Hubert Schober musikalische Früherziehung: Mit Heintje fing eigentlich alles an

Parkstein. Hubert Schober ist seit Jahrzehnten erfolgreicher Konzertveranstalter. Der studierte Sozialpädagoge aus Parkstein holte nicht nur Rio Reiser oder Manfred Man nach Weiden. Er veranstaltete auch international erfolgreiche Shows wie die Circus-Produktion Mother Africa. Für OberpfalzECHO rezensiert er musikalische Neuerscheinungen und Evergreens.

Stationen eines Show-Makers: Der noch junge Hubert Schober (rechts) auf dem Weg zum international erfolgreichen Veranstalter. Bilder/Montage: privat/jrh

Stolz präsentierte meine Mutter den Verwandten und Bekannten den juvenilen Hubert Schober um das Jahr 1964 herum, da er eine komplette Langspielplatte von Heintje auswendig nachsingen konnte. Außer ein paar Volksmusik-, Märchen- und Operetten-Platten gab es nämlich sonst nichts im Hause Schober.

Der musikalische Input wurde auf Sparflamme über „Die Schlager der Woche“ auf einem betagten Röhrengerät und mindestens nochmals 5 Jahre später über unseren ersten Fernseher mit der „Hitparade“ von Dieter-Thomas Heck und „Disco“ mit Ilja Richter verabreicht.

Erste selbstgekaufte Platte: UFO

Wie es dann noch ein paar Jahre später dazu kam, dass ich ein glühender Deep Purple-Fan wurde, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Die erste selbstgekaufte Platte, eine Single, war jedenfalls UFO, mit „Prince Kajuku“ und auf der B-Seite, „The Coming Of Prince Kajuku“. Es folgten ein paar T.Rex– und Gary Glitter-Singles, eine Les Humphries-LP und schon sehr bald David Bowies „The Man Who Sold The World“, die ich mit ein paar Jesus-Latschen, Räucherstäbchen und zwei Batikhemden in einer Boutique in Amberg erstand.

Das frühe Herz gehörte aber vorwiegend dem Prog-Rock und vor allem Yes und Genesis wurden abgöttisch geliebt. Man hob sich vom Mainstream ab und konnte darauf herrlich und ausgiebig den Ausdruckstanz üben. Sehr zum Missfallen übrigens der Mitschüler, denn die wurden via 4-Spur-Tonbandgerät bei den Klassenfeten mit „Supper‘s Ready“ oder „Ummagumma“ an Stelle von Suzi Quatro, Sweet, Slade & Co. beschallt. Weitere Lieblingsbands wurden Supertramp, 10cc, Steely Dan – Crosby, Stills, Nash & Young und Traffic, deren Doppel-LP „On The Road“ weiterhin zur Insel-Platte Nr. 1 gehört.

Studentenjahre: Jazz-Rock-Phase

In der Studentenzeit machte man seine Jazz-Rock-Phase durch, war stolz darauf, Sade, INXS, Simply Red und noch ein paar andere als erstes entdeckt zu haben – um sich dann ausgiebig den Errungenschaften von Van der Graaf Generator, Peter Hammill, Frank Zappa, Velvet Underground, den Grateful Dead aber auch Joni Mitchell, James Taylor, JJ Cale oder Jackson Browne hinzugeben.

New Wave wurde mit Joe Jackson nur gestreift, Punk ignoriert, die Deutsche Welle ebenso, Indie-Rock hieß dann ab Mitte der Achtziger das Gebot der Stunde – und damit Künstler wie der Jazz Butcher, Nikki Sudden, Lloyd Cole, die Pixies, Giant Sand, Buffalo Tom, Robyn Hitchcock und und und … und dann kamen da auch schon die ersten Konzerte ins Spiel …

Spielwiese JUZ Weiden

Erste Spielwiese war das JUZ Weiden, wo ich genau 10 Jahre meiner Leidenschaft frönen konnte. Unspektakulär angefangen mit der Hanse Scheurer Band, Alex Kirkpride, Al Jones Blues Band oder Hans Söllner richtete sich der Fokus spätestens mit der Ausrichtung des 1. Zelt-Festivals auf die große weite Welt des Show Biz, denn als Headliner wurde John Cale für sein einziges und seit langem wieder erstes Europa-Konzert verpflichtet. Der Velvet Underground-Musiker wurde irgendwie vergessen, aber als leidenschaftlicher Fan nicht in meinem Herzen – und so wurde ein Traum wahr.

Ohne Erfahrung, ohne Internet war das damals, Ende der 80er noch eine richtige Herausforderung. Man musste Briefe schreiben, Telefonieren nach Übersee musste von der Stadt genehmigt werden und überhaupt war man des Englischen als Umgangssprache nicht so wirklich mächtig. Wie auch immer, das Konzert fand vor ausverkauftem Hause statt, Karten wurden bis nach Portugal oder Spanien verkauft, selbst das Magazin Spex berichtete über das Konzert – und unser Sozialpädagoge verwandelte sich still und (gar nicht so) heimlich in einen Konzertveranstalter, der auch bald nebenher seine eigene Agentur (Ship Of Fools) gründete, eine eigene Gazette herausgab und für befreundete Konzertagenturen als örtlicher Veranstalter fungierte.

