Immun gegen Corona? Start für Antikörpertest

Tirschenreuth. Wie viele Menschen im Landkreis Tirschenreuth haben sich tatsächlich mit dem Corona-Virus infiziert? Wie viele von ihnen gelten jetzt als immun? 

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Die Corona-Fallzahlen im Landkreis Tirschenreuth waren vergleichsweise hoch. Mit freiwilligen Studienteilnehmern wollen zwei Wissenschaftler die Dunkelziffer ermitteln und die mögliche schützende Wirkung der Corona-Antikörper erforschen.

Die Wissenschaftler der Universitätskliniken Regensburg und Erlangen haben den 29. Juni als Start für die vom Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK) in Auftrag gegebene Antikörpertestung für die Studie „Prospektive Covid19-Kohorte Tirschenreuth“ (TiKoCo19) fest im Visier. Basierend auf einer von den Gemeinden im Landkreis Tirschenreuth vorgenommenen zufälligen Stichprobenanalyse wurden in den vergangenen Tagen 7.200 mögliche Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer ermittelt. Von diesen werden zunächst 4.800 Einwohnerinnen und Einwohner in den nächsten Tagen Post von den beiden Unikliniken erhalten. Prof. Dr. Wagner (Universität Regensburg) und Prof. Dr. Überla (FAU Universität Erlangen-Nürnberg) bitten um die freiwillige Teilnahme an der Studie.

Wie viele sind immun gegen das Corona-Virus?

Der Landkreis Tirschenreuth weist vergleichsweise viele gemeldete COVID-19-Fälle auf. Durch den Nachweis von Virus-spezifischen Antikörpern wollen die beiden Studienleiter herausfinden, wie viele Menschen sich im Landkreis Tirschenreuth mit dem Virus infiziert haben. Die Summe der Infizierten kann Aufschluss über die Immunität in der Bevölkerung geben, was wiederum Rückschlüsse auf die Ausbreitungsdynamik zulässt. Gleichzeitig erwarten die Wissenschaftler wichtige Hinweise auf die Qualität und die Langlebigkeit sowie eine mögliche schützende Wirkung COVID-19-spezifischer Antikörper.

„Um diese Informationen zu erarbeiten, müssen wir mindestens 3.600 Einwohnerinnen und Einwohner über 14 Jahre für die Abnahme einer Blutprobe gewinnen.

Wir brauchen die Unterstützung der Tirschenreuther Bevölkerung“

so die beiden Wissenschaftler. Landrat Roland Grillmeier unterstützt diese Initiative ausdrücklich: „Mit Ihrer Teilnahme leisten Sie einen wichtigen Beitrag zur Bestimmung der Dunkelziffer der tatsächlich Infizierten und zur Bedeutung COVID-spezifischer Antikörper“.

Blutabnahmezentren in Kemnath, Wiesau und Tirschenreuth

Die Versendung der Einladungen zur Studienteilnahme der über 14-Jährigen beginnt diese Woche mit entsprechendem Vorlauf zum jeweils geplanten Blutabnahmetermin. Mit dem Einladungsschreiben erhalten die ausgewählten Einwohnerinnen und Einwohner wichtige Hintergrundinformation zur Studie sowie einen Kurzfragebogen, der die Interpretation der Studienergebnisse unterstützen soll.

Die möglichen Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer werden gebeten, im Zeitraum vom 29. Juni bis zum 17. Juli an einem konkreten Termin jeweils zwischen 16 Uhr und 21 Uhr eines der drei vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) eingerichteten Blutabnahmezentren in Tirschenreuth (Turnhalle St. Peter, St. Peter Str. 38), Wiesau (Mittelschule Wiesau, Schulstraße 6) und Kemnath (Alte Schule Waldeck, Alte Straße) aufzusuchen und sich zu einer Blutabnahme vorzustellen.

Die Teilnahme ist absolut freiwillig. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer stimmen der Studienteilnahme schriftlich zu. Wenn gewünscht, erhalten die Teilnehmerinnen und -teilnehmer ihren Befund der Antikörperuntersuchung im Anschluss an die Analyse. Dann kennen sie ihren COVID-Immunstatus. 

Antikörpertest bei Kindern unter 14 Jahre

Im Rahmen der Studie TiKoCo19 werden unter anderem alle Kinder im Alter von 6 Monaten bis 13 Jahren zu einer freiwilligen, anonymen Testung am 23.6., 24.6. und 26.6.2020 jeweils von 9.00 bis 12.30 Uhr und von 13.00 bis 16.00 Uhr im Testzentrum in Tirschenreuth, Einsteinstrasse 10 (Eingang rechts an der Halle), eingeladen. Dort werden sie von einem Team aus erfahrenen Kinderärzten empfangen.

Eingeladen sind alle Familien aus dem Landkreis Tirschenreuth, ganz unabhängig, ob die Kinder oder weitere Familienmitglieder erkrankt waren oder nicht. Ein Einladungsschreiben per Post ist für die Untersuchung der Kinder nicht nötig. Interessierte Eltern können einen Wunschtermin (im 5 Minutentakt) selbständig direkt über das Internet buchen. Auch in den Kinderarztpraxen Dr. Hofmann, Dr. Beer/Schirmer und Dr. Tretter finden bereits seit Anfang Juni Testungen für die Studie statt. “Wenn Sie dort Patient sind, wenden Sie sich bitte an die jeweilige Praxis, die Testung kann dann in der Praxis durchgeführt werden”, heißt es aus dem Landratsamt Tirschenreuth.

Die Ergebnisse der Kinder aus Tirschenreuth werden im Rahmen der vom StMWK finanzierten Studie TiKoCo19 gemeinsam mit den Daten der Erwachsenen aus dem Landkreis ausgewertet. Darüber hinaus werden die Daten auch im Rahmen der Studie „Antikörper gegen Corona-Virus bei Kindern in Bayern (CoKiBa)“ ausgewertet. „Ziel dieser Studie ist es, in besonders betroffen Landkreisen in Bayern über die Bestimmung der COVID-19 Antikörper möglichst zeitnah den Status Quo in Kindern zu erfassen, um daraus wichtige Informationen zum Umgang des kindlichen Immunsystems mit der Infektion abzuleiten“, so die CoKiBa Studienleiter Prof. Dr. Kabesch und Dr. Leipold.

Wie wirksam sind/waren Corona-Maßnahmen?

Der Freistaat Bayern finanziert die „Prospektive Covid19-Kohorte Tirschenreuth“ (TiKoCo19) im Kampf gegen die Pandemie mit weit über einer halben Million Euro, betonte Wissenschaftsminister Bernd Sibler bereits bei der Vorstellung der Studie vor wenigen Wochen. Mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien zu COVID-19 könne man zum Beispiel „besser beurteilen, wie wirksam die aktuellen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung sind“.

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