Homeoffice-Pflicht: Unternehmer platzt der Kragen

Weiden/Vilseck. Unternehmer Franz-Josef Einhäupl regt sich mächtig über ein Schreiben der Berufsgenossenschaft auf. Was ihn zum Kochen bringt. 

Franz-Josef Einhäupl, Geschäftsführer Einhäupl Plus. Bild: Firmengruppe Einhäupl.

“Ich habe mich derart über ein jüngst ins Haus geflatterten Fragebogen der BG (Berufsgenossenschaft) geärgert, dass ich nicht anders konnte als denen anstelle des Fragebogens den anhängenden Brief zurück zu schicken”, erklärt Franz-Josef Einhäupl, Geschäftsführer bei Einhäupl Plus. 

Der Unternehmer trägt die Maßnahmen, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, seit Monaten mit. Eine Homeoffice-Pflicht geht ihm zu weit. Er schreibt:

Sehr geehrte Berufsgenossenschaft Holz und Metall!

Zuallererst versichere ich Ihnen, dass ich persönlich und wir als Unternehmen ihre Arbeit im Großen und Ganzen gut finden. Denn unser Anliegen ist zuallererst, dass unsere Mitarbeiter/innen nach getaner Arbeit wieder gesund und wohlbehalten zuhause ankommen.

In der vergangenen Woche habe ich Ihr Schreiben „Selbstauskunft – Arbeiten von zuhause“ nebst einigen Unterlagen/Fragebogen erhalten. Darin begründen Sie, warum wir zur Auskunft „verpflichtet“ seien und kündigen auch an, dass Sie vorerst persönliche Kontrollen vermeiden wollen. Zur Erinnerung: Ihr Schreiben datiert vom 01.02.2021.

Ganz ehrlich: Ich bin entsetzt!

Wir sind „industrienah“ tätig und so scheidet für ca. 85 Prozent unserer Belegschaft „Arbeiten von zuhause“ GRUNDSÄTZLICH aus. Im Februar des vergangenen Jahres – 11 Monate VOR ihrem Schreiben – haben wir begonnen Maßnahmen im Betrieb zu ergreifen, die das Infektionsgeschehen eindämmen sollen. Dazu hatten wir weder eine BG noch irgendeinen anderen Gesetzgeber gebraucht.

Unser Antrieb war zweierlei: Schutz unserer Leute und Aufrechterhaltung der Arbeitsfähigkeit im Unternehmen. Einige Maßnahmen waren:

  • Die Schichten wurden auseinander gezogen (die Leute KONNTEN sich gar nicht treffen)
  • Aufstellung von Notfallplänen im Falle von Betriebsstilllegung
  • Eigenverantwortliches Nähen von mehreren hundert Alltagsmasken
  • Einbau von Spuckschutzscheiben
  • Tische zersägt und verbreitert
  • Installation von Desinfektionsspendern
  • Erweiterung der Büroräume (dort, wo es ging)
  • Begrenzung der Personenanzahl in kleineren Räumen
  • Verschiebung von Pausenzeiten für das Personal I
  • nvestition in Hard- und Software für Videokonferenzen
  • Installation von VPN-Tunneln für potentielle Heimarbeiter (aus der Verwaltung)
  • Dort wo sinnvoll, Vereinbarung von Homeoffice
  • Installation von zusätzlicher Hardware, um Abstand wahren zu können (Duplizierter Bildschirm)
  • …..

In all unseren Standorten und Betriebsteilen durften und konnten wir bisher komplett durcharbeiten. Dafür danke ich Gott und unseren Leuten, die unsere Vorgaben weitgehend mitgetragen und eingehalten haben. Wir haben mit unseren Leuten bis zur Androhung der Kündigung diskutiert, dass sie die Alltagsmasken tragen müssen. Wir haben dort, wo uns die Leute in Quarantäne geschickt wurden, überbrückt, was nicht möglich schien.

Bisher hatten wir – wieder danke ich Gott und unseren Leuten – das Scheißvirus daran hindern können sich in unseren Betrieben breit zu machen. Wir konnten unseren Leuten einen Coronabonus zahlen. Und JETZT kommen Sie und „fordern“ von uns Informationen zu einem angeblich „rechtlich vorgeschriebenen“ Homeoffice Verfahren. Glauben Sie wirklich, dass das irgendjemanden weiter bringt?

Die Konzerne haben dafür die entsprechenden Abteilungen – von denen bekommen Sie die Meldungen sicherlich.

Wir Mittelständler haben keine entsprechenden Abteilungen – wir haben alle Hände voll zu tun, dass wir unseren Laden am Laufen halten.

Wir haben auch keinerlei Bedarf an unsinnigen Fragebögen. Sie wissen doch „eigentlich“ besser als ich, dass diese „Forderung“ nach Homeoffice derart mit heißer Nadel gestrickt ist, das sich verschiedene juristische Forderungen gegenseitig ausschließen und wir Unternehmer quasi immer „irgendetwas“ falsch machen „müssen“.

Die „eigentlich“ logische Konsequenz: betriebliche Gründe, die Homeoffice nicht zulassen. So arbeiten wir im Mittelstand aber nicht! Wir suchen nicht nach „Geht nicht!“ Wir suchen zusammen mit unseren Leuten gangbare und machbare und sichere Lösungen!

Ich habe das geprüft: Unsere Verwaltungsangestellten kommen allesamt mit dem eigenen Auto (allein) (oder Betriebsfahrzeug)/ mit dem Rad oder zu Fuß zur Arbeit – kein öffentliches Verkehrsmittel und sitzen dann in Einzelbüros oder recht großen Räumen hinter Scheiben zum Parteiverkehr und haben Zugriff auf OP-Masken…… Und JETZT kommen Sie und wollen uns verdonnern, dass wir unsere Leute in´s Homeoffice zwingen. Andererseits suchen die weiterführenden Schulen händeringend Betriebe, in denen die entsprechenden Praktika gehalten werden können…… Wie soll das gehen OHNE die Stammbelegschaft?

So, jetzt höre ich auf.

Ich bin ganz sicher kein Coronaleugner; ich nehme das alles sehr ernst; ich kenne persönlich Personen, die verstorben sind und auch solche, die schwer an den Folgen einer Infektion tragen. Ich trage auch alle Maßnahmen mit, die uns auferlegt werden – im Nachhinein weiß jeder alles besser. Aber, das was mit Blick auf Homeoffice abgeht, geht zu weit!

Schaut euch das vor Ort an, bevor ihr Fragebögen im Gießkannensystem verschickt! Oder lasst es ganz bleiben.

Mit freundlichen Grüßen

Franz Josef Einhäupl 
Geschäftsleitung Einhäupl Plus Weiden/Vilseck

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