Kriegsende in Weiden: Hollywood-Star Ingrid Bergman tritt am Stockerhut auf
Weiden. Hätten Sie's gewusst? Die legendäre Schauspielerin Ingrid Bergman ist 1945 in Weiden aufgetreten. Sie war Teil einer amerikanischen Bühnenshow für in Deutschland eingesetzte US-Soldaten.
Und mit ihr Sängerin Martha Tilton, Entertainer Jack Benny und Mundharmonika-Spieler Larry Adler. Historiker Dr. Marc Rothballer ist es zu verdanken, dass man jetzt ein wenig mehr über den sensationellen Auftritt des Weltstars weiß. Er hat einen ausführlichen Beitrag für den Oberpfälzer Heimatspiegel 2025 verfasst.
“Die USO-Shows waren für die amerikanischen Truppen eine tolle Sache. Große Stars aus Hollywood sind während der Kampfhandlungen in Frontnähe und nach Kriegsende durch die Besatzungszone gereist”, erklärt Rothballer. Sie boten den Soldaten Entertainment, das sie sonst nicht einmal zu Hause hätten erfahren können. Das Militär hielt die Moral der Truppe am Laufen. Parallel taten Stars wie Frank Sinatra (der sich um den Wehrdienst gedrückt hatte) etwas gegen ihr schlechtes Gewissen.
Soldat macht privat Fotos
Die Shows wurden von den amerikanischen GIs viel bejubelt. Und so war es auch in Weiden. Dass es von dem Event, der vermutlich auf dem Kasernengelände am Stockerhut stattfand, Fotos gibt, ist einem amerikanischen Soldaten zu verdanken, der in Neustadt/WN einquartiert war: William L. Faulk aus Texas (“Kriegsende in Neustadt/WN: Historiker entdeckt bisher unbekannte Fotos”).
In Weiden waren nach Kriegsende Amerikaner stationiert, unter anderem in der heutigen Major-Radloff-Kaserne im Stadtteil Stockenhut sowie gegenüber, auf dem Gelände des Kriegsgefangenenlagers Stalag XIIIb. Rothballer tippt, dass auch das Gastspiel der USO hier über die Bühne ging. Er hat Ausgaben des “Snipers” aufgetrieben, einer Soldatenzeitung der Amerikaner, die in der Weidener Druckerei von Ferdinand Nickl gedruckt wurde.
Das Konzert fand vor rund 12.000 Soldaten am 15. Juli 1945 statt. Ingrid Bergman war damals durch “Casablanca” schon weltberühmt. Sie spielte einen Ausschnitt aus ihrem bevorstehenden Broadway-Stück “Joan of Arc”.
Berühmtes Foto in der Badewanne
In der Foto-Biographie “Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern”, erschienen im Verlag Schirmer/Mosel, ist der Zeit von 1945 bis 1949 ein ganzes Kapitel gewidmet. Die Schauspielerin beschreibt ihre Ankunft nach Kriegsende: “Als ich am 6. Juni 1945 in Paris eintraf, um mit Jack Benny, Larry Adler und Martha Tilton auf eine Tournee für die amerikanischen Truppen zu gehen, war der Krieg seit knapp einem Monat zu Ende. Paris war wunderbar… Ich war seit acht Jahren nicht in Europa gewesen und es war, als würde ich von neuem zu leben beginnen.”
Die Schauspielerin hatte in diesen Monaten eine romantische Affäre mit dem Kriegsfotografen Robert Capa, der für US-Magazine das zerstörte Berlin fotografiert. Auf Anregung von ihm entstand das Foto von Ingrid Bergman in einer zerbrochenen Badewanne auf einer Straße in Berlin. Auch von ihren Auftritten von Soldaten in ganz Deutschland sind einige Schnappschüsse im Bildband enthalten, beispielsweise aus Heidelberg.
Literaturtipps
Ein ausführlicher Bericht über den Auftritt von Ingrid Bergman von Historiker Dr. Marc Rothballer ist im Oberpfälzer Heimatspiegel 2024, erschienen im Verlag Eckhard Bodner Pressath, nachzulesen. Von Rothballer ist aktuell ein weiteres neues Werk erschienen: “Ehrenmänner und Straßenfeger” im Pustet-Verlag (608 Seiten, 56 Euro). Rothballer vergleicht darin die Straßenbenennungen in Weiden und Passau und beleuchtet die dahinterliegenden Ehrregime, Benennungsmotive und Kontroversen. Dabei greift er auch ganz aktuelle Fälle auf wie etwa den Bürgerentscheid in Eslarn, in dem sich die Mehrheit dafür aussprach, weiterhin einen Missbrauchstäter mit einer Straßenbenennung ehren zu wollen und die Debatte zum Oberpfälzer Nobelpreisträger und Antisemiten Johannes Stark.
Die Situation zum Kriegsende in Weiden wird im neu aufgelegten Sammelband “Sie kommen! – Die letzten Kriegstage in der Oberpfalz” ausführlich beleuchtet, herausgegeben von Christine Ascherl, erschienen im März 2025 im Verlag Battenberg-Bayerland in Regenstauf.
Der Verlag Schirmer/Mosel hat seit 2015 einen opulenten Bildband über “Ingrid Bergman – Ein Leben in Bildern” im Programm. Die große autorisierte visuelle Biographie von Lothar Schirmer ist in Zusammenarbeit mit Tochter Isabella Rossellini entstanden. Die Familie Ingrid Bergmans veröffentlicht ihren Fotoschatz. Auf über 500 Seiten und in fast 400 Abbildungen zeigt das Fotobuch alle Stationen ihres beruflich wie privat aufregenden Künstlerlebens.
Am 1. April 2025 erscheint im Verlag Schirmer/Mosel zudem ein interessanter Bildband zum Thema: “1945 – Photo-Ikonen eines Jahres”.
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