Inklusions-Comedy vom Feinsten: Timur plaudert aus dem Nähkästchen

Weiden. Da stand der eine auf der Bühne, während der andere krank daheim im Bett lag. Das angekündigte "Timur & Toby Duett" schrumpfte am Samstagabend auf der "Kulturbühne im Kulturbahnhof" zum Soloprogramm.

Timur nimmt kein Blatt vor den Mund. Foto: Helmut Kunz

Dabei hatte beim Samstagabend im Kulturbahnhof alles begonnen wie geplant. Timur machte seine Gags und dann kam auch ein Toby dazu. Dass es nur das Double war, merkten die Fans natürlich sofort. Der Fake war auch nur fürs Intro gedacht. Toby überließ es Timur, allerhand Lebenserfahrungen, die er durch sein Handicap erfahren hat, auf seine launige Art publik zu machen.

Timur schmeißt den Abend alleine

Die Show lief also nicht ganz nach dem Motto: „Treffen sich ein Blinder und ein Hörgeschädigter“. Was wie der Anfang eines schlechten Gags klingt, ist für Timur und Toby Alltag. Während der eine nicht richtig sieht, hört der andere nicht richtig zu.

Missverständnisse sind hier vorprogrammiert. Aber ohne die wäre die Welt auch irgendwie langweilig, sagt sich jedenfalls Timur, der den Abend natürlich allein schmiss. Er hatte seine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Sah, was viele übersehen. Seit drei Jahren sieht Timur die Welt mit anderen Augen. Fast blind und mit Blindenstock bewaffnet, erzählte er humorvoll von seinen Begegnungen im Alltag.

Saftiger Humor

So habe er gelernt, sich besser nicht mehr vom eigenen Vater rasieren zu lassen. Er habe es langsam satt, mit Armbinde und geschichtlich bekanntem Bartschnitt Anfeindungen zu riskieren. Auch wolle er nicht mehr von über-hilfsbereiten Menschen in einen Zug gesetzt werden, in den er gar nicht einsteigen wollte. Timur machte auf der Bühne deutlich, wie lebensfroh der Mensch trotz körperlicher Einschränkung sein kann und wie viele positive Erfahrungen er draußen im Alltag macht, die er sonst wohl nie gemacht hätte.

Bestätigung vom Publikum

Der tosende Applaus im Parapluie und die Forderung nach Zugaben bestätigten ihm, dass er seinem Publikum wieder einmal einen schönen, lustigen und kurzweiligen Abend beschert hatte. Denn bei Timur gab es keine Fettnäpfchen, in die er trat, nur Fritteusen. Was seine Augen nicht mehr erfassen können, ersetzte seine Fantasie mit Bildern in seinem Kopf, die er auf der Bühne beschrieb und mit seinen Anekdoten schmückte.

Timur packte jeden Zuschauer, wenn er auf beeindruckende und humorvolle Weise erzählte, was sich seit seiner Augenkrankheit in seinem Leben verändert hat: eigentlich gar nichts –außer Joggen. Es war Inklusions-Comedy vom Feinsten. Versetzt auch mit ein paar positiven Botschaften.

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