Das Zelt sollte dann auch zu einiger Berühmtheit gelangen, führte es doch internationale Künstler wie Manfred Man, Mothers Finest, Buddy Miles, The Temptations oder auch eines der letzten Konzerte von Rio Reiser in die Max-Reger-Stadt.

Gesellschafter von Power Concerts

Wurden Konzerte und Konzertreihen im Charly In, im Club, Zum alten Bahnhof, im Josefshaus oder im Wagner Saal in Sulzbach-Rosenberg noch im Nebenerwerb organisiert, folgte 1996 der Wechsel als geschäftsführender Gesellschafter zu Power Concerts nach Burglengenfeld. Vorbei war es mit dem Hobby, man musste sich jetzt ganz den Verlockungen und Risiken der professionellen Vermarktung von Künstlern jeder Colour stellen. Dumm nur, dass Klassik-, Schlager- und Volksmusik-Konzerte lukrativer waren als der Rock’n’Roll. Veranstaltet wurde aber alles, was nicht vor Zwölf auf dem Baum war.

So steht ein Andre Rieu in einer Ahnenreihe mit Bruce Springsteen, nur dass man bei Ersterem wirklich gutes Geld verdient hatte. Neben Konzerten mit unzähligen Künstlern aller Sparten von Hof bis Ingolstadt, von Passau bis Neumarkt kam mit der Power Concerts Tourneen GmbH ein neues Kind zum Manne, die Durchführung und Produktion von bundesweiten Konzert-Tourneen. Angefangen mit Kinder-Musicals (Oh, wie schön ist Panama, Jim Knopf und andere) fand im neuen Jahrtausend der Sprung nach China statt. Dem Großen Chinesischen Circus Hebei und den Meistern des Shaolin Kung-Fu wurde ab jetzt ein großer Teil der Aufmerksamkeit zuteil. Diese Aufgabe erforderte vor allem viele Auslandsreisen, sodass ein Pass alleine schon bald nicht mehr ausreichte.

Mit Kinder-Musicals fing es an. Bild: Schober

Circus-Produktion Mother Africa

Mit der Circus-Produktion Mother Africa wurde dann ein weiterer Traum war, der erste und einzige Zirkus ausschließlich mit Künstlern vom schwarzen Kontinent. Leider hatte ein anderer Impresario aus Wien eine fast identische Idee zur gleichen Zeit – und zudem ein paar Millionen im Rücken, sodass Afrika! Afrika! von André Heller ein Jahr früher auf den Markt kam – am Rande bemerkt: Die Heller-Produktion lief irgendwann in die Insolvenz, ich betreue inzwischen seit ein paar Jahren beide Produktionen.

Mit Mother Africa schrieb ich unter dem Dach von FKP Scorpio in Hamburg eine Erfolgsgeschichte. Neben alljährlichen Tourneen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereiste ich auch Ziele wie Australien (mehrmals), den USA (auch mehrmals), Indonesien, den Philippinen, Singapore, Ägypten, Russland, England, Costa Rica, Rumänien, Spanien und viele Länder mehr. Höhepunkte dabei sicherlich die Gastspiele am Broadway, in Dolly Partons Erlebnispark „Dollywood“ oder bei einer Ehrung von Sir Richard Brenson in Deutschland.

Daneben widmete ich mich noch Produktionen wie One Night Of Queen, der japanischen Multimedia-Performance-Show Siro-A, Rhythm Of The Dance, The Ultimate Thriller, Khon Mask Dance bis hin zu einer Tour mit US-Wrestlern.

Und wo bleibt die Musik? Auf dem Plattenteller!

Sie blieb berufsmäßig ein wenig auf der Strecke, wobei es sowohl bei Mother Africa als auch bei The Ultimate Thriller ja doch recht musikalisch zuging. Im Privaten aber wurde fleißig gehört und auch gesammelt. Der Musikgeschmack wurde um viel Folk, Singer/Songwriter, Art-Pop, Americana und quasi jede Art von etwas „abseitiger“ Musik erweitert, sodass die Sammlung inzwischen zehntausende von Tonträgern umfasst.

Vorwiegend sind es zwar CDs, aber die Pandemie mit Ihrer Langeweile hat die Vinylleidenschaft wieder entfacht, sodass jetzt nicht nur Neues, sondern vermehrt olle Kamellen von Free, Humble Pie, The Who, Jim Capaldi, David Bowie, Al Stewart, Cat Stevens, Neil Young und vielen mehr auf dem Plattenteller landet – und das leise Knistern genossen wird.

Überhaupt das Knistern

Als alter Nostalgiker, aber auch freier Forschergeist sind mir neue Musiken immer willkommen, ich will sie aber auch haptisch erleben können. Der Abschied von der Platte fiel schwer – und wurde so lange wie eben möglich hinausgezögert. Die CD erst spät goutiert, dann aber ob ihres meist weit höheren Informationsgehalt – das Booklet – mehr und mehr geschätzt. Ein Download oder gar Stream entwertet für mich die Musik und ist nur praktisch, weil man sich halt über die entsprechenden Dienste wirklich (fast) alles im Netz besorgen und auch anhören kann.

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