 59. Geburtstag am 27. Januar. Damals wusste oder ahnte keiner, dass es der letzte Geburtstag des Kaisers in Deutschland werden sollte.

Leider kam es mit dem Wunsch nach ,,multos annos” (noch einem langen Leben) anders als es zum Jahresanfang 1918 ausgesehen hat. Der seit 1914 tobende Krieg der Völker, von dem man damals noch nicht wusste, dass man ihn später als den Ersten Weltkrieg bezeichnen wird, begab sich in seine letzte Phase. Zu dieser Zeit hatte man noch die Hoffnung, dass die erwartete Frühjahrsoffensive den festgefahrenen Stellungskrieg im Westen noch zu einer Wendung verhelfen könnte. Nach dessen Scheitern zeichnete sich ab Ende Juli die bevorstehende Niederlage ab.

Am 9. November 1918 kam es dann zur unfreiwilligen Abdankung des Kaisers und seine Flucht in die Niederlande, wo er um politisches Asyl bitten musste. ,,Multos annos” waren ihm dennoch beschieden, denn er lebte noch 23 Jahre im Exil, heiratete nach dem Tod seiner Ehefrau 1921 noch einmal und verstarb dort am 4. Juni 1941.

„Allergnädigster Kaiser und König…“

Foto: Josef Bauer
Foto: Josef Bauer
Foto: Josef Bauer
Foto: Josef Bauer

Eine alte Postkarte mit einer Allerweltsbriefmarke ohne besonderen Wert ist für uns Nachkommen doch ein wertvolles Zeichen und eine Nachricht aus längst vergangenen Zeiten geworden. Da nicht mehr viele die altdeutsche Schrift lesen können, hier die „Übersetzung“:

Vohenstrauß, den 24. Januar 18

Allergnädigster Kaiser und König,

Zum Vorabend des 27. und am 27. Januar meine treudeutschen und ganz ergebensten Glückwünsche mit dem Ausblick darauf, dass nach sturmbewegten Zeiten ein gütiger Gott seiner kaiserlichen und königlichen Majestät den heiss ersehnten Frieden der Völker wiedergebe, der von uns allen mit Spannung erwartet wird und dass der Allgütige ihrer erhabenen Majestät ein ,,ad multos annos” bringe.

Ehrerbietigst Seb. Poschenrieder Vohenstrauß

Wer war Sebastian Poschenrieder

Zur Person von Sebastian Poschenrieder ist zu sagen, dass er Postbeamter im Neuen Postamt in Vohenstrauß war. Das Neue Postamt war von 1910 bis 1935 im Rathaus untergebracht. Dass er sich in dieser Zeit nicht im Felde, sondern im Postamt befand, hatte er seiner wichtigen Aufgabe als Postbeamter zu verdanken. Viel mehr ist über ihn leider nicht bekannt.

Foto: Josef Bauer

Zu der Zeit gab es einen Amtsvorstand mit dem Namen Anton Förstl, dieser verrichtete seinen Dienst von 1909 bis 1925 und war als sehr impulsiver und lautstarker Vorgesetzter bekannt. Er hatte große Probleme mit seinen Untergebenen, unter denen sich auch Poschenrieder befand. Einige beschwerten sich und beantragten wegen seiner lautstarken und schikanösen Kritiken ihre Versetzung. 1920 führten die Beschwerden dazu, dass Anton Förstl seine Versetzung beantragte. Diesem Antrag wurde aber nicht stattgegeben und er blieb bis 1925.

Auch Poschenrieder blieb. Er verstarb am 28. Juli 1929 an den Folgen einer schweren Erkrankung. Seine Nachkommen leben heute noch in Vohenstrauß und Umgebung.

Hinweis

Helmut Erndt macht mit seinen Postkarten auch ganze Präsentationen. Er zeigt sie gerne bei passenden Veranstaltungen oder stellt sie aus. Das Ganze ist kostenlos. Die Postkarten sind allesamt aus dem letzten und vorletzten Jahrhundert und beinhalten oft Glückwünsche für Weihnachten, Ostern, Geburtstage, Namenstage.

Kontaktaktdaten bei Interesse:

Helmut Erndt
Silberhüttenstraße 13,
92696 Flossenbürg
Tel.: 09603/2496
Mobil: 0160/8714402
Email: helmut.erndt@gmx.de

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