Infozentrum Granit macht Handwerk des Steinhauers erlebbar

Flossenbürg. Ende gut, alles gut. Die Sanierung des Steinhauerhauses, die 2021 den Ort zu spalten drohte, ist beendet und wird auch von einstigen Gegnern als gelungen betrachtet. Das „Infozentrum Granit“ kann ab sofort besucht werden.

Pfarrer Wilfried Römischer segnet das sanierte Gebäude, das er als einen „Ort gegen das Vergessen“ bezeichnet. Foto: Gabi Eichl

Von dem Streit um Umfang und Finanzierung des Projektes, der vor zwei Jahren ums Haar zu einem Bürgerentscheid geführt hätte, ist nichts mehr zu spüren, als Bürgermeister Thomas Meiler am Freitagnachmittag vor der Kulisse des Schlossbergs von einem „kleinen, aber feinen Museum“ spricht, das hier aus einer Ruine entstanden sei.

Bedeutung des Granitabbaus für die Gemeinde

Wie schon bei der Vorstellung des Buchs über die Kulturgeologie des Flossenbürger Granits betont Meiler, wie sehr ihm dieses Projekt ein Herzensanliegen gewesen sei. Nun sei nicht nur in Buchform, sondern auch erlebbar dokumentiert, was der Granitabbau für die Gemeinde jahrhundertelang bedeutet habe, wie sehr die Menschen davon bis heute geprägt seien.

Für Bürgermeister Thomas Meiler hat eine Herzensangelegenheit ihr glückliches Ende gefunden. Foto: Gabi Eichl

Das frühere Steinhauerhaus war das letzte Zeugnis seiner Art. Zu einer nicht mehr betretbaren Ruine verkommen war ein Abbruch die Alternative zur Sanierung. Der Geschäftsführer des Geoparks Bayern-Böhmen, Dr. Andreas Peterek, brachte die Möglichkeit ins Spiel, einen Umbau in ein Infozentrum, das auch wissenschaftlich genutzt werden soll, über europäische Mittel zu fördern. Voraussetzung war, Partnerprojekte in Tschechien zu finden. Das gelang in Sokolov und in Plana; der Leiter des Sokolover Museums war am Freitag auch zu Gast bei der Einweihung.

Länderübergreifendes Projekt “Granit und Wasser”

Die Sanierung des Steinhauerhauses wurde Teil des 1,2 Millionen schweren ETZ-Projektes 307 namens „Granit und Wasser“; ETZ steht für Europäische Territoriale Zusammenarbeit. Ein Bürgerentscheid hätte, wäre er nicht durch einen Kompromiss abgewehrt worden, das gesamte Projekt zu Fall gebracht, nicht nur den Flossenbürger Part. In Plana wurden in diesem Rahmen zum Beispiel zwei Brunnen in der Altstadt saniert.

So hat das Steinhauerhaus vor der Sanierung ausgesehen… Foto: Gabi Eichl

Zu den 85 Prozent EU-Mitteln hat laut Peterek der Geopark Bayern-Böhmen noch einmal nicht ganz 25.000 Euro beigesteuert. Peterek spricht von einem „wunderschönen Geburtstagsgeschenk“ für den heuer 20 Jahre alten Geopark.

… und so sieht das „Infozentrum Granit“ aus, das aus der Ruine geworden ist. Foto: Gabi Eichl

Albert Nickl, der in seiner Funktion als stellvertretender Landrat in dem Streit vor zwei Jahren zu vermitteln versucht hatte, sieht das „Infozentrum Granit“, so die offizielle Bezeichnung, als weiteren Anziehungspunkt einer „Perle im Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald“, wie er Flossenbürg bezeichnet. MdL Stephan Oetzinger sucht den einstigen Querelen Positives abzugewinnen; diese seien auch ein Zeichen bürgerschaftlichen Engagements gewesen.

Ein guter Ort, sich zu erinnern und zu staunen.Pfarrer Wilfried Römischer

Der Flosser Pfarrer Wilfried Römischer spricht von einem „Ort gegen das Vergessen“, einem „guten Ort, sich zu erinnern und zu staunen“. Immerhin seien auch heute noch viele Familien in der Gemeinde mit der Tradition des Steinhauerhandwerks verbunden.

Der Geschäftsführer des Geoparks, Dr. Andreas Peterek (Mitte), erläutert das Konzept der Dauerausstellung; nicht nur Bürgermeister Thomas Meiler (rechts), auch MdL Stephan Oetzinger und der stellvertretende Landrat Albert Nickl zeigen sich erfreut über das gute Ende des Projektes. Foto: Gabi Eichl

Diese Tradition will die Dauerausstellung „Granit und Mensch“ in der täglich geöffneten Infostelle möglichst physisch erlebbar nahe bringen. Es gibt eher wenig zu lesen, aber viel zu sehen und auch anzufassen. Es sind zum Beispiel Interviews mit Zeitzeugen festgehalten, ein Film dokumentiert den Weg „vom Gestein zum Pflasterstein“.

Von der Ruine zum Museum

  • Die Idee entsteht auf dem Weg des Granits zwischen Bürgermeister Thomas Meiler und dem Geopark-Geschäftsführer Dr. Andreas Peterek.
  • Peterek weist auf Fördermittel hin, sollte das Projekt grenzüberschreitend angelegt werden.
  • Der Gemeinderat entscheidet sich 2020 mit Mehrheit, das Projekt zu unterstützen.
  • 2021 kommt es zu heftigen Querelen über Umfang und Finanzierung des Projektes, Teile des Gemeinderates fühlen sich übergangen.
  • Ein Bürgerentscheid kann gerade noch durch einen Kompromiss abgewendet werden.
  • Die Gesamtkosten bleiben am Ende mit 407.000 Euro sogar unter dem geplanten Rahmen; 85 Prozent werden bezuschusst.
  • Die Infostelle ist täglich geöffnet, die Ausstellung in drei Sprachen selbsterklärend.

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1 Kommentare

Rega - 15.05.2023

Störend, wenn man oben an der Ruine sitzt. Vorher Natur, die sich ihren Raum zurückerobert. Jetzt hässliches Steinwerk, das die Landschaft stört. Ich vermute, man hat zuviel Geld